Erkältungswelle in KölnArzt erklärt Ursache und benennt No-Go für Erkrankte

Kölner Arzt Jürgen Zastrow in seinem Büro.

HNO-Arzt Dr. Jürgen Zastrow erklärt die aktuelle Erkältungswelle in Köln und gibt Präventions-Tipps. Hier sitzt der Mediziner am 18. August 2021 in seiner Praxis in Köln-Riehl.

Erkältungswelle in Köln. Warum dieses Jahr wohl mehr Kölnerinnen und Kölner erkältet in Wartezimmern sitzen und wie wir uns gut davor schützen können, erklärt Dr. Jürgen Zastrow im EXPRESS.de-Gespräch.

von Madeline Jäger (mj)

Köln. Wir alle hören es husten und schnupfen – die Erkältungswelle wirkt dieses Jahr viel heftiger, als wir es aus den vergangenen Jahren gewohnt sind. Doch ist das nur so ein Gefühl oder ist die diesjährige Erkältungssaison in Köln wirklich extremer?

„Aktuell kommen Patienten verstärkt mit Erkältungen in die Hausarztpraxen. Das haben wir aber auch so erwartet. Im letzten Winter haben wir kaum Erkältungserkrankungen gesehen, weder bei Kindern noch bei Erwachsenen. Lockdown, verstärkte Hygieneregeln und das Homeoffice haben dazu geführt, dass die Patienten kaum Kontakt zu den jährlich auftretenden Erkältungsviren hatten. Die Infekte müssen wir jetzt alle nachholen. Im Herbst führt das bei den abnehmenden Temperaturen natürlich wieder zu einer Zunahme an Erkältungen“, erklärt Hausärzteverband-Pressesprecherin Monika Baaken gegenüber EXPRESS.de. Doch ist es gerade in allen Arztpraxen so überfüllt?

Kölner HNO-Facharzt erklärt Ursache für heftige Erkältungswelle

„Vor allem die Hausärzte bemerken die Erkältungswelle. Der Grund dafür ist ganz klar: Die Immunkompetenz ist geschwächt. Warum? Wir alle hatten eineinhalb Jahre fast gar kein Virentraining“, erklärt der HNO-Facharzt Dr. Jürgen Zastrow.

Das Homeoffice und Kontaktverbote hätten das sogenannte „Virentraining“ der Menschen in Köln auf ein Minimum reduziert, was sich jetzt in Form von vollen Wartezimmern in Hausarztpraxen bemerkbar mache. Vor allem die Maskenpflicht sei dabei ein maßgeblicher Faktor.

„Das Gedächtnis unserer Immunsystems musste sich durch die Masken weniger mit Viren und Bakterien auseinandersetzen. Das Immunsystem ist wie ein Muskel, wenn es länger nicht trainiert wird, reagiert es schlechter. Wenn die Reize ausbleiben, wird das Immunsystem träge“, so Zastrow. Außerdem sei der vermehrte Aufenthalt in Innenräumen im Herbst für die Übertragung von Viren ideal.

Doch wie können wir unser Immunsystem stärken, wenn wir noch nicht erkältet sind? „Wir müssen nicht überall im Freien eine Maske tragen, nur in bestimmten Bereichen. Wo es nicht sein muss, können wir die Maske abnehmen. Denn gerade draußen haben wir die Möglichkeit, unser Immunsystem zu trainieren“, rät der Mediziner.

Kölner HNO-Arzt Jürgen Zastrow: „Keine Nasensprays verwenden“

Der Kölner HNO-Arzt hat für alle, die diesen Herbst bisher ohne Erkältung überstanden haben, weitere hilfreiche Tipps parat.

  • Gutes Immuntraining ist auch Wärme- und Kälte-Training: Zum Beispiel ein Sauna-Besuch ist dabei absolut empfehlenswert
  • Viel trinken
  • Auf eine ausgewogene Ernährung achten (viel Vitamin C zu sich nehmen)
  • Immun-Booster: Frischer Pfefferminztee mit Ingwer, Honig und Vitamin C (als Pulver, zum Beispiel aus der Apotheke) – keine Vitamin-C-Tabletten! Grund: Das ist nur Zucker drin

Doch auch für die Kölnerinnen und Kölner, die bereits erkältet sind, hat der HNO-Arzt einen wichtigen Rat. 

Kölner Arzt benennt No-Go für Erkältete: „Nasensprays“

Erkrankte sollten sich vor allem ausruhen und nicht im Überfluss zu teuren Hilfsmitteln aus der Apotheke zu greifen. Vor allem Nasensprays sind dem Arzt ein Dorn im Auge.

„Ich rate dazu, keine Nasensprays zu verwenden. Das ist ganz wichtig. Erkältete Personen sollten Nasensprays (wenn überhaupt) nur maximal für drei bis fünf Tage nutzen. Denn der Wirkstoff trocknet die Schleimhäute aus und die Blutgefäße ziehen sich zusammen. Und weniger Blut, heißt auch weniger Abwehr in der Nase“, appelliert Zastrow. Sein alternativer Vorschlag: Gesichtsdampfbäder.