Neustart nach CoronaMorgens halb zehn ... Kölner Top-Meilen erwachen wieder zum Leben

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Anna Jörg und Mario Kitzer haben ihr Modegeschäft auf der Ehrenstraße wieder eröffnet.

Köln – Montag 9.30 Uhr, der Shutdown ist vorbei. Die Ehrenstraße erwacht. Als einer der ersten Läden in Köln öffnet das Damenmode-Geschäft „Edited“ seine Türen.

Ehrenstraße in Köln: Läden nach Corona-Schließung wieder auf

Anna Jörg (22) und Mario Kitzer (27) haben erst vor sechs Monaten eröffnet, sich mit ihrem Online-Shop über Wasser gehalten und diverse Hygiene-Maßnahmen vorbereitet: „Wir sind froh, dass es endlich wieder zurück zur Normalität geht. Kunden werden nur einzeln in den Laden gelassen, bekommen einen Mundschutz und Desinfektionsmittel für die Hände.“

Ganz neu: Anprobierte Textilien werden sofort desinfiziert, Schmuck wird nicht mehr zur Anprobe ausgelegt. „Auch natürlich, weil das Material Schaden nimmt, wenn es mit Desinfektionsmittel in Berührung kommt.“

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Katharina Oliveira (67) ist eine der ersten Kunden auf der Ehrenstrasse

Katharina Oliveira (67) ist am Montag eine der ersten Kunden auf der Ehrenstraße.

Katharina Oliveira (67) ist eine der ersten Kunden auf der Ehrenstraße: „Ich musste mal wieder rausgehen und Luft schnappen und was einkaufen. Die ganzen letzten Wochen hat man ja nur das Nötigste erledigt. Ich bin froh, dass die Geschäfte wieder öffnen und das Leben jetzt weitergeht.“

Teamleiter Ingo Schulz (37) von der Parfümerie Möltgen

Teamleiter Ingo Schulz (37) von der Parfümerie Möltgen

Seit 88 Jahren gibt es die Parfümerie Möltgen auf der Ehrenstraße, doch so eine Krise erlebten die Mitarbeiter noch nie: „Wir hatten sofort auf das Online-Geschäft umgestellt und versandkostenfrei überall hin geliefert“, so Teamleiter Ingo Schulz (37), der vor das Geschäft auf den Bürgersteig drei Kreise als „Kundenparkplätze“ gemalt hatte: „Wir lassen maximal zwei bis drei Leute in den Laden. Die bekommen einen Mundschutz und Desinfektionsmittel.“

Läden in Köln wieder geöffnet: Neue Beratung wegen Corona

Auch hier ist neu: Das Anfassen der Flacons und Produkte ist nicht gestattet. Der Kunde nimmt sich einen Duftstreifen aus Papier, Schulz sprüht ihn an – und der Kunde kann schnuppern. „Beratung völlig kontaktlos“, so Schulz.

In der Hohe Straße haben fast alle Geschäfte wieder geöffnet, immer mehr Passanten, die meisten mit Maske, bummeln durch die Einkaufsmeile und schauen in die Shops. „Wir sind froh, dass es endlich weitergeht“, meint ein Storemanager. Ladeninhaber, die sich auf der Straße begegnen, wünschen sich „Gute Geschäfte!“ Derweil rollt weiterer Nachschub für die Geschäfte vorbei.

Hohe Straße

Eine Lieferung Ware wird am Montag (20.April) über die Hohe Straße gerollt.  

Überall hängen in Schaufenstern und an Türen Hinweiszettel über die Hygienevorschriften. Der Unterwäsche-Shop „Hunkemöller" weist etwa darauf hin, dass man „aktuell leider keine Messung Deiner BH-Größe anbieten" könne. Klar, Körperkontakt ist verboten.

So ist die Lage auf der Schildergasse

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Kunden stehen am am Mittag Schlange vor „Snipes“ (Streetfashion) an der Schildergasse.

Auch auf der Einkaufsmeile Schildergasse, wo viele Geschäfte mehr als 800 Quadratmeter Fläche haben, kehrte am Montag etwas Normalität ein. Einige Läden und Gastronomien waren geöffnet. Auffällig war die Schlange, die sich vor „Snipes“ bildete – quer über die gesamte Straße.

Ebenso der offene Haupteingang zur „Galeria Karstadt Kaufhof", wo die großzügige Lebensmittelabteilung im Untergeschoss zum Einkauf einlädt. Alle anderen Bereiche und Rolltreppen sind abgesperrt, Sicherheitsleute passen auf.

Corona-Neustart auch in vielen Kölner Veedeln

Südstadt, Kalk, Belgisches Viertel, die Einkaufsmeile an der Dürener Straße – überall sorgten offene Läden sofort für Passantenströme und für eine Rückkehr zum normalen Straßenbild. Auch in Rodenkirchen rund um die Einkaufsmeilen Haupt- und Maternusstraße ging der Trubel wieder los.

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Sektempfang mit Mundschutz: Julie und Bea von der Mode-Boutique „Anders" in Rodenkirchen.

Volle Bürgersteige, dazwischen immer wieder Warteschlangen im 1,50-Meter-Abstand vor Geschäften, Drogerien und Bäckereien, ein belebter sonniger Maternusplatz. Dort freut sich auch die Mode-Boutique „Anders" von Unternehmerin Ira von Hecken wieder über große Nachfrage: „Endlich geht es weiter. Wir haben versucht, aus den vergangenen Wochen das Beste zu machen und erstmals auf die sozialen Netzwerke gesetzt."

Verrückte Ideen waren gefragt, etwa ein „Aquariumsverkauf", bei dem eine Verkäuferin quasi wie ein Fisch im Aquarium hinter der Schaufensterscheibe im geschlossenen Laden stand und vorbeischlendernden Kunden ihre Mode zeigte. Wer ein Shirt, eine Jacke oder Bluse haben wollte, bekam sie direkt geliefert. Zur Freude des Öffnungstages bekam jeder, der mit Mundschutz den Laden betrat, eine Dose Sekt geschenkt: „Was Leckeres für zuhause", lächelte Mitarbeiterin Julie. „Mit einem Sektchen anstoßen im Laden geht ja leider nicht mehr."