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„Fühle mich diskriminiert“Rollstuhlfahrer Dirk erhebt üble Vorwürfe gegen Kölner Weihnachtscircus

Rollstuhlfahrer Dirk Kolfhaus macht ein Selfie auf einer Kirmes.

Rollstuhlfahrer Dirk ist ein großer Fan von Jahrmärkten, Freizeitparks oder Zirkussen. Vom Kölner Weihnachtscircus fühlt er sich allerdings diskriminiert.

Dirk Kolfhaus liebt Freizeitparks, Jahrmärkte oder Zirkusse – so auch den Kölner Weihnachtscircus. Doch der Rollstuhlfahrer fühlt sich von den Veranstaltern diskriminiert.

von Niklas Brühl (nb)

Der Weihnachtscircus gastiert zwischen dem 1. und 31. Dezember in diesem Jahr zum achten Mal in Köln. Die Show an der Zoobrücke in Deutz erfreut sich großer Beliebtheit in der Stadt, im vergangenen Jahr wurde mit 80.000 Besucherinnen und Besuchern ein neuer Rekord aufgestellt.

Auch Dirk Kolfhaus (50) aus Bensberg ist ein großer Fan. Allgemein alles, was Freizeitparks, Jahrmärkte oder Zirkusse angeht, ist für den 50-Jährigen ein großes Highlight. Dirk Kolfhaus sitzt im Rollstuhl, doch das tut seiner Begeisterung, unter anderem für den Kölner Weihnachtscircus, keinen Abbruch. In diesem Jahr sieht das jedoch anders aus: Er fühlt sich von den Veranstaltern diskriminiert.

Kölner Weihnachtscircus: Dirk leidet an Nervenlähmung

Dirk Kolfhaus leidet an einer Nervenlähmung. Im Alltag ist er auf Hilfe angewiesen, er kann sich keine Jacke anziehen oder sich selbst um etwas zu Essen oder Trinken kümmern.

„Seit ich 33 Jahre alt bin, leide ich an der Krankheit, die mich an meinen Rollstuhl fesselt. Zwischen meinem neunten und dem elften Lebensjahr war ich ebenfalls schon erkrankt. Ich war viele Jahre bettlägerig, mittlerweile bin ich mit meinem Rolli aber mobil. Ich habe in meinem jungen Erwachsenenleben ein aktives Leben geführt, das versuche ich nun wieder nachzuholen.“

Hier geht es zu unserer EXPRESS.de-Umfrage:

Der 50-Jährige hat täglich Assistenten um sich herum, die ihm bei den vermeintlich einfachsten Alltagsproblemen unterstützen, Dirk Kolfhaus wird finanziell vom Amt unterstützt. Doch er lässt sich nicht hängen, seine große Leidenschaft gilt dem Phantasialand. In diesem Jahr sei er bereits um die dreißig Mal in dem Brühler Freizeitpark gewesen. Er bekommt als Rollstuhlfahrer dort freien Eintritt, kennt mittlerweile viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Er genießt den Trubel, die Schreie von den Achterbahnen, die Zuckerwatten-Gerüche. Auch Jahrmärkte und Zirkusse haben es ihm angetan. Im Dezember wollte er auch wieder den Kölner Weihnachtscircus besuchen – doch als er seine Karte bestellen wollte, stieß ihm ein Detail übel auf.

Rollstuhlfahrer will zum Kölner Weihnachtscircus – „fühle mich benachteiligt“

Mittwochs, donnerstags und freitags werden vom Weihnachtscircus die „Partnertage“ beworben. Es gibt zwei Karten zum Preis von einer. Dirk Kolfhaus wollte sich eine dieser Shows heraussuchen, denn er sagt: „Wie erwähnt lebe ich vom Amt, ich muss jeden Euro zweimal umdrehen.“ Die vergünstigten Karten gelten allerdings nicht für die Rollstuhlplätze.

Zum Vergleich: Die Karten kosten an den Partnertagen in der Preiskategorie drei knapp 20 Euro pro Person, in der Kategorie vier knapp 15 Euro pro Person.

