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Kölner Kult-WirtHorst Leichenich ist tot: Bei ihm zechten Weltstars und Wahnsinnige

Horst Leichenich mit Hut und Sonnenbrille schaut in die Kamera

Horst Leichenich, hier ein Portraitfoto aus dem Jahr 2011, war Wirt des legendären „Roxy“.

Horst Leichenich ist tot. Der Wirt des „Roxy“ starb im Alter von 73 Jahren. In dem legendären Lokal zechten spätere Weltstars wie Hollywood-Schauspieler Udo Kier oder Maler Sigmar Polke. Ein Nachruf. 

von Jan Wördenweber (jan)

Köln. Die Kölner Kultur-Szene trauert um einen Mann, der selbst nie  groß auf der Bühne stand, anderen dagegen eine bereitete. Und wenn es nur am Tresen war, wo sich junge Künstler oder solche, die sich dafür hielten, inszenierten: Horst Leichenich, Wirt der Kult-Kneipe „Roxy“ ist am Mittwoch, 8. September, gestorben.

„Ich habe Anfang der 70er so häufig in Kneipen rumgehangen, dass ich irgendwann fand, dass es lukrativer sei, in einem eigenen Lokal Kölsch zu trinken“, sagte Horst Leichenich vor ein paar Jahren im Gespräch mit dem EXPRESS. Und so eröffnete er 1974 an der Maastrichter Straße die Kneipe, die in den Folgejahren zum Wohnzimmer der jungen Wilden dieser Stadt wurde.

Horst Leichenich: Wirt der Kölner Kult-Kneipe „Roxy“ ist tot

Heiner Lauterbach und Dirk Bach (†) zum Beispiel. Oder Udo Kier. Bevor der später als Schauspieler in Hollywood Karriere machte, half er in jungen Jahren mal als Zappes aus. Horst Leichenich, der in Zollstock aufwuchs, beschrieb Kiers unvergessene Premiere  mal so: „Der hat Bierdeckel auf die Theke gelegt - aber die falschen... Das waren die, auf denen man anschreiben ließ! Ich hab's bemerkt, als es schon zu spät war: Alle nass - nix mehr zu lesen. Jaja, der Udo..

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Portrait von Udo Kier im Smoking

Udo Kier, hier bei den „Palm Springs International Film Festival Awards“ 2020 in den USA, versuchte sich im „Roxy“ als Kellner.

Statt Heino oder Heintje wurde im „Roxy“ neue, internationale Musik gespielt. Platten von Velvet Underground oder Roxy Music zog die junge Avantgarde an. Künstler wie Jürgen Klauke, Michael Buthe (†) oder Sigmar Polke, der später weltberühmt wurde, kippten hier ihr Kölsch. Und wenn einer mal nicht zahlen konnte, sagte Horst nur: „Dann mal mir halt ein Bildchen." Das sei durchaus ein Risiko gewesen, erinnerte sich der Wirt mal im EXPRESS: Es sei ja schließlich nicht jeder was geworden, der bei ihm mal die Zeche nicht zahlen konnte. 

Das geschlossene Roxy von außen an der Aachener Straße.

Vergangenheit: Das „Roxy“, an der Aachener Straße, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2020, gibt es nicht mehr.

Das Roxy wurde Kult, auch nach dem Umzug 1983 an die Aachener Straße. Das lag auch an Top-Produzent Conny Plank (Gianna Nannini, Eurythmics), der 1979 die Geburtsstunde des Kölschrocks in dem Lokal mitschnitt: Das Live-Konzert von Jürgen Zeltinger und dessen Band, unter anderem mit Roxy-Stammgast Arno Steffen („L.S.E.“), ist legendär.

Arno Steffen steht im Leoparden-Anzug und mit Gitarre im Roxy.

Auch einer der jungen Wilden von damals: Arno Steffen Ende der 70er im „Roxy“.

Zeltinger erinnert sich so daran: „Der Bassist stand auf dem Damen-Klo, der Gitarrist auf der Herrentoilette, und ich stand neben der Theke. Ich war praktisch während des Saufens am Singen.“

Nach 46 Jahren kam das Aus: 2020 schloss das Roxy für immer. Da war Horst Leichenich schon längst im Ruhestand. Seine Nachfolger hatten vor allem mit der Pandemie zu kämpfen. Die bekannte Leuchtreklame, die Leichenich und sein Kumpel Michael Nopens einst vom alten „Roxy“-Kino am Chlodwigplatz retteten, kam zum Gastronom nach Hause. Der kleine Roxy-Schriftzug dagegen hängt seit einigen Jahren im Kölnischen Stadtmuseum. 

Roxy Köln: Arno Steffen über Kult- Wirt Horst Leichenich (†)  

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, erlag Leichenich einem Krebsleiden in Verbindung mit einer Lungenentzündung. Arno Steffen erfuhr die Nachricht im Kroatien-Urlaub: „Zum Horst hatte man ein besonderes Verhältnis.“ Leichenich sei bis zum Schluss immer zu Konzerten gekommen. „Der war immer gut gelaunt und hat dir was gegeben“, so Steffen traurig.

Vor nur wenigen Tagen postete Horst Leichenich auf Facebook alte Videos von David Bowie (†) und Freddie Mercury (†). Möge er seinen Idolen im Rock'n'Roll-Himmel nun ganz nah sein. Und all den anderen Roxy-Gästen, die vor ihm gegangen sind.