Polizei muss einschreitenBöller-Idioten greifen in Köln Ordnungskräfte an
Köln – Köln hat das neue Jahr 2020 weitgehend friedlich begrüßt. Die Einsätze seien „verschwindend gering“ gewesen, teilte ein Polizeisprecher am Morgen mit.
Angriffe am späten Abend im Rheingarten
Jedoch gab es auch einen Zwischenfall, bei dem Randalierer gezielt mit Böllern und Raketen auf Mitarbeiter des Ordnungsdienstes der Stadt Köln feuerten. Der Vorfall ereignete sich im Rheingarten, teilte die Stadt mit. Demnach waren die städtischen Angestellten im Rheingarten unterwegs, als dort das Sanitätszelt der Johanniter gezielt beschossen wurde. Die beiden Täter (20/24) wurden von der Polizei festgenommen. Sie kassierten Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung und Widerstand.
Stadtdirektor Dr. Stephan Keller erklärte entsetzt: „Wenn Einsatzkräfte angegriffen werden, die sich mitunter sogar ehrenamtlich dafür einsetzen, dass die Menschen in Köln gut in das neue Jahr starten können, ist die Grenze des Hinnehmbaren deutlich überschritten. Das geht gar nicht!“
Feuerwehr und Hilfsorganisationen verzeichnen weniger Einsätzen
677 Mal rückte die Feuerwehr Köln in der vergangenen Silvesternacht aus, das sind 48 Einsätze weniger als noch im vergangenen Jahr. Die Einsatzkräfte wurden zu 157 Brandeinsätzen/Technische Hilfeleistungen und 520 Rettungsdiensteinsätzen entsandt. In der Einsatzhochphase zwischen 23:30 Uhr und 2 Uhr rückten die Kräfte 226 Mal aus.
Zwei Verletzte bei Balkonbrand in Chorweiler
Im Einsatz waren insgesamt rund 480 Rettungskräfte aus der Berufsfeuerwehr, der Freiwilligen Feuerwehr und der Hilfsorganisationen.
Zu den häufigsten Einsätzen zählten unter anderem Balkonbrände, ausgelöste Brandmeldeanlagen sowie Müll- und Mülleimerbrände. In der Stockholmer Allee in Chorweiler erlitten zwei Personen eine Rauchgasvergiftung infolge eines Balkonbrandes, der auf die Wohnung übergriff.
Auch die Kölner Polizei zog am Mittwoch Bilanz
Unter Leitung von Polizeidirektor Michael Tiemann zeigten die zusätzlichen Einsatzkräfte vor allem auf den Straßen und Brücken der Kölner Innenstadt Präsenz.
„Ich hatte den Eindruck, dass etwas weniger Menschen als in den Vorjahren in der Innenstadt unterwegs waren. Aber rund 70 Platzverweise und zehn Ingewahrsamnahmen bis 3 Uhr zeigen auch, dass unsere starke Präsenz und mit zunehmender Stunde unser konsequentes Einschreiten an verschiedenen Orten erforderlich war" resümiert Michael Tiemann.
Insgesamt nahmen Polizisten in Köln und Leverkusen bis 9 Uhr Neujahr 37 Männer (Vorjahr 44) und zwei Frauen (Vorjahr 1) zur Ausnüchterung und Durchsetzung von Platzverweisen in Gewahrsam.
Deutlich weniger Straftaten beim Jahreswechsel
Im Erfassungszeitraum, beginnend am Silvesterabend (18 Uhr) bis zum Neujahrsmorgen (9 Uhr), hat die Polizei in Köln und Leverkusen 152 Strafanzeigen aufgenommen (Vorjahr: 235). In 56 Fällen laufen die Ermittlungen wegen Körperverletzungsdelikten (Vorjahr: 86). Bislang wurden zwei Taschendiebstähle (Vorjahr: 6) und zwei Raubdelikte (Vorjahr: 4) angezeigt. Zudem ermitteln die Polizeibeamten in 23 Fällen wegen Sachbeschädigung (Vorjahr: 56) und in fünf Fällen wegen des Verdachts eines waffenrechtlichen Verstoßes (Vorjahr: 13). 16 Geschädigte erstatteten Anzeigen nach Wohnungseinbrüchen (Vorjahr: 22).
Kripo ermittelt in zwei Sexualdelikten
Derzeit ermitteln Kriminalbeamte nach zwei Sexualdelikten in der Neujahrsnacht (Vorjahr: 8). Die noch am Anfang stehenden Ermittlungen richten sich in beiden Fällen gegen jeweils einen identifizierten männlichen Tatverdächtigen (17, 21). Im ersten Fall kennen sich Geschädigte und Tatverdächtiger seit längerem. Im zweiten Fall lernten sich die beiden Jugendlichen an dem Abend kennen.
NRW-Innenminister Herbert Reul bei Polizei am Kölner Dom
Wie schon in den zwei Silvesternächten der Vorjahre verbrachte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul den Jahreswechsel mit Polizeibeamten am Dom in Köln verbracht. Es sei ihm wichtig, als oberster Dienstherr der Landespolizei an diesem besonderen Tag im Jahr präsent zu sein und den Polizisten für ihren Einsatz zu danken.
„Die Silvesternacht in Köln ist zum Synonym dafür geworden, dass mal etwas nicht gut geklappt hat in dieser Nacht“, sagte Reul der Deutschen Presse-Agentur kurz nach Mitternacht. „Da ist es mir wichtig bei den Polizisten und Polizistinnen zu sein, für die Arbeit des letzten Jahres Danke zu sagen und damit auch zu demonstrieren, dass es mir nicht egal ist, dass sie hier stehen“.
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In der Silvesternacht 2015/16 waren rund um den Kölner Hauptbahnhof zahlreiche Frauen sexuell bedrängt und bestohlen worden. In den Jahren danach - so auch vor diesem Silvesterfest - hatte Reul immer wieder betont, dass die Polizei alles tun werde, sexuelle Übergriffe und Gewalt zu verhindern. (susa/dpa)