Nach zwei BeerdigungenKölner Bestatter mit Idee für Angehörige nach Corona-Zeit

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Der Kölner Bestatter Walter Engelmann macht Angehörigen nun hinter einer Plexiglasscheibe Mut.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Walter Engelmann führt das Kölner Bestattungsunternehmen Engelmann. Seit 100 Jahren gibt es das Familienunternehmen. Doch das, was Engelmann jetzt in der Corona-Krise in seinem Job erlebt, ist völlig neu und außergewöhnlich für ihn.

66 Kölner sind bereits am Coronavirus gestorben. Zwei davon hat Walter Engelmann vor kurzem unter schwierigen Bedingungen beerdigt. Vor allem für die Angehörigen sei die Lage schrecklich.

Der Kölner hofft nun, mit einer neuen Idee dabei helfen zu können, dass Angehörige besser Abschied nehmen können.

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Köln: Bestatter arbeitet unter schweren Bedingungen

Routine gibt es nicht mehr, in Köln herrscht auch in Bestattungshäusern Ausnahmezustand. „Wir hatten schon Corona-Fälle“, erklärt Walter Engelmann dazu. Für den langjährigen Bestatter sind Corona-Bestattungen eine echte Herausforderung. Denn auch ihm fehlt ein großer Vorrat an Schutzkleidung für die Zukunft.

„In beiden Fällen waren dies Einäscherungen. Wir tragen dabei aber zur Sicherheit dieselben Schutzmasken und Handschuhe wie bei einer Erdbestattung“, so Engelmann.

Verstorbene müssen von dem Bestatter eingewickelt und desinfiziert werden. Der Sarg wird dann möglichst luftdicht verschlossen.

Corona-Bestattungen: Sarg wird auch von außen desinfiziert

Von außen wird der Sarg dann von Engelmann und seinem Team nochmal desinfiziert. Dabei trägt der Bestatter immer einen Schutzanzug und eine Atemschutzmaske. Die Schutzmaßnahmen bei Corona-Fällen seien immer gleich, ob Erdbestattung oder Urnenbestattung.

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Der Kölner Bestatter Walter Engelmann hat eine Idee für die Zeit nach dem Coronavirus.

Er sei froh, dass der Hausarzt der Corona-Verstorbenen ihn über den Verlauf der Infektion gut informiert habe. Bei einem schweren Verlauf von Covid-19 müsste man sich als Bestatter noch weitaus mehr schützen.

„Schutzkleidung haben wir früher selten gebraucht. Man hat nur ab und zu infektiöse Patienten bestattet“, so Engelmann. Nun könnte diese Ausnahme aber zur Regel werden. Dabei sieht er einen schwierigen Umstand auf sich zukommen, der auch alle seine Kollegen betrifft.

„Wir haben Schutzkleidung, aber nicht im Überfluss. Das ist unser großes Problem dabei“, erklärt Engelmann. Wenn es in der Krise zu schnell immer mehr Corona-Tote und italienische Verhältnisse geben sollte, kommt also auch Engelmann schnell an seine Grenzen.

„Angehörige können nicht vernünftig Abschied nehmen“

Kontakt mit den Angehörigen hat Engelmann in der Corona-Zeit kaum noch persönlich, sondern eher per E-Mail und Telefon. Für den seltenen persönlichen Kontakt hat Walter Engelmann eine Plexiglas-Platte für die Anmeldung bestellt und am 18. April nach wochenlanger Wartezeit endlich bekommen.

Bei der Trauerfeier dürfen laut der Stadt Köln nur noch Verwandte ersten Grades teilnehmen. Bei Bestatter Engelmann nehmen Angehörige momentan meistens höchstens zu viert Abschied. Mit Ehepartner und Kindern.  

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„Ich finde das in unserem Beruf gerade ganz schlimm, dass weitere Angehörigen nicht vernünftig Abschied nehmen können“, so Engelmann. Daher habe er vielen seiner Klienten nun eine zweite Trauerfeier mit mehr Teilnehmern in der coronafreien Zeit angeboten.

Die zweite Trauerfeier könnte dann sogar mit der Beisetzung der Urne erfolgen. Engelmann hofft nun, dass diese Zeit nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.