Großeinsatz nach TotschlagBilanz der Polizei Köln: Keine Festnahme und „Tür-Panne“

Polizeifahrzeuge und Einsatzkräfte stehen vor einem Kölner Flüchtlingsheim.

Die Kölner Polizei war am Donnerstagmorgen (7. April 2022) mit einem Großaufgebot im Einsatz und durchsuchte unter anderem Zimmer im Flüchtlingsheim an der Boltensternstraße.

In den frühen Morgenstunden hat ein Großaufgebot der Polizei Wohnungen und Flüchtlingsunterkünfte in Köln durchsucht. In Neubrück standen Kräfte allerdings plötzlich in der Wohnung eines Rentnerpaares.

Läuft bei der Kölner Polizei ... Bei dem Großeinsatz am Donnerstagmorgen (7. April 2022), bei dem keiner der 18 Tatverdächtigen festgenommen werden konnte, haben Einsatzkräfte auch noch die falsche Tür erwischt.

Wie die Polizei am Nachmittag bekannt gab, erlitt eine 85-Jährige einen Schock, als Polizisten ihre Wohnungstür mit einer Ramme öffneten. Die Frau wohnt mit ihrem Ehemann (auch 85) in einem Mehrfamilienhaus in Neubrück. Der, den die Polizei suchte, wohnt nebenan.

Großeinsatz in Köln: Einsatzkräfte trafen auf Ehepaar (beide 85)

Der Großeinsatz erfolgte nach einem Tötungsdelikt in Höhenberg am 10. März. Dabei hatten die Kräfte auch bei einem 42-jährigen Tatverdächtigen geklingelt, der in dem Acht-Parteien-Haus gemeldet war. Sie lokalisierten die Klingelgeräusche in einer Wohnung im ersten Stock.

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„Daraufhin forderten sie die Bewohner mehrfach lautstark auf, die Wohnungstür zu öffnen. Als diese jedoch trotz wahrnehmbarer Bewegungen verschlossen blieb, verschafften sie sich mit einer Ramme Zugang in die Räumlichkeiten, wo sie auf ein älteres unbeteiligtes Ehepaar trafen“, so ein Polizeisprecher.

Die 85-Jährige sei von einer Opferschutzbeauftragten der Polizei betreut und später von einer Angehörigen vorsorglich ins Krankenhaus gebracht worden. In der nebenanliegenden Wohnung des Tatverdächtigen stellten die Einsatzkräfte dann mehrere Messer, eine Softair-Pistole, ein Fleischerbeil sowie Mobiltelefone sicher.

Bluttat in Köln-Höhenberg: Polizei hatte 18 Tatverdächtige im Visier

Die blutige Eskalation einer Fehde am helllichten Tag im März hatte in Köln für Entsetzen gesorgt. Eine Gruppe Männer schlug in Höhenberg auf einen Smart ein, attackierte dann den Fahrer (37). Er erlitt lebensgefährliche Verletzungen, starb 18 Tage später im Krankenhaus.

Bei einem Großeinsatz am Donnerstag galt es, insgesamt 18 Tatverdächtige (17 bis 60 Jahre alt) wegen des Verdachts des gemeinschaftlich begangenen Totschlags festzunehmen. Sechs Kölner Wohnungen sowie Zimmer in vier Kölner Flüchtlingsunterkünften und einer Unterkunft in Wuppertal standen dazu auf dem Plan. Doch die erste Bilanz fiel am Nachmittag äußerst ernüchtern aus.

„Bislang konnte keiner der mit Haftbefehl gesuchten 18 Beschuldigten festgenommen werden“, erklärte Ulrich Bremer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln. Weder unter den Meldeanschriften noch den sonst bekannt geworden Anschriften seien Beschuldige auffindbar gewesen. Verschiedene Durchsuchungsmaßnahmen würden allerdings noch andauern, so Bremer. Die Beschuldigten würden jetzt europaweit zur Festnahme ausgeschrieben.

Ob die Gesuchten vor der Polizeiaktion einen Tipp bekommen haben, ist unbekannt. Möglicherweise sind sie aber auch abgesetzt, als sie erfahren haben, dass das Opfer gestorben ist.

Polizeiwagen stehen vor einer Kölner Flüchtlingsunterkunft.

Razzia der Kölner Polizei am Donnerstagmorgen (7. April 2022): Die Ermittler wollten 18 Tatverdächtige unter anderem in der Flüchtlingsunterkunft Boltensternstraße festnehmen.

Ob die Gesuchten vor der Polizeiaktion einen Tipp bekommen haben, ist unbekannt. Möglicherweise sind sie aber auch abgesetzt, als sie erfahren haben, dass das Opfer gestorben ist.

Opfer (†37) in Köln-Höhenberg abgepasst und tödlich verletzt

Laut Ulrich Bremer von der Staatsanwaltschaft gehe man davon aus, dass an dem Tatgeschehen insgesamt sogar etwas 30 Personen beteiligte waren. Die aktuellen Maßnahmen richteten sich aber vornehmlich gegen 18 Männer. Maßgeblich dafür war die Auswertung der Videoaufnahmen, die die Tat dokumentieren.

Die Beschuldigten sollen den 37 Jahre alten Mann mit mindestens neun weiteren, derzeit noch nicht abschließend identifizierten Tatbeteiligten, im Bereich der Bamberger Straße abgepasst und ihm durch eine Vielzahl von Schlägen und Tritten sowie Stichen Verletzungen zugefügt haben. An deren Folgen war er am 28. März trotz mehrerer Notoperationen im Krankenhaus verstorben. Hintergrund der Tat sollen familiäre Streitigkeiten zwischen zwei aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Großfamilien sein. (iri)