Mord in PulheimTäter fordert seine Hinrichtung – Kölner Richterin reagiert trocken

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Der Angeklagte mit seiner Anwältin beim Prozess-Auftakt.

Köln/Pulheim – Als der Angeklagte weinend seine Hinrichtung befürwortete, erwiderte die Vorsitzende Richterin Sabine Kretzschmar trocken: „Dazu wird es hier nicht kommen.“ Die Staatsanwaltschaft wirft dem irakischen Staatsbürger vor, in Pulheim seine Ehefrau mit zwei Kopfschüssen getötet zu haben.

Wegen Mordes aus niederen Beweggründen droht dem 27-jährigen Beschuldigten vor der 11. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Ehefrau in Köln-Neubrück entführt

Der Angeklagte habe seiner getrennt lebenden Ehefrau zunächst bei deren Verwandten in Köln-Neubrück aufgelauert. Er habe gewartet, bis der Schwester und Schwager seiner Frau die Wohnung verlassen hatten, den Türspion mit Kaugummi verklebt und geklingelt.

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Als seine Frau arglos geöffnet habe, habe er sie sofort in seine Gewalt gebracht. „Er hielt ihr eine Pistole an den Kopf und forderte sie auf, die Beziehung wieder aufzunehmen“, so heißt es in der Anklageschrift.

Ehefrau versöhnt sich zum Schein wieder mit Iraker

Dann habe der Mann seine Ehefrau gezwungen, ihn zu einem nahegelegenen Baggersee zu begleiten. „Er forderte sie auf, sich zu töten, danach würde er sich selbst umbringen“, sagte die Staatsanwältin.

Die Geschädigte habe ihrem Ehemann dann aber zum Schein versichert, zu ihm zurückzukehren. Eine sofortige Abreise wehrte sie aber ab. Sie wolle sich noch von ihrer Familie verabschieden, dann mit ihm nach Bielefeld reisen, seinem neuen Wohnort.

Ehefrau ging nicht zur Polizei, dann geschah der Mord in Pulheim

Der Angeklagte soll seine Ehefrau mit dieser Abmachung zunächst frei gelassen haben. Das Opfer offenbarte sich daraufhin ihren Angehörigen, zur Polizei ging sie aber nicht. Am nächsten Tag, dem 31. Oktober vergangenen Jahres, hielt sie sich mit ihrer Mutter in ihrer Wohnung in Pulheim auf.

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Beim Prozess-Auftakt herrschten strenge Sicherheitsregeln.

Bei ihrem Ehemann hatte sie sich nicht mehr gemeldet, woraufhin dieser einen Mordplan gefasst haben soll; laut Anklage „in der Überzeugung, dass sie sein Eigentum sei.“ Gegen 10.20 Uhr tauchte der Angeklagte in der Albanstraße im Pulheimer Stadtteil Geyen auf.

Ehefrau starb an Kopfverletzungen

Er soll sie Tür aufgeschossen, sich so Zutritt zu der Wohnung verschafft haben. Panisch hätten die Ehefrau und ihre Mutter noch versucht, über die Terrassentür aus der Wohnung zu flüchten.

Doch es ging alles viel zu schnell. „Er feuerte viermal aus kurzem Abstand auf die Geschädigte“, so die Staatsanwältin. Zwei Kugeln trafen den Kopf, zwei die Brust und den Oberarm der Frau. Die 24-Jährige verstarb unmittelbar am Tatort, an einem zentralen Regulationsversagen, wie es die Staatsanwältin formulierte.

Der Täter verließ die Wohnung, wurde aber in unmittelbare Nähe von Polizisten aufgegriffen. „Ich habe mich selber gestellt“, sagte der Angeklagte beim Prozessauftakt am Dienstag. Im Polizeiverhör soll er bereits Angaben gemacht und die Schüsse auf seine Ehefrau eingeräumt haben. Der Mann sitzt seitdem in Köln in Untersuchungshaft.

Köln: Prozess mit hohen Sicherheitsvorkehrungen

Die Verhandlung in Saal 210 des Justizgebäudes fand unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Wachtmeister waren angewiesen, ausnahmslos jeden Teilnehmer, auch Richter, Staatsanwälte, Verteidiger und Gutachter, gesondert zu durchsuchen.

Ausweise wurden kopiert, Körper abgetastet und in die Schuhe geschaut. Dem Vernehmen nach soll es im Vorfeld zu Mord-Drohungen gegen den Angeklagten aus dem Umfeld der Opfer-Familie gekommen sein.

Staatsanwaltschaft spricht von Gewalt in der Ehe

Spannungen mit den Eltern der Getöteten gab der Angeklagte dann auch als Grund für das Scheitern der Beziehung an. Er selbst sei 2011 vor dem IS-Terror aus dem Irak geflohen, seine Frau, die er seit der Kindheit kannte, habe er ein paar Jahre später nachgeholt.

Der Vater seiner Frau habe ihm zuletzt mitgeteilt, nicht zufrieden mit ihm als Schwiegersohn zu sein. Auch sei seine Frau immer aufgebracht gewesen, wenn sie mit ihren Eltern gesprochen habe. Nach Aussage des Angeklagten sei die Beziehung normal verlaufen, die Staatsanwaltschaft spricht aber von gewalttätigen Übergriffen.

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Am Dienstag startete der Prozess vor dem Landgericht.

Täter bricht immer wieder in Tränen aus

Dass der Angeklagte, der zwischenzeitlich in einem Fast-Food-Restaurant arbeitete, mit einem Umzug nach Bielefeld eine räumliche Distanz zu den im Rheinland lebenden Verwandten seiner Ehefrau geschaffen hat, führte offenbar zum endgültigen Bruch. Das Ziel des Mannes, seine Ehefrau mitzunehmen, scheiterte.

„Man bleibt doch lebenslang zusammen, wenn man heiratet“, erklärte der Angeklagte, der vor der Richterin immer wieder in Tränen ausbrach. Der Mann erzählte von seinen zehn Geschwistern, die alle ein redliches Leben führten.

„Ich bin der einzige, der so etwas gemacht hat“, sagte der Angeklagte, und dafür wolle er für immer in Haft bleiben und gegebenenfalls hingerichtet werden. Das Landgericht hat insgesamt zwölf Verhandlungstage eingeplant. Ein Urteil soll Mitte Mai fallen.