Kölner Unternehmer erklärenSo wichtig sind Schwule für unser Geschäftsmodell

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Bei ColognePride und CSD zeigen viele Unternehmen ihre Nähe zum schwul-lesbischen Leben.

von Béla Csányi (bc)

Köln – Die Studie zum Einfluss des schwul-lesbischen Lebens in Köln lieferte beeindruckende Zahlen (hier mehr lesen).

Doch was steckt hinter der Erfolgsgeschichte? Auf EXPRESS-Nachfrage erklären Kölner Unternehmen die beeindruckende Wechselwirkung, die die schwule Community und lokale Firmen gleichermaßen stärkt und so das Stadtbild prägt.

Das Reisebüro Teddy Travel macht diese Erfahrung nicht erst seit gestern. Mit 35 Jahren auf dem Markt ist das Unternehmen aus der Kölner Altstadt der älteste Anbieter von Reisen für Schwule und Lesben in ganz Deutschland.

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„Der Anteil dieser Buchungen macht bei uns mindestens 50 Prozent aus“, berichtet das Reisebüro.

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Teddy Travel bietet seit 35 Jahren Reisen speziell für Schwule und Lesben an.

Klare Argumente für den Standort Köln. So ging das Reisebüro-Sterben der letzten Jahre an Teddy Travel vorbei – dem erfolgreichen Nischenmarkt sei Dank.

Unternehmen präsentieren sich bei ColognePride und Christopher Street Day

Andere Unternehmen zeigen insbesondere in den zwei Wochen des ColognePride, dem zweiwöchigen Programm im Vorlauf des Christopher Street Days, ihre Nähe zum schwul-lesbischen Leben.

Organisiert wird das größte LSBTIQ-Event in der Stadt vom Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. (KLuST).

Marketing-Vorstand Natalie Hagen fällt auf: Der Kontakt zu den Firmen läuft oft über das Human Resources Management, also die Personalabteilungen. Die Marketing-Vertreter schalten sich in der Regel erst später ein.

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Natalie Hagen (M.) und ihre Vorstandskollegen beim Kölner Verein KLuST.

„Da merkt man, dass es den Mitarbeitern ein wichtiges Anliegen ist.“ Gerade beim ColognePride sei bei Sponsoren und Partnern ein besonders großes Engagement erkennbar.

Auch die Chicos Event GmbH, Veranstalter des „Heavenue“-Weihnachtsmarkts, ist am ColognePride beteiligt. „Viele Schwule ziehen nach Köln, weil sie hier sehr attraktive Möglichkeiten finden“, erklärt Geschäftsführer Thomas Fasshauer. Er spricht von einer erfolgreichen Wechselwirkung zwischen Angebot und Nachfrage.

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Thomas Fasshauer organisiert Szene-Events mit der Chicos Event GmbH.

Entsprechend lukrativ sei die Stadt für die Veranstalter von Szene-Events. Fasshauer zog es 2001 aus München nach Köln. Seine 2005 gegründete Firma ist ein Erfolgsmodell, organisiert inzwischen Veranstaltungen, die in dieser Größe in anderen Städten nicht funktionieren würden.

Come-Together-Cup: Köln als Standort 1995 alternativlos

Einen ähnlichen Eindruck hat auch Andreas Stiene, der seit 1995 zu den Gesichtern der Erfolgsgeschichte Come-Together-Cup gehört. Das Fußballturnier mit buntem Bühnenprogramm ist nach inzwischen 25 Auflagen ein fester Bestandteil des Kölner Veranstaltungskalenders. Große Sponsoren sichern auch hier den Bestand.

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Andreas Stiene (2.v.l.) mit Alexander Wehrle, Jürgen Roters und Wolfgang Dünnwald.

„Die Idee wäre damals an keinem anderen Ort so durchführbar gewesen“, erinnert sich Stiene. In den Neunzigern mussten Schwule und Lesben noch viel stärker um Akzeptanz kämpfen, da waren Köln und Umgebung anderen Städten weit voraus.

Unternehmen im Rheinland offen für Schwule und Lesben

„Speziell im Rheinland gibt es bei vielen Unternehmen schon lange betriebsinterne Gruppen, die eine offene Kultur sehr stark prägen“, ergänzt Stiene. Das mache die Stadt auch für Zugezogene so attraktiv. Auch für große Unternehmen ist die Willkommenskultur ein nicht zu verachtender weicher Faktor für die Standortwahl.

Köln ruhe sich dennoch nicht auf der Beliebtheit bei der schwul-lesbischen Community aus, meint Stiene: „Man kann sich natürlich immer noch Ideen aus anderen Städten holen, aber in Köln wird schon viel getan. Da kommt in Europa im Vergleich nur noch Amsterdam ran.“ Daran habe der ehemalige Oberbürgermeister Jürgen Roters durch sein jahrelanges Engagement einen gewaltigen Anteil.

Für die aktuellen Entscheidungsträger gilt es, diesen Standortvorteil weiter auszubauen.