Die Kölner Wohnsituation wird immer angespannter. 2024 wurden in der Stadt so wenig Wohnungen gebaut wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Nicht nur teuerWohnungsnot in Köln eskaliert – neue Zahlen sind erschreckend

Copyright: Martina Goyert
2024 entstanden nur halb so viele neue Wohnungen in Köln wie im Vorjahr (Symbolfoto)
Vergangenes Jahr ist der Wohnungsbau in Köln auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gesunken.
In 2024 wurden lediglich 1819 Wohnungen fertiggestellt, was nur etwa die Hälfte der 3533 Einheiten aus dem Jahr 2023 ausmacht. Diese Zahlen entstammen einer detaillierten Auswertung der Stadt Köln über den Status des Wohnungsbaus. Das berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Kölner Wohnsituation wird immer angespannter.
Rückgang im Wohnungsbau: Was bedeuten die neuen Zahlen?
Von den 1819 im Jahr 2024 fertiggestellten Wohnungen haben Wohnungsunternehmen den Großteil mit 1102 Einheiten gebaut, während private Bauherren 470 Wohnungen errichteten. Besonders im Stadtbezirk Kalk entstanden über 500 neue Wohnungen, gefolgt von knapp 400 in Ehrenfeld und 250 in Lindenthal.
In Folge des schleppenden Neubaus verschlechtert sich die soziale Balance in der Rheinmetropole. Laut einer Studie aus 2024 vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) benötige Köln nach Berlin und Frankfurt die drittmeisten neuen Wohnungen.
Wie lange habt ihr nach einer bezahlbaren Wohnung gesucht? Wie seht ihr die Lage in Köln? Meldet euch bei uns!
„Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass das soziale Gefüge in dieser Stadt auseinanderfällt. Der Prozess hat angefangen“, warnte Baudezernent Markus Greitemann im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Obgleich 2024 die Stadt Köln die Genehmigung für 2931 Wohnungen erteilt hat, brauchen diese oft Jahre bis zur Fertigstellung. Dies erklärt auch den sogenannten Bauüberhang von 10.308 Wohnungen, eine Steigerung von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Wir sind in einer auslaufenden Krise“, äußerte sich Greitemann dennoch besorgt über den Fortschritt.
Zudem sind die Wohnungen in Köln extrem teuer. In der teuersten Straße Kölns kostet der Quadratmeter über 9000 Euro.
Der stetige Bedarf und die Anforderungen an die Stadt
Bereits 2017 setzten sich Stadt und Wohnungswirtschaft das Ziel, jährlich 6000 neue Wohnungen zu realisieren. Doch angesichts unvorhersehbarer Faktoren hinterfragt Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack die Zielwerte: „Von den Zielwerten halte ich nicht viel, weil es zu viele Faktoren gibt, die weder die Bauwirtschaft noch die Stadt beeinflussen können.“
Christan Oberst vom IW erklärt, dass „wenn wir keine Ziele mehr angeben, werden die Zahlen auch nicht mehr ernst genommen.“ Die Stadt müsse sie jedoch realistisch anpassen, denn aktuell wären 7500 neue Wohnungen pro Jahr nötig. „Politik und Verwaltung sollten sich ein Mindestziel von 4000 Wohneinheiten setzen – wenn das nicht erreicht wird, dann sukzessive, aber zügig kommunale Anforderungen reduzieren“, so Oberst weiter. (red)