Für Rollstuhlfahrer Kolfhaus kostet das Ticket jedoch weiterhin unrabattierte 44 Euro – inklusive einer Begleitperson. „Die Begleitperson ist allerdings optional, es muss in der Theorie niemand einen Rollstuhlfahrer zur Vorstellung begleiten. Also bezahle ich deutlich mehr als gesunde Menschen, die auch noch bessere Plätze haben“, rechnet der 50-Jährige gegenüber EXPRESS.de vor.

Rollstuhlfahrer Dirk posiert vor einem Werbeplakat des Weihnachtscircus

Rollstuhlfahrer Dirk posiert vor einem Werbeplakat des Weihnachtscircus vor einigen Jahren. Er besuchte in der Vergangenheit bereits mehrere Vorstellungen.

Dazu kommt noch: Die Rollstuhltickets konnten bislang nicht online bestellt werden, sondern werden den Käuferinnen und Käufern für weitere 7,50 Euro zugeschickt. „Wenige Veranstalter bieten Online-Rollstuhltickets an, also alles gut. Allerdings konnte ich Tickets in früheren Jahren an Kölnticket-Schaltern abholen, das ist mittlerweile nicht mehr möglich. Also gibt es keine Alternative, als für meine Karte 51,50 Euro zu zahlen“, sagt Dirk Kolfhaus.

Dabei gehe es ihm nicht darum, aufgrund seiner Behinderung einen Vorteil zu erhaschen: „Ich möchte auf der anderen Seite aber halt auch nicht benachteiligt werden. Die jetzigen Regelungen des Kölner Weihnachtscircus empfinde ich als ungerecht und diskriminierend. Ich will keine Freikarten, um Gottes Willen. Ich möchte die Möglichkeit dieser extra ausgerufenen Partnertage allerdings auch nutzen können.“

Kölner Weihnachtscircus reagiert auf Diskriminierungs-Vorwürfe

Ein Ticket hat sich der 50-Jährige bislang nicht gekauft. Mit dem Weihnachtscircus selber ist er ebenfalls schon in Kontakt getreten. Allerdings konnte ihm eine Sprecherin auch keine anderen Optionen bieten.

„Leider wirkt der Weihnachtscircus in dieser Angelegenheit sehr unkooperativ. Auf meine Aussage hin, dass ich mich diskriminiert fühle, wurde lediglich geantwortet, dass eine angehörige Person auch im Rollstuhl säße und Diskriminierung daher gar nicht möglich sei. Das ist für mich Unsinn und ein Strohfeuerargument, wie es im Buche steht“, sagt Dirk Kolfhaus.

Ilja Smitt schaut hinter Lamellen in die Kamera.

Ilja Smitt, Produzent des Kölner Weihnachtscircus, reagiert nach EXPRESS.de-Nachfrage auf die Vorwürfe des Rollstuhlfahrers Dirk Kolfhaus.

EXPRESS.de hat den Weihnachtscircus in der Angelegenheit ebenfalls nach einem Statement gebeten.

Produzent Ilja Smitt sagt: „Wir haben enormen Respekt vor behinderten Personen, haben unser Zelt barrierefrei gestaltet und darüber hinaus ist es von nun an doch auch möglich, die Schwerbehinderten-Tickets online zu kaufen und sich die 7,50 Euro für den Versand zu sparen. Wir reagieren auf Kritik, uns geht es immer um die Kundinnen und Kunden.“

Und weiter: „Allerdings gibt es leider immer wieder Personen, die versuchen Unruhe zu stiften. Ich zwinge niemanden, den Kölner Weihnachtscircus zu besuchen. In dem Preis ist immer eine Begleitperson inbegriffen, das finde ich fair. Ich freue mich, wenn der Herr unsere Show dennoch besucht – von dem Vorwurf der Diskriminierung möchte ich mich und mein Team aber mit aller Deutlichkeit freisprechen.“