Zoff in BrühlFünf Jahre Stillstand: Phantasialand muss bitteren Rückschlag verkraften

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Die Achterbahn Taron im Brühler Phantasialand. Das Foto stammt aus dem Jahr 2019.

von Thomas Werner (tw)

Brühl – Seit dem Start des zweiten Lockdowns guckt auch das Phantasialand erneut in die Röhre, zahlreiche Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, der Park geschlossen. Planmäßig soll die neue Saison am 27. März 2021 starten. Ob es dazu kommt, ist wegen der aktuellen Corona-Entwicklungen aber weiter fraglich. Jetzt muss der beliebte Freizeitpark den nächsten Rückschlag verkraften.

  • Phantasialand: Corona macht Freizeitpark schwer zu schaffen
  • Nächster Rückschlag: Erweiterung in Brühl weiterhin abgelehnt
  • Für neue Attraktionen müssen weiter alte abgerissen werden

Seit Ende Februar 2021 ist klar: Die Erweiterung der Fläche des Phantasialands, für die der Freizeitpark seit 22 Jahren kämpft, ist erneut vom Tisch – für mindestens fünf weitere Jahre. Die Stadt Brühl und das Land NRW sind dagegen, das wurde in den Plänen des neuen rot-grünen Bündnisses festgehalten.

Phantasialand in Brühl muss bittere Nachricht verkraften: Expansion bis 2026 begraben

Für SPD und Grüne steht der Erhalt einer Kleingartenanlage in der Nachbarschaft und der Schutz der angrenzenden Natur im Mittelpunkt. Weil in NRW nur alle fünf Jahre gewählt wird, müssen die Expansions-Pläne wohl mindestens bis ins Jahr 2026 begraben werden.

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EXPRESS hakte beim Freizeitpark nach. Wie ist die Entscheidung in Brühl aufgenommen worden? Die Antwort: sehr enttäuscht. „Das Phantasialand bedauert den Beschluss der künftigen Ratskoalition von SPD und Grünen, das ausgiebig erörterte und planungsrechtlich umfassend geprüfte Erweiterungsvorhaben ein weiteres Mal auf die lange Bank zu schieben. Ein Moratorium ändert nichts an den Gründen für die Erweiterung, verzögert sie aber unnötig”, heißt es in einem offiziellen Statement.

Phantasialand-Erweiterung in Brühl wird seit 1999 abgelehnt

Die Entscheidung, die eigene Fläche nicht vergrößern zu dürfen, macht dem Phantasialand seit 1999 zu schaffen: Statt das Angebot im Park stetig erweitern zu können, muss ständig geopfert werden: Sind neue Attraktionen in Planung, müssen erst einmal andere dafür weichen. 

So hat der Freizeitpark seit der Jahrtausend-Wende zwar einige spektakuläre Neuheiten präsentiert, aufgrund der Abrisse aber auch sein Antlitz extrem verändert. Für die Themenwelt „Klugheim“ (eröffnet 2016) mit den Achterbahnen „Taron“ und „Raik“ musste beispielsweise die „Silbermine“ weichen, inklusive der Westernstadt.

Neue Attraktionen im Phantasialand immer mit „Opfer” verbunden

Auch für die 2020 eröffnete Themenwelt „Rookburgh“ mit der Flug-Achterbahn „F.L.Y.“ und dem Hotel „Charles Lindbergh“ musste ein Opfer gebracht werden. In dem Fall der traditionelle Weltraum-Simulator „Race for Atlantis“ (besser bekannt unter dem alten Namen „Galaxy”).

Ein großes Problem, das die Weiterentwicklung des Parks verhindert. „Wenn das Phantasialand als wichtiger Wirtschaftsfaktor und großer Arbeitgeber in der Region langfristig auf sicherem Fundament stehen soll, muss es sich zum Kurzurlaubsziel weiterentwickeln. Es braucht mehr Attraktionen, damit die Besucher mehrere Tage vor Ort bleiben, und dafür auch mehr Hotelkapazitäten. Das ist nur mit der Erweiterung im jetzt vorgesehenen Rahmen möglich”, so das Statement des Freizeitparks.

Phantasialand: Neues Ratsbündnis lehnt auch Kompromiss weiter ab

Besonders bitter: Bereits im Jahr 2012 war Bewegung in die Angelegenheit gekommen, das Problem scheinbar für alle Seite zufriedenstellend gelöst. Statt der geplanten 30 Hektar Erweiterung hatte sich das Phantasialand auf einen Ausgleichsvorschlag der Bezirksregierung eingelassen, der 19 Hektar umfasst. Ein Kompromiss („Plan B”), der auf politischer Ebene breite Zustimmung fand. Auch von SPD und Grünen, die das Projekt nun wieder ablehnen.

„In den vielen Jahren der Diskussion um die Erweiterung hat das Phantasialand sich immer offen für Argumente anderer und kritische Hinweise gezeigt. Die heutige Planung, um fast die Hälfte kleiner als ursprünglich angestrebt, ist das Ergebnis. Dass dieses Ergebnis jetzt aus der Stadt Brühl heraus erneut in Frage gestellt wird, ist mehr als enttäuschend”, heißt es dazu von Seiten des Parks.

Phantasialand opfert Bäume – Aufforstung als Ausgleich

Kritiker bemängeln, dass für den Ausbau (u.a. mit einer großen Veranstaltungs-Halle auf der Westseite) in das Naturschutzgebiet eingegriffen werden muss. Auch mehr Verkehr und mehr Lärm im Umkreis wird befürchtet. Das Phantasialand hält dagegen und verweist darauf, dass die „geopferten” Bäume an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden.

Auch die etwa 830 neuen Arbeitsplätze (ca. 600 davon ganzjährig) werden als Argument angeführt. Zusätzlich soll die Erweiterung die Marktposition des Phantasialands verbessern und damit die bereits vorhandenen Arbeitsplätze sichern.

Wird das Thema Erweiterung in Brühl nun zur unendlichen Geschichte? Das Phantasialand jedenfalls will weiter kämpfen, trotz der neuerlichen schlechten Nachrichten. Parkdirektor Ralf-Richard Kenter: „Wir machen weiter, auch im Sinne unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Millionen Menschen, die in unserem Freizeitpark Freude und Erholung suchen und finden.“