Zeit drängtKölner Hochzeitscrew fliegt zu zehnt nach Dänemark und wird enttäuscht
Köln/Kopenhagen – Eigentlich wollten sie sich in Kopenhagen das Ja-Wort geben, mit Freunden die Stadt erkunden und vor allem eines: die Liebe feiern.
Stattdessen mussten Laetitia Ecklé (24) und ihr Freund Fevor Ajakarom (30) schon nach wenigen Stunden in Dänemark so schnell wie möglich zurück über die deutsche Grenze.
Laetitia (24) und ihr Verlobter Fevor wollten in Kopenhagen heiraten, nach vier Jahren Beziehung ihre Liebe besiegeln. Kennengelernt hatten sie sich bei einem Musikvideo-Dreh von Fevor. Beide machen seit Jahren leidenschaftlich Musik.
Laetitia und Fevor planten ihre Hochzeit in Dänemark
Weil Fevor kein EU-Bürger ist, wäre der bürokratische Aufwand, in Deutschland zu heiraten, enorm hoch gewesen. Es hätte vermutlich ein bis zwei Jahre gedauert, um alle Unterlagen zusammenzubekommen, die für eine Heirat in Deutschland notwendig sind, schätzt Laetitia.
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Zusätzlich zu den Kosten und Nerven, die das Paar hätte aufbringen müssen. In Dänemark wäre eine Hochzeit schlicht schneller gegangen, auch eine Trauung auf deutsch wäre kein Problem gewesen. Wäre. Denn dann kam alles anders als geplant.
Mitarbeiter der Stadt versicherten: „Eure Trauung findet statt”
Freitag, am 13. März, ging es für die zehnköpfige Gruppe früh morgens in Köln los nach Kopenhagen. Nur die engsten Freunde des Paares, Laetitias Bruder und dessen Frau sowie die Trauzeugen waren dabei, Laetitias Schwester und ihr Schwager, Fevors Trauzeuge.
Angekommen in Kopenhagen, machte sich die Gruppe direkt auf den Weg zum Rathaus, denn einen Tag vor der Hochzeit muss man in Dänemark seine Papiere abgeben. In der Innenstadt angekommen, folgte der erste Schock. Das Paar stand vor verschlossenen Türen, der Grund: Corona. Wie konnte das passieren?
Als das Paar donnerstags, einen Tag vor der Abreise in Deutschland, erfuhr, dass auch in Dänemark Kitas und Behörden schließen, riefen Laeti und ihr Verlobter direkt im Kopenhagener Rathaus an.
Dort wurde ihnen sogar zweimal an diesem Tag versichert: „Macht euch keine Sorgen, eure Trauung wird auf jeden Fall noch stattfinden. Wenn sich etwas ändert, dann erst am Montag.”
Wegen Corona: Laetitia und Fevor durften nicht in Kopenhagen heiraten
Erleichtert machten sich die Kölner also auf den Weg nach Kopenhagen. Und dort standen sie jetzt vor verschlossenen Türen.
Durch einen Hintereingang kamen Laetitia und Fevor zwar kurz doch noch ins Rathaus und konnten mit jemandem sprechen, doch die Mitarbeiter der Stadt ließen die kleine Hoffnungsblase endgültig platzen: „Alle Hochzeiten sind abgeblasen.”
Laetitia: „Ich kann gar nicht erklären, wie ich mich in dem Moment gefühlt hab, das war einfach schrecklich. Total die Achterbahnfahrt der Gefühle.”
Manche Paare heirateten trotzdem, Kölner Paar nicht
Auch ein zweiter Versuch des Kölner Paares gegen 11 Uhr scheiterte. Das Seltsame: Zu diesem Zeitpunkt waren die Türen des Rathauses am Haupteingang wieder offen, es gab sogar noch Trauungen an diesem Tag, erzählt Laetitia.
„Wir wissen aber nicht, warum diese Paare andere Privilegien hatten als wir.”
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Doch optimistisch wie Laetitia und ihr Freund Fevor sind, wollten sie das Beste aus der Situation machen.
„Irgendwann haben wir uns damit abgefunden und sind ins Hotel gefahren.” Dort wurde erst mal Corona-Bier getrunken und der Junggesellen- bzw. Junggesellinnen-Abschied eingeläutet.
Laetitia: „Dann kam der nächste K.o.-Schlag”
„Die Jungs in ihrem Zimmer, die Mädels im anderen.” Danach ging es weiter in die Stadt. Nach einem schönen Essen wollte die Gruppe weiterziehen in eine Bar. „Aber dann kam der nächste K. o.-Schlag”, berichtet Laetitia.
Ein deutscher Flugbegleiter, der die Unterhaltung der Gruppe zufällig mitbekommen hatte, kam auf Laetitia und ihren Freund zu und fragte: „Seid ihr Touristen? Habt ihr das noch nicht mitbekommen? Vor fünf Minuten hat Dänemark verkündet, dass es alle Grenzen schließt.”
Laetitia und Fevor überlegten nicht lange. „Für uns hatte oberste Priorität, dass wir alle gesund und sicher zurück nach Deutschland kommen. Zu diesem Zeitpunkt noch auf unseren Rückflug zu hoffen, war uns zu riskant”, sagt Laetitia.
Gruppe aus Köln fuhr nachts wieder zurück nach Deutschland
In einer Nacht- und Nebelaktion wurden zwei Mietwagen vom Flughafen organisiert. Gegen drei Uhr morgens waren dann alle wieder in Deutschland. Nur etwa zehn Stunden verbrachten Laetitia und Fevor also in Kopenhagen, an ihrem Hochzeitstag.
Mittlerweile kann das Paar aber auch ein bisschen über alles lachen. „Es war wirklich wie in einem Film”, erzählt Laetitia. Im Herzen sind die Kölner ab jetzt trotzdem Mann und Frau. Symbolisch hat das Paar in Hamburg, wo sie auf der Rückfahrt nach Köln eine Nacht verbracht haben, seine Hochzeitsarmbänder ausgetauscht. Ringe werden erst bei der kirchlichen Hochzeit getauscht.
Laetitia und Fevor müssten bis zum 7. Mai heiraten
Bis zum 7. Mai ist das Ehefähigkeitszeugnis des Paares jetzt noch gültig. Bis dahin müssten Laetitia und Fevor heiraten. Doch zurzeit ist unklar, ob das klappt. „Darf man bis dahin wieder in Dänemark einreisen, dürfen wir überhaupt aus Deutschland ausreisen?”
Diese Fragen schwirren jetzt in Laetitias und Fevors Kopf. Im schlimmsten Fall müssten die beiden alle Unterlagen nochmal neu beantragen, heißt auch: neue Standesamtsgebühren.
Auch unklar ist, ob die kirchliche Hochzeit Anfang August stattfinden kann. Fevors Familie kommt aus Nigeria. Auch Laetitia hat Familie im Ausland. Werden alle Gäste einreisen können?
Aktuell sitzt das Kölner Paar also auf heißen Kohlen. Laetitia sagt aber auch: „Hochzeit ist wichtig und schön, aber gerade einfach nicht das Wichtigste.” Die Gesundheit von allen gehe einfach vor.
„Unsere Hochzeit ist ja nicht aufgehoben, nur verschoben. Das macht uns als Paar nur stärker.” Und welches Ehepaar kann seinen Enkeln schon so eine aufregende Geschichte vom Tag seiner Trauung erzählen?