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Kölner GeheimnisseGraf Zeppelin: Triumph und Unglück

Das 1910 havarierte Luftschiff Z. II

Am 25. April 1910 kam es in Weilburg (Hessen) zu einer schweren Havarie. Dies bedeutete das Ende für den Zeppelin Z2.

Aktualisiert

Ein einst stolzer Zeppelin, grotesk zerstört: Um die Luftschiff-Ära und einen spektakulären Besuch des Technikpioniers Graf Zeppelin in Köln geht es diesmal in der Reihe „Kölner Geheimnisse“.

Am Ende musste man es so deutlich feststellen: Seine Idee hatte sich nicht durchgesetzt. Sie war gescheitert. Mit einer Katastrophe als Schlusspunkt, als das Luftschiff „Hindenburg“ 1937 bei der Landung in Lakehurst/USA in Flammen aufging, nur drei Tage, nachdem aus dem Koloss noch Postsäcke über dem Kölner Flughafen Butzweilerhof abgeworfen worden waren.

Das alles konnte keiner wissen, als der weltbekannte deutsche Luftschiffkonstrukteur, der Technikpionier Ferdinand Graf von Zeppelin, am 5. August 1909 Köln besuchte. Es war eine Riesensache. Eine Inschrift am Haus Herwarthstraße 31 in der Nähe des Stadtgartens erinnert daran.

Graf Zeppelin in Köln: Kinder bekamen schulfrei

In Fraktur steht dort geschrieben: „Anläßlich seines ersten Besuches in Köln mit seinem lenkbaren Luftschiff LZ 2 am 5.8.1909 nahm Graf Zeppelin in diesem Hause Wohnung.“ Im Haus des Stadtrates Walter Laué hatte der Ehrengast übernachtet.

Wobei: sein erster Besuch? Sicherlich der erste mit solch einem Tamtam. Die Kinder bekamen sogar schulfrei. Tausende Menschen bereiteten Graf Zeppelin, der von der ersten Internationalen Luftfahrtausstellung ILA in Frankfurt a.M. anreiste, an jenem sommerlichen Donnerstag einen begeisterten Empfang.

Die Kölner blickten staunend in den Himmel über der Stadt, sie standen auf den Hausdächern, um den Gigant der Lüfte zu erleben. Die Inschrift an der Herwarthstraße weist dabei eine falsche Angabe auf: Es war nicht das Luftschiff LZ 2 (Luftschiff Zeppelin 2), sondern das Luftschiff LZ 5, das da kam. Man konnte mit den Bezeichnungen schon mal durcheinanderkommen, wie noch deutlich werden wird.

Werner Müller steht vor einem Haus.

Der Kölner Luftfahrthistoriker Werner Müller steht vor dem Haus, in dem Graf Zeppelin bei seinem Köln-Besuch übernachtete (Herwarthstraße 31).

Etliche Jahre zuvor hatte der Herr der fliegenden Zigarren die Stadt schon einmal besucht. „Zeppelin war zum ersten Mal 1898 in Köln, als er bei der Firma Clouth Ballonstoff für sein Luftschiff LZ 1 bestellte. Nur Clouth hatte einen Gummistoff, der so eng gewebt war, dass Gasmoleküle hier kaum diffundierten“, erklärt Werner Müller, Experte für Kölner Luftfahrtgeschichte.

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Zeppelin habe 18 große trommelförmige Ballons bestellt, die in Manzell am Bodensee in das Luftschiffgerippe des ersten Zeppelin LZ 1 eingehängt und dort mit Wasserstoff gefüllt werden sollten.

Am 5. August 1908 erlebte Graf Zeppelin beim Unglück von Echterdingen einen Rückschlag: Das Luftschiff LZ 4 ging in Flammen auf, dem Graf drohte der Ruin. Doch patriotische Luftfahrtfreunde begannen schnell eine Spendensammlung. „Heute würde man sagen: es war Crowdfunding.“, erzählt Werner Müller. Innerhalb weniger Wochen kamen über sechs Millionen Goldmark zusammen. Von diesem Geld wurde dann der Zeppelin LZ 5 gebaut, der genau ein Jahr später am 5. August 1909 an die Festung Cöln übergeben wurde und Zeppelins Köln-Besuch zu einem Triumphzug machte.

