KostenexplosionAuf Frauchen und Herrchen kommt was zu – Kölner Tierärztin redet Klartext

Ein Hund wird beim Tierarzt untersucht.

Auch Tiere müssen mal zum Arzt. Doch das wird ab dem 22. November 2022 in vielen Bereichen deutlich teurer. Unser Symbolfoto vom 22. Februar 2021 zeigt einen Hund, der beim Tierarzt untersucht wird.

Die Behandlungskosten für Hund, Katze & Co. werden bald enorm steigen. Eine Kölner Tierärztin will Tierbesitzerinnen und -besitzer wachrütteln.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Ob Strom oder Essen: Das Leben wird aktuell immer teurer, die Preise steigen extrem. Doch auch Besitzerinnen und Besitzern von Haustieren erwartet eine böse Überraschung.

Die neue Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte, die am 22. November in Kraft tritt, hat es in sich. Der Besuch in einer Tierarztpraxis wird dann um rund 20 Prozent, in einigen Bereichen sogar noch teurer. Bei vielen Haustierhalterinnen und -haltern ist das allerdings noch nicht angekommen. Eine Kölner Tierärztin schlägt Alarm. 

Neue Gebührenordnung: Kölner Tierklinik-Chefin will wachrütteln

„Es ist mir eine Herzensangelegenheit, die Tierbesitzerinnen und -besitzer wegen den kommenden Preissteigerungen wachzurütteln“, sagt  Dr. Kristina Dickomeit, Leiterin des „Vet Zentrums “ in Köln, gegenüber EXPRESS.de.

Weiter erklärt sie: „Aber wir müssen die Preise aufrufen, sonst müssen wir schließen. Deutschland ist bislang in der Tiermedizin ein Billigland. In Ländern wie Skandinavien und Großbritannien sind Tierarztrechnungen zum Teil 2,5-mal so hoch.“

Die Gebührenordnung wird erstmals seit 1999 angepasst. Damit soll sichergestellt werden, dass eine Tierarztpraxis wirtschaftlich geführt werden kann. Nur so könne eine flächendeckende Versorgung der Tiere gewährleistet werden, hieß es seitens der Bundestierärztekammer. 

Kölner Tierärztin Kristina Dickomeit: So ist die Situation in der Tiermedizin

„Das Tierklinik-Sterben ist enorm, in den letzten Jahren wurden rund 30 Prozent geschlossen. Es gibt Regionen, da muss man 100 Kilometer weit fahren“, berichtet Kristina Dickomeit. Es fände ein eklatanter Umbruch statt. 

„Viele Tierärztinnen und -ärzte wollen auch nicht mehr nachts oder am Wochenende arbeiten. Zudem sind die Gehälter heute höher als noch vor zehn Jahren“, erzählt sie. Weiter sagt die Leiterin des „Vet Zentrums“: „Wir versuchen, den Klinikbetrieb händeringend aufrecht zu halten, damit die Leute nachts und am Wochenende noch eine Anlaufstelle haben.“

Kölner Tierärztin stellt klar: Wir müssen keinen Notdienst machen

Tierärztinnen und -ärzte sowie ihre Angestellten gehen oft auf dem Zahnfleisch. Zudem kommt es gerade im Notdienst häufig zu emotionalen, zum Teil aber auch unfassbaren Situationen. Das kennt auch Dr. Kristina Dickomeit. So würden Tierbesitzerinnen und -besitzer vor Sorge um ihr Tier weinen, aber gleichzeitig aggressiv gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein.

„Wir müssen keinen Notdienst machen“, stellt die Kölner Tierärztin klar,  „dann machen wir eben zu – zum Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber zum Schaden der Tiere.“ Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen hätten hingeschmissen, seien aufs Amt oder in die Wirtschaft gegangen. „Wie die Tierbesitzerinnen und -besitzer teilweise mit einem umgehen – die Kolleginnen und Kollegen wollen sich nicht mehr anschreien oder bedrohen lassen“, erklärt Kristina Dickomeit. 

Es ist zu befürchten, dass bei steigenden Tierarztkosten, die Nerven von Frauchen oder Herrchen noch häufiger blank liegen werden. Unter anderem werden sich die Impfkosten für Hund oder Katze verdoppeln, ebenso die Gebühren des tierärztlichen Notdienstes. Diese werden allerdings variieren, denn Tierärztinnen und Tierärzte können die Kosten innerhalb der Vorgaben der Gebührenordnung selbst festlegen und ihren Kunden und Kundinnen zwischen dem einfachen und vierfachen Gebührensatz in Rechnung stellen. Das hängt unter anderem vom Zeitaufwand ab. (iri)