Drogen-Kampf in KölnMann stirbt bei Massenschlägerei am Ebertplatz

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Der Ebertplatz wurde am Sonntag weiträumig abgeriegelt.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Blumen aus dem benachbarten Beet liegen auf den Steinen. Eine Kerze steht an der Stelle, an der am frühen Sonntagmorgen ein Mann nach einer Massenschlägerei ums Leben gekommen ist. So zeigt sich der Ebertplatz am Sonntagabend. Wo sonst an einem warmen Sommerabend reges Treiben herrscht, ist es an diesem Abend deutlich ruhiger.

Zu tief sitzt der Schock über das Geschehene. Etwa zehn bis 15 Männer waren an einer Kneipe am Westende des Platzes gegen 4 Uhr in der Früh aneinander geraten. Einer der Männer kam bei der Auseinandersetzung ums Leben.

Bei dem Mann, der bei der Auseinandersetzung tödliche Verletzungen erlitt, handelt es sich laut Polizei um einen 25-Jährigen aus Somalia.

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Nun hat die Polizei auch einen dringend Tatverdächtigen identifiziert. Es handelt sich um einen 25 Jahre alten Somali aus dem Raum Düren, den Polizisten unmittelbar nach der Tat an der S-Bahn-Haltestelle Hansaring festgenommen hatten. Dem jungen Mann wird nach nunmehr vorliegenden Erkenntnissen vorgeworfen, seinem gleichaltrigen Landsmann eine Stichverletzung in den Halsbereich zugefügt zu haben, so dass der junge Mann laut Ergebnis der noch gestern durchgeführten Obduktion vor Ort verblutete.

Nach EXPRESS-Informationen hatte der Tatverdächtige das Opfer mit einer abgebrochenen Glasflasche attackiert.

Bei dem vorausgegangenen Streit soll es um Drogen gegangen sein. Die näheren Hintergründe sind noch Gegenstand weiterer Ermittlungen.

Die neun weiteren, ebenfalls nach der Tat Festgenommenen waren nach jetzigen Erkenntnissen nicht an der tödlichen Auseinandersetzung beteiligt und wurden inzwischen wieder entlassen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wird der Tatverdächtige am Montag wegen Totschlags einem Haftrichter vorgeführt. 

Massenschlägerei: Kölner Polizei findet Schwerstverletzten am Ebertplatz

Die Beamten fanden den Schwerverletzten am Boden, als sie am Einsatzort eintrafen. Ein Notarzt wurde alarmiert. Doch jede Hilfe kam für den Mann bereits zu spät, er erlag wenig später seinen schweren Verletzungen. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Einsatzkräfte hatten den Ebertplatz im Anschluss weiträumig abgesperrt, um den Tatort nicht zu verunreinigen. Laut Polizei sollen auf dem Ebertplatz noch in diesem Jahr Sicherheitskameras aufgestellt werden.

Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob: „Ich bedauere, dass es wieder hier passiert ist“

Polizeipräsident Uwe Jacob und Stadtdirektor Stephan Keller kamen am Nachmittag zum Tatort. „Ich habe bestürzt darauf reagiert, als ich erfahren habe, dass am Ebertplatz wieder ein junger Mann sterben musste. Ich bedauere, dass es wieder hier passiert ist, weil sich so viele Menschen engagiert haben“, sagt Jacob.

Die Polizei betrachte den Ebertplatz weiterhin als Brennpunkt für Kriminalität. Der Polizeipräsident weiter: „Ich bedauere auch sehr die Hass-Postings in den sozialen Netzwerken. Es ist unsäglich, wie manche versuchen, ihr rechtes Süppchen zu kochen.“

Kölner Politiker äußern sich zum Tötungsdelikt am Ebertplatz

Der Politiker Jörg Frank (Grüne), gewähltes Ratsmitglied für das Veedel, sagt: „Es wäre fatal, wenn nun wegen dieses Vorfalls von interessierter Seite die erfolgreichen Aktivitäten zur Wiederbelebung des Ebertplatzes, den sich viele Bürger zurückgeholt haben, zurückgedreht würden. Massenschlägereien mit Todesfolge können in einer Großstadt wie Köln auf jedem Innenstadtplatz geschehen. Es ist kein Merkmal des Ebertplatzes.“

Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister für die Innenstadt und Deutz, fordert ein Gesamtpaket: „Tagsüber den Platz beleben, und nachts Polizeistreifen, das reicht nicht.“ Es müsste auch mit Ordnungsamt, Streetworkern, Jugendamt („Arbeits- und Bildungsangebote“), Staatsanwaltschaft und weitere Stellen, auch freie Träger, endlich ein Konzept erarbeitet werden, um die Situation mit der Klientel nachhaltig zu verbessern.

Der Politiker der Grünen ergänzt: „Analog zum so genannten Haus des Jugendrechts, mit dem Köln bei jugendlichen Intensivtätern positive Erfahrungen gemacht hat.“ 

Innenminister Herbert Reul will afrikanische Bar am Ebertplatz schließen

Auch der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) meldete sich bereits zu Wort. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte er am Sonntag, es müsse über die Schließung einer Gastwirtschaft auf dem Platz nachgedacht werden.

„Aus meiner Sicht müsste man zum Beispiel überlegen, ob der Weiterbetrieb der Kneipe auf der unteren Ebene, die ja ein Anziehungspunkt für eine bestimmte Klientel zu sein scheint, wirklich klug ist.“

Darüber hinaus drängte der Innenminister darauf, auf dem Platz schnellstmöglich eine Überwachung mit Videokameras einzurichten. Die Inbetriebnahme der Videoanlage sollte aus seiner Sicht „oberste Priorität“ haben, so Reul.

Der CDU-Politiker lobte zwar Bürgerschaft, Stadt und Polizei für die bereits ergriffenen Maßnahmen, um den innerstädtischen Platz sicherer zu machen. „Aber nach dieser schrecklichen Tat muss man sich natürlich fragen, ob die bisherigen Maßnahmen wirklich ausreichen“, sagte Reul. 

Ebertplatz in Köln: Mann stirbt bei Messer-Attacke

Am Ebertplatz war es im Oktober 2017 zu einem tödlichem Angriff gekommen. Bei einem Revierstreit unter Drogendealern wurde ein Mann (22) aus Guinea getötet (hier nachlesen).

Einer der Täter, ein 25-jähriger Marokkaner, wurde festgenommen und wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Beteiligung an einer Schlägerei zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt (hier nachlesen).  

Nach tödlicher Attacke am Ebertplatz: Kölner holen sich ihren Platz zurück

Dieser Vorfall löste eine Sicherheits-Debatte in Köln aus. Es gab Pläne der Stadt, den Ebertplatz abzuriegeln (hier nachlesen). Das stieß auf großen Widerstand. Mit der Inbetriebnahme des Brunnens, der jahrelang stillgelegt war, wurde der Platz wiederbelebt (hier nachlesen).