Trotz „Mallorca-Affäre“CDU-Direktkandidatin in Köln fast 9000 Mal gewählt – sie wollte gar nicht antreten

Ehemalige Landtagsabgeordnete Ursula Heinen-Esser sitzt am 7. April 2022 mit nachdenklichem Blick im Düsseldorfer Plenarsaal.

Die Direktkandidatin und ehemalige Landtagsabgeordnete Ursula Heinen-Esser (CDU) wurde von fast 9000 Menschen gewählt – obwohl sie eigentlich nicht mehr antreten wollte. Das Bild wurde am 7. April 2022 aufgenommen.

Obwohl sie angekündigt hatte, ein mögliches Landtagsmandat nicht anzunehmen, haben fast 9000 Kölnerinnen und Kölner ihre Stimme für Ursula Heinen-Esser abgegeben.

von Aurelia Steller (str)

Ursula Heinen-Esser ist gebürtige Kölnerin, punktet als ehemalige NRW-Umweltministerin mit politischer Erfahrung und wirkt auf den ersten Blick wie die perfekte CDU-Direktkandidatin – wäre da nicht der Polit-Skandal im vergangenen Jahr.

2021 hatte sich die 1965 geborene Politikerin im Zuge der Mallorca-Affäre in den Spanien-Urlaub abgesetzt, während Deutschland und insbesondere ihre Heimatregion in NRW mit den verheerenden Überflutungen kämpfte.

Ursula Heinen-Esser trotz „Mallorca-Affäre“ Kölner CDU-Direktkandidatin

Zudem traf Heinen-Esser falsche Aussagen, was ihre Aufenthaltsdauer auf Mallorca anging, die sie später als „Bürofehler“ verbuchte. Umso befremdlicher scheint die Entscheidung der CDU, Heinen-Esser weiterhin als Direktkandidatin für den Wahlbezirk Innenstadt/Kalk-West einzusetzen.

Begründet wird das mit ihrer politischen Erfahrung. Als „anerkannte Fachfrau“ eigne sich Heinen-Esser nach wie vor gut für den nordrhein-westfälischen Landtag, so CDU-Kreisvorsitzender Bernd Petelkau auf Nachfrage der „Rheinischen Post“.

Die Kölnerin selbst hielt eine Amtsfortsetzung angesichts des wachsenden gesellschaftlichen und politischen Drucks allerdings für nicht mehr tragbar und trat als Ministerin zurück – nur fünf Wochen vor der Landtagswahl ein herber Schlag für die Partei.

Kölner CDU-Direktkandidatin Heinen-Esser trotz Rücktritt gewählt

Auch kündigte Heinen-Esser an, ein mögliches Mandat nicht anzunehmen, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtete. Ihre Direktkandidatur in der Landtagswahl konnte sie aus rechtlichen Gründen aber nicht mehr zurückziehen.

Kurioserweise gewann die Kölnerin aber trotz des politischen Debakels 14,5 Prozent der Erststimmen und landete in ihrem Wahlkreis Innenstadt/ Kalk-West nach Berivan Aymaz (Bündnis 90/Die Grünen) und Florian Schuster (SPD) auf Platz drei.

Ob die knapp 9000 Wählerinnen und Wähler aus Unwissenheit, Überzeugung oder Jux für Heinen-Esser stimmten, ist unbekannt.