Das Luftschiff Z.II landet in Köln.

Die Ankunft des Grafen Zeppelin und seines Luftschiffs auf dem Flugplatz in Köln-Ossendorf wurde auch auf einer Postkarte verewigt.

Oberbürgermeister Max Wallraf und der Kommandant der Festung Cöln, General Sperling, hatten den populären Grafen persönlich am Luftschiffhafen in Köln-Bickendorf empfangen und ihm einen Lorbeerkranz mit Schleifen in der Farbe des Reiches und der Stadt Köln überreicht. Mit der Übergabe des Luftschiffs bekam LZ 5 die militärische Bezeichnung Z II (Zeppelin II). Aufgrund der römischen Ziffer kam es dann wohl auch zu dem „Patzer“ auf der Inschrift.

Besonders am Anfang des Ersten Weltkrieges sollten die Luftschiffe als Waffenträger aber auch als Aufklärer der Marine eine maßgebliche Rolle spielen. Die Fahrt des Luftschiffs Z VI „Cöln“ zum Angriff aufs belgische Lüttich, der erste Angriff eines Luftschiffs auf eine Stadt, startete im August 1914 von Köln.

Kölner Zeppelintag 1909

Am Kölner Zeppelintag des Jahres 1909 lagen diese militärischen Ereignisse noch in einiger Ferne: Am Abend bedankte sich der Graf auf dem Balkon der Neumarktkaserne bei den Bürgern für ihren großen Zuspruch. Als Erinnerung an dieses Ereignis wurde die angrenzende Straße Zeppelinstraße benannt.

Die Tücke des Objekts hatte sich jedoch erneut und nur wenige Tage vor der Ankunft in Köln gezeigt. „Eigentlich war das Jahrhundertereignis bereits für den 2. August geplant gewesen“, weiß Werner Müller. Doch heftige Wetter im Rheinland hatten die Überfahrt des Luftschiffs von Frankfurt nach Köln letztendlich verhindert: Zwar war man gestartet, „aber die schwachen Dieselmotoren kamen gegen das Gewitter nicht an“.

Um den Sturm zu überstehen, ankerte LZ 5 auf der Erpeler Ley oberhalb der Loreley. Noch heute erinnert ein Gedenkstein an das Ereignis. Natürlich waren alle enttäuscht, dass sie das Luftschiff (noch) nicht sahen – bis auf die Kinder. Beim zweiten Versuch würde es noch einmal einen Tag schulfrei geben.

Und was wurde aus dem Zeppelin Z II? Am 25. April 1910 wollte der deutsche Kaiser bei Homburg seine drei Luftschiffe sehen. Nach der Parade kam ein Sturm auf. Während die Luftschiffe „Groß“ und „Parseval“ auf Grund ihrer höheren Geschwindigkeit früh genug abfahren konnten, riss der Sturm das große und daher extrem windanfällige Heeresluftschiff los und „wickelte“ es in Weilburg an der Lahn um einen Hügel. Nach dem Unfall war das Gefährt schrottreif.

Das Fazit des Luftfahrtexperten Werner Müller: „Die gigantischen Flugkörper begeisterten damals viele Menschen. Aber wie bei den Dinosauriern gewannen auch hier die kleineren Artgenossen die Evolution. Die Flugzeuge setzten sich durch, wurden größer und haben im Endeffekt den Himmel erobert.“

Cover Kölner Geheimnisse Band 2 von Ayhan Demirci und Maira Schröer

Diese Geschichte stammt aus dem Köln-Buch „Kölner Geheimnisse Band 2/ 50 neue spannende Geschichten aus der Dom-Metropole“, das  im Bast-Verlag erschienen ist (192 Seiten, 24 Euro). Sieben Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes sind es diesmal die Autoren Ayhan Demirci und Maira Schröer, die sich auf die Spuren Kölner Geschichte begeben haben und ausgehend von Objekten und Relikten in der Stadt von außergewöhnlichen Begebenheiten erzählen.