Paukenschlag in KölnGroß-Bauprojekt von Stadt und Kirche geplatzt

Ein Entwurf für das neue Kölner Stadtmuseum

Der Siegerentwurf des Architekten-Büros Staab für den Gebäudekomplex „Historische Mitte“ mit Blick von der Altstadt Richtung Roncalliplatz. Hier eine undatierte Illustration.

Die Hohe Domkirche Köln steigt aus dem Bauprojekt „Historische Mitte“ aus. Domprobst und OB Reker äußern sich.

von Matthias Trzeciak (mt)

Ende August 2019 präsentierten Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), Architekt Volker Staab und der damalige Dompropst Gerd Bachner stolz ein Model für den Gebäudekomplex „Historische Mitte“ neben dem Kölner Dom.

Damals war noch die Rede von 144 Millionen Euro. Am Mittwoch (10. Januar 2024) kam dann der Paukenschlag.

Hohe Domkirche hat Entscheidung zur Historischen Mitte getroffen

In einer Mitteilung der Kirche heißt es: „Die Hohe Domkirche hat der Stadt Köln mitgeteilt, die bisherigen Planungen für den Neubau aufgrund der gestiegenen Kosten nicht fortzuführen.“

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Mit der abgeschlossenen Entwurfsplanung sei im September 2023 den beiden Gesellschaftern Stadt Köln und Hohe Domkirche Köln eine aktuelle Kostenberechnung vorgelegt worden. Demnach werde der geplante Neubau mit Gesamtkosten in Höhe von rund 207 Millionen Euro veranschlagt.

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Ein bunt bemaltes Glasfenster im Kölner Dom, das die Ankunft der heiligen drei Könige darstellt.

Die Fläche der Glasfenster beträgt insgesamt rund 10.000 Quadratmeter – damit könnte man ein 30-stöckiges Hochhaus komplett verglasen, wie ein Video von Quarks (WDR) veranschaulicht. Das Foto zeigt ein buntes Glasfenster mit den Heiligen Drei Königen und wurde am 15. September 2003 aufgenommen.

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Nach dem vereinbarten Kostenschlüssel trägt die Stadt Köln davon 80 Prozent, 20 Prozent entfallen auf die Hohe Domkirche.

Die Entwicklung der erheblich gestiegenen Baukosten hätten in den vergangenen Jahren zu einem stetigen Anstieg des Investitionsvolumens geführt. Erste Schätzungen der Gesamtkosten beliefen sich im Jahr 2018 auf etwa 135 Millionen Euro, im Jahr 2021 lagen die Kosten für das Projekt im Rahmen einer vertieften Kostenschätzung bereits bei 183 Millionen Euro.

Kölner Domprobst: „Eine wirtschaftliche Vernunftsentscheidung“

„Ich bedauere außerordentlich, dass uns veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen dazu zwingen, die Planungen für unser bislang geplantes Neubauprojekt nicht fortführen zu können“, sagt Dompropst Guido Assmann.

Und ergänzt: „Die Planungsgespräche mit der Stadt Köln sind von großem Vertrauen und gegenseitiger Achtung geprägt. Das aktuelle Projekt nicht weiterzuführen ist eine wirtschaftliche Vernunftsentscheidung, denn wir sind verpflichtet, die uns zur Verfügung gestellten Mittel verantwortungsvoll einzusetzen. Aber zugleich ist es ein Entschluss, der unglaublich schmerzt. Denn die Idee einer ‚Historischen Mitte‘ ist nach wie vor ein Herzensanliegen für den Dom – eine einmalige und historische Gelegenheit, die Zukunft des Domumfelds zu prägen, indem an diesem Ort historische Wurzeln zusammengebracht werden.“

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Oberbürgermeisterin Reker: „Auch wenn ich Verständnis für die Entscheidung der Hohen Domkirche habe, so bedauere ich, dass wir das Projekt nicht wie bisher geplant umsetzen können. Wir werden nun unter den neuen Rahmenbedingungen intensiv beraten, ob und auf welche Weise das erarbeitete Konzept für eine öffentliche Nutzung und zukunftsweisende, kulturelle Bespielung am Fuße des Domes und am Eingang der Via Culturalis dennoch umzusetzen möglich ist.“

Die Pläne des Architekturbüros Staab aus Berlin sehen zwei Neubauten vor, die an der Stelle des sogenannten Erzbischöflichen Kurienhauses sowie des Verwaltungsgebäudes des Römisch-Germanischen Museums Platz finden sollen. In einem quaderförmigen Komplex sollen die Verwaltungen von Dom, Dombauarchiv, Römisch-Germanischem Museum und Kölnischem Stadtmuseum sowie ein Café untergebracht werden. Der zweite, etwas größere Neubau soll das Stadtmuseum beherbergen.