Gäste geschocktObdachlose baden in Kölner Brunnen – Promiwirt wird deutlich

Obdachlose baden am Römerbrunnen in Köln

Obdachlose baden am Römerbrunnen in Köln: Für Fabio Parentela, Geschäftsführer des Restaurants „Sansone“, ein tägliches Ärgernis.

An heißen Tagen benutzen Obdachlose den Kölner Römerbrunnen als Badewanne. Der Kölner Promiwirt fordert die Stadt zum Handeln auf.

von Ayhan Demirci (ade)

Der Kölner Römerbrunnen, ein schöner Ort. Viel treffender als es der EXPRESS am 2. Mai 2013 beschrieb, geht es auch heute nicht: „Suchen Sie eine Ruheoase mitten im Trubel? Dann sind Sie hier genau richtig. Lauschen Sie dem Plätschern und entspannen Sie bei einem angenehmen Fußbad.“

Fußbad? Okay. „Ich selbst erfrische schon mal mein Gesicht hier“, sagt Fabio Parentela (52), Geschäftsführer des italienischen Traditionslokals „Sansone“, das genau gegenüber des 1915 erbauten und nach dem Zweiten Weltkrieg 1955 neu gestalteten Brunnens liegt.

Obdachlose benutzen Kölner Brunnen als Badewanne

Aber was er hier täglich erlebe, gehe zu weit – „Duschen“ im Springbrunnen, teilweise ungeniert mit entblößtem Körper: „Meine Gäste sehen das von der Terrasse aus und sind schockiert.“

Nehmen Sie hier an unserer Umfrage teil:

So würde seine Kundschaft vergrault. In der Regel sind es Obdachlose, die inmitten der Hitze unter einem großen Schatten spendenden Baum im kühlen Nass etwas Erholung finden. Und die Zahl der Wohnungslosen in Köln steigt.

Promiwirt Fabio Parentela, Geschäftsführer des Restaurants „Sansone“

Promiwirt Fabio Parentela, Geschäftsführer des Restaurants „Sansone“

Fabio Parentela entgegnet, er kenne die Nöte der Menschen, und Hunger etwa sei das Schlimmste überhaupt. Jemandem, der nichts zu essen habe, „dem gebe ich eine Pizza und stelle ihm eine Fanta hin.“

Doch um sich zu waschen, gebe es im Umkreis von einem Kilometer fünf, sechs Hilfseinrichtungen, in denen das Duschen angeboten werde.

Streetworkerin erwartet weiteren starken Anstieg der Obdachlosenzahl in Köln

„Allerdings kostet das Geld“, sagt die Kölner Streetworkerin Melissa Linda Rennings, die einen weiteren starken Anstieg der Obdachlosenzahl in Köln erwartet.

Mit der Energiekrise und der allgemeinen Teuerung könnten zahlreiche Menschen ihre Wohnung verlieren: „Wir werden noch große Probleme bekommen.“ Der Wirt des „Sansone“ sieht die Stadt in der Pflicht. Eine Attraktion wie den Römerbrunnen, der die römische Geschichte Kölns würdige, könne man nicht zu einer Badewanne verkommen lassen.

In Italien sei dies undenkbar. Häufig seien bei den Brunnennutzern Alkohol und Drogen im Spiel, was zu aggressivem Verhalten führe. Regelmäßig komme es vor, dass Gäste belästigt würden. Seit Jahren sei das so.

Vor wenigen Tagen habe er sich bei der litauischen Basketball-Nationalmannschaft, die zu Gast auf der Terrasse war, für anstößige Duschszenen entschuldigt.

Kölner Tafel: Essensausgabe am benachbarten Appellhofplatz

Das Problem hänge auch damit zusammen, dass die Kölner Tafel die Essensausgabe am benachbarten Appellhofplatz vornimmt.

Er habe schon den damaligen Oberbürgermeister Jürgen Roters gefragt, ob der Börsenplatz einen Block weiter bei der IHK, wo es auch einen Brunnen gibt, nicht der geeignetere Ort sei: „Das Börsenrestaurant hat schon seit Jahren geschlossen, auf dem Platz ist nach 19 Uhr nichts los.“ Schon bald, erzählt der Wirt, habe er persönlich eine Reaktion der IHK erhalten: Er könne die Probleme nicht einfach verschieben.