„Wie eine Todesnachricht“Kölner Fazal (36) vor Abschiebung – Veedel kämpft dagegen an

Inhaber Mazlom Sediqi, Unterstützerin Susanne Zeltinger und Fazal Rabi Rahimzai stehen vor dem Foodangels-Bistro auf der Kölner Etzelstraße.

Inhaber Mazlom Sediqi, Unterstützerin Susanne Zeltinger und Fazal Rabi Rahimzai stehen vor dem Foodangels-Bistro auf der Kölner Etzelstraße.

Fazal Rabi Rahimzai hat in Afghanistan Schlimmes erlebt. Er flüchtete nach Europa und landete schließlich in Köln-Mauenheim, wo er sich ein neues Leben aufbaute. Nun soll er das Land wieder verlassen.

von Niklas Brühl (nb)

Bombardements, Kämpfe gegen die Taliban, der Bruder wurde ermordet – all diese schrecklichen Erinnerungen trägt Fazal Rabi Rahimzai mit sich herum. Der 36-Jährige flüchtete aus seinem Heimatland Afghanistan und musste seine Frau und seine drei Kinder zurücklassen.

Er arbeitet mittlerweile seit dreieinhalb Jahren in dem Kölner Bistro „Foodangels Cologne“ im Stadtteil Mauenheim. Dort mauserte er sich zu einer Art zweitem Chef, wie Inhaber Mazlom Sediqi gegenüber EXPRESS.de erzählt. Er liebe den Umgang mit den Kundinnen und Kunden, lerne fleißig die deutsche Sprache und sei die Zuverlässigkeit in Person. Nun aber steht Rahimzais neues Leben in Köln vor dem Aus – denn er soll abgeschoben werden.

Afghane Fazal Rabi Rahimzai soll nach Frankreich abgeschoben werden

Der 36-Jährige war in Afghanistan, genau wie sein Vater und sein Bruder, als Militärpolizist tätig und kämpfte gegen die terroristischen Taliban. Nachdem sein Bruder getötet worden war, musste er sein Heimatland verlassen und schweren Herzens seine Familie zurücklassen.

Diese lebt heute immer noch in Afghanistan – an einem versteckten Ort, damit die Terroristen sie nicht finden. Fazal Rabi Rahimzai träumt davon, seine Familie nach Deutschland, nach Köln zu holen. Hier hat er sich nämlich ein neues Leben aufgebaut.

Für Rahimzai und Inhaber Sediqi war der Schock also dementsprechend groß, als vor wenigen Tagen das Hauptzollamt in dem Bistro aufschlug und dem 36-Jährigen mitteilte, dass er Deutschland wieder verlassen müsse.

Und zwar nach Frankreich, wo er nach der Flucht aus Afghanistan in der Hektik seinen ersten Asylantrag ausfüllte. „Er spricht die Sprache nicht, hat dort nichts und niemanden und würde dem Staat auf der Tasche liegen. Hier ist er ein rechtschaffender Bürger, zahlt Steuern, hat eine Wohnung und fühlt sich willkommen“, sagt „Foodangels“-Betreiber Mazlom Sediqi.

„Er war komplett am Boden, er hat Falten bekommen“

Als er die Nachricht bekam, Deutschland wieder verlassen zu müssen, sei für Fazal Rabi Rahimzai eine Welt zusammengebrochen. „Er war komplett am Boden, er hat Falten bekommen. Wir kämpfen zusammen mit ihm seit Jahren für seinen Aufenthalt – diese Aktion vor wenigen Nachrichten war für ihn wie eine Todesnachricht“, sagt Sediqi.

Zusammen mit einem