Kölner Kult-FestivalSummerjam: Macher wenden sich mit trauriger Botschaft an Fans

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Der Summerjam 2020 wird hochkarätig besetzt sein.

von Thomas Werner (tw)

Köln – Die Corona-Krise. Eine Herausforderung für den März und April, die wir danach im Griff haben? Diese Hoffnung darf mittlerweile getrost verworfen werden. Seit Mittwoch (15. April) ist klar: Einige der Beschränkungen des öffentlichen Lebens bleiben weiter bestehen, Großveranstaltungen sogar bis zum 31. August verboten.

Summerjam 2020 komplett abgesagt

Das betrifft nun auch das Kölner Reggae-Festival „Summerjam”, das sich nun mit einer traurigen Botschaft an seine Fans wendet. „Wir haben lange gewartet und gehofft, dass sich die Situation positiv entwickelt. Seit gestern steht fest, dass wir aufgrund des bundesweiten Verbotes für Großveranstaltungen bis zum 31. August, das 35. Summerjam-Festival in das nächste Jahr verlegen müssen”, heißt es auf der Homepage.

Auch eine Verschiebung in den Spätsommer sei geprüft worden, doch die Idee ist vom Tisch. 2020 wird es keinen Summerjam geben. Nun laufen die Planungen für 2021, da soll das Festival vom 2. bis 4. Juli stattfinden. „Bitte gebt uns noch ein paar Tage Zeit, damit wir die nächsten Schritte klären können”, bitten die Organisatoren.

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Sean Paul, Shaggy und Co.: Ist Star-Besetzung 2021 am Start?

Ob dann aber die Star-Besetzung um Sean Paul und Shaggy am Start ist, die für 2020 schon zugesagt hatte? Fraglich.

Wie kompliziert die Planungen der Macher sind, hatte EXPRESS schon am 3. April berichtet, damals gingen die Gedankenspiele noch in alle Richtungen. So lief der Text vor etwa zwei Wochen:

Auch in Köln machen sich Veranstalter von Groß-Events, die erst im Sommer anstehen, schon auf das Schlimmste gefasst. Wie die Macher des Summerjams, Kölns Kult-Festival am Fühlinger See.

Summerjam: Absagen wegen des Coronavirus?

Das Reggae-Highlight, ursprünglich für den 3. bis 5. Juli 2020 angesetzt, wackelt. Nicht zuletzt, weil Kölns anderes Musik-Festival, die c/o pop, am vergangenen Freitag (3. April) abgesagt werden musste (hier lesen Sie mehr).

„Es ist eine beschissene Situation für alle Festival-Veranstalter”, sagt Karl-Heinz Brozi (Geschäftsführer Fühlinger See GmbH) gegenüber EXPRESS ganz unverblümt. Denn Planungssicherheit ist in diesen Tagen ein Luxus, der aus einer anderen Zeitrechnung zu kommen scheint.

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Der Summerjam würde 2020 seine 25. Ausgabe in Köln feiern, doch das Festival wackelt wegen Corona.

„Wir arbeiten auf den ursprünglichen Termin hin. Aber ob sich die Lage bis dahin beruhigt hat? Diese Frage kann niemand beantworten”, so Brozi. Im Hintergrund wird deshalb parallel eine Verschiebung in den September geprüft, doch auch dieser „Notfallplan” hätte einige Tücken. „Alle wollen natürlich in den Spätsommer”, so Brozi. Und: Ob alle Künstler auch bei einem neuen Termin an Bord bleiben würden, ist noch fraglich.

Summerjam: Shaggy und Sean Paul führen Mega-Line-up an

Besonders bitter: Der Summerjam hat zum Doppeljubiläum 2020 (25. Ausgabe in Köln, 35. überhaupt) eines der stärksten Programme seiner Geschichte auf die Beine gestellt: Unter anderem sollten Weltstars wie Shaggy („It wasn't me”) oder Sean Paul („Get busy”, „Temperature”) am Fühlinger See auftreten.

Shaggy

Shaggy will in Köln die Menge zum Kochen bringen.

Aber: „Wir sind auch in der Lage, kurzfristig Künstler zu buchen”, sagt Brozi. Will heißen: Den Fall, dass das Event auf September verschoben wird, das zahlende Publikum aber auf die großen Stars verzichten muss, will man vermeiden. „Das geht nicht. Dann müssten wir investieren.” Schließlich dürfte der bis dato starke Kartenverkauf des Summerjam auch direkt mit dem starken Line-up zu tun haben.

Summerjam 2020: Komplette Verschiebung auf 2021?

Darum wäre bei einer kompletten Absage das Ziel, das Programm komplett auf 2021 zu verschieben. Der Termin (2. bis 4. Juli 2021) steht schon fest, im Ernstfall müsste das doppelte Jubiläum dann nachgeholt werden.

Wenn es 2020 keinen Summerjam gibt, wäre das für Fans und Veranstalter schade, aus unternehmerischer Sicht aber nicht der schlimmste Fall. „Der worst case ist, dass wir keine Karten mehr verkaufen und dann findet es plötzlich doch normal statt”, sagt Brozi. Keine Einnahmen durch Kartenverkäufe, dazu womöglich viele Zuhause-Bleiber wegen der Angst einer Infizierung – da würde eine behördliche Absage für mehr Ordnung und Sicherheit sorgen.

Summerjam 2020: Veranstalter braucht Entscheidung bis 15. Mai

„Ich gehe davon aus, dass es eine behördliche Absage gibt”, so Brozi. Dann müsste man zumindest die Künstler-Gagen nicht bezahlen, wohl aber die Betriebskosten. „Aber dieses wirtschaftliche Risiko besteht eben, das wissen wir.” An einem Summerjam-Wochenende sind insgesamt ca. 2500 Arbeiter im Einsatz.

Und wie geht es jetzt weiter? „Bis zum 15. Mai brauchen wir eine Entscheidung”, fordert Brozi. „Bis dahin müssen wir wissen: Steht unser Termin? Oder können wir in den September? Oder können wir 2020 komplett vergessen?”