Ex-Puffkönig von KölnErstes Interview in Freiheit: „Gefängnis rettete mir das Leben“

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Hermann „Pascha” Müller am Schloss am Wörthersee

von Oliver Meyer (mey)Markus Krücken (krue)

Salzburg/Köln – Lange war es ruhig um ihn geworden. Nun hat sich Ex-Puffkönig Hermann „Pascha” Müller zurückgemeldet.

In einem Interview mit dem Blogazin diegutelaune.com plauderte der Pokerstar, wie es ihm nach der Zeit in 23-monatiger Haft inzwischen geht. Im August 2018 war er entlassen worden. In den dunklen ungewissen und einsamen Monaten hatte er hinter Gittern schwere gesundheitliche Probleme.

Ex-Puffkönig von Köln: Hermann Müller meldet sich zu Wort

„So dumm wie es klingt, aber diese langen Monate in Untersuchungshaft haben mir im Endeffekt das Leben gerettet. Ich war bereits vor der leidigen Geschichte durch den jahrelangen Dauerstress gesundheitlich so angeschlagen, dass ich mit Sicherheit ein Herzinfarkt-Kandidat war“, schildert er im Interview.

„Golfen, pokern, jede Nacht im Geschäft bis mindestens 4 oder 5 Uhr – ich war permanent im Einsatz und dementsprechend übernächtigt. Litt damals auch an schweren Sekundenschlaf-Attacken, wodurch ich nicht einmal mehr selbst mit dem Auto fahren konnte und immer einen Chauffeur brauchte. Hinzu kamen noch Durchblutungsstörungen in den Beinen. Aber ich hätte bis zum buchstäblichen Umfallen so weitergemacht.”

Und weiter: „Die Durchblutungsstörungen haben sich im Gefängnis, unter anderem durch die mangelnde Bewegung, noch verstärkt, sodass es eine Zeit lang wirklich alles andere als gut für mich aussah. Ich hatte ständig Schmerzen. Konnte dann kaum mehr liegen, geschweige denn gehen, saß sogar im Rollstuhl. Das einzige, was am ehesten auszuhalten war, war sitzen in einer gewissen Position.”

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Hermann Müller saß 23 Monate in Haft.

Doch darüber hinaus habe ihm der Aufenthalt tatsächlich gut getan: „Aber abgesehen davon hatte ich, nach Jahrzehnten Dauerstress, erstmals längere Zeit Ruhe in meinem Leben. Da beginnt man automatisch, gewisse Dinge mit anderen Augen zu betrachten. So konnte ich auch innerlich von meiner bisherigen Tätigkeit etwas Abstand gewinnen. Setzte mich und meine Gesundheit erstmalig wieder vor das Geschäft.”

Ex-Puffkönig Hermann Müller: Ein Heilpraktiker brachte ihn zum Umdenken

Das habe ihn so weit voran gebracht, „dass ich mich nach meiner Entlassung tatsächlich von mehreren Fachärzten eingehend untersuchen ließ. Und eine niederschmetternde Diagnose bekam. Ja, da musste ich akzeptieren, dass es bei mir nicht mehr fünf vor zwölf, sondern eindeutig zehn nach zwölf war. Und zwar in mehreren Bereichen. Seien es meine Durchblutungsstörungen, das Herz, die Lunge, das Knie, der Rücken … Ich schien eine einzige Baustelle zu sein und sollte mehrfach operiert werden.”

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Bevor er sich aber unters Messer gelegt habe, habe er noch einen Rat befolgt. „Den besten, den ich je bekam”, wie er heute sagt. „Ich möge doch vorher noch einen Heilpraktiker aufsuchen, bevor ich den Krankenhaus-Marathon starte.” Er tat es, auch wenn er an die Wirkung nicht glaubte.

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So sah Hermann „Pascha” Müller unmittelbar nach der Entlassung aus.

Hermann Müller: „Ich gehe gemütlich zum Wirt”

„Aber er war es, der es geschafft hat, mich wirklich zum Umdenken zu bringen. Er hat mir natürlich auch nichts Anderes gesagt, als die Ärzte davor, aber irgendwie ist es ihm gelungen, mir endgültig die Augen zu öffnen.”

Zum Beispiel? „Mir klar zu machen, dass die besten Operationen nichts bringen, wenn ich danach so weitermache wie bisher. Ich mein Leben tatsächlich total umstellen muss und es selbst mit ein paar Operationen einfach nicht getan ist. Und das habe ich dann durchgezogen.”

Heute genieße er sein Leben als Privatier mit Schwimmbad im Garten und sei auch wieder an den Pokertischen anzutreffen.

„Ansonsten gehe ich oft zum Schafkopfen, spiele Backgammon oder Poker oder gehe einfach gemütlich zum Wirt. Das sind die Dinge, die mir jetzt Freude bereiten."