Zoff um Alpen-„Kölsch”Kölner Markenschützer nimmt Ösi-Brauer ins Visier

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Florian Schmisl I(l.) und Simon Gstrein (r.) sind die Grüner von Soelsch.

von Piet van Riesenbeck (pvr)

Köln – „Ein schlankes, süffiges Bier nach obergäriger Brauart”. Da wird der Kölner Biertrinker hellhörig. Na klar: Das klingt nach Kölsch. Ist es aber nicht: So bewerben zwei Cousins aus Österreich ihr „Sölsch“. Und machen in der Domstadt damit nicht nur Biertrinker hellhörig.

  • Österreicher verkaufen obergäriges Bier als „Sölsch”
  • Kölner Brauerei Verband klagt
  • Kölsch ist als Markenname und Herkunftsbezeichnung geschützt

Auch Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes, hat vom Obergärigen aus den Bergen gehört. Er ist durch sein Amt oberster Hüter der Kölsch-Konvention und Beschützer des Kölsches als geschützte Marke und geographische Herkunftsbezeichnung. 

„Sölsch”: Kölsch-Hüter klagt bei Landesamt

„Man nähert sich als Trittbrettfahrerin einer bekannten und geschützten Marke und nutzt deren Sogwirkung”, sagt Kerner zum alpenländischen Brauerzeugnis. Er hat Beschwerde eingereicht beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.

Sie richtet sich gegen Florian Schmisl und Simon Gstrein aus Sölden, Österreich. Die beiden Bier-Fans brauen das „Sölsch” in ihrer Bäckelar Brewery in den Ötztaler Alpen. Der Name setzt sich, wie Gstrein dem EXPRESS erklärt hat, zusammen aus: S (Sölden) Öl (Schwedisch für Bier) Sch (Schmisl).

Zu nah an „Kölsch”: Kölner will „Sölsch” verbieten lassen

Kerner ist das zu viel Nähe zum „Kölsch”. „Wir können uns eine Markenverwässerung nicht leisten und müssen dagegen vorgehen”, erklärt der Markenschützer. Das Kölsch so schützen zu lassen, war schließlich ein enormer Aufwand.

Das Landesamt hat auf sein Drängen hin ein Verfahren eingeleitet. Es soll prüfen, ob das Produkt "Sölsch" der Brauerei  gegen die Regelungen zum Schutz europäischer Spezialitäten verstoßen könnte. Dann müsste es womöglich eingestellt werden.

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Das „Sölsch” wird in Alu-Flaschen mit Abziehdeckeln verkauft.

Und nicht nur das. „Je nachdem, wie viele Flaschen bereits verkauft sind, kann es sein, dass es einen Rückruf geben muss”, sagt Christian Kerner. 

Beim Thema Kölsch versteht er absolut keinen Spaß. In seinem Job hat es der Rechtsanwalt immer wieder mit „Trittbrettfahrern” aus ganz Europa zu tun. Egal ob Frankfurt, Grönland oder Malta. Immer wieder versuchen kleinere Craftbeer-Brauereien unter dem Namen „Kölsch” Bier zu verkaufen. 

„Sölsch” bei EU-Markenregister eingetragen

Dass auch sein „Sölsch” ins Visier des Kölsch-Hüters geraten ist, kann Simon Gstrein überhaupt nicht nachvollziehen. „Unser Bier wird obergärig gebraut. Das ist das einzige, was es gemeinsam hat”, sagt der Bier-Sommelier auf EXPRESS-Nachfrage. „Schade, dass das jetzt so einen Aufruhr macht. Mit Kölsch wollen wir uns auf keinen Fall anlegen. Rechtlich gesehen sind wir aber sehr zuversichtlich.“

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Christian Kerner ist Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes.

Er ist trotz drohenden Rechtstreits optimistisch: „Wir arbeiten jetzt fleißig weiter. Wir haben ein tolles Produkt, was bei uns in der Region gut ankommt”.

„Sölsch”-Brauer: Wir arbeiten weiter

Denn: Die beiden Bier-Gründer und Kölsch-Fans haben sich ihr „Sölsch” beim EU-Markenregister eintragen lassen. Ohne Beanstandung. Ein kniffliger Fall also.

Das Landesamt hat den den Vorgang mittlerweile beim Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) angezeigt. Dieses nimmt jetzt Kontakt zu den Behörden in Österreich auf.

Zoff um „Sölsch”: Bundesamt eingeschaltet

„Wir müssen nun abwarten, welche Entscheidung auf der Ebene des BMEL mit dem Pendant auf österreichischer Seite getroffen wird”, erklärt Landesamtssprecher Wilhelm Deitermann auf EXPRESS-Anfrage. „Sollte das Produkt 'Sölsch' zu nah am echten Kölsch liegen, könnte beispielsweise ein Vermarktungsverbot ausgesprochen werden.”

Vielleicht muss es soweit aber gar nicht kommen. Christian Kerner hat angekündigt, die beiden Kölsch-Fans aus Österreich mal persönlich zu kontaktieren. „Ich unterstelle ihnen keine bösen Absichten”, so der Traditionswächter versöhnlich.

Ihr Bier kann er zwar nicht akzeptieren, aber möglicherweise findet man bei einem gemeinsamen Stängche (Kölsch oder Sölsch) trotzdem eine friedliche Lösung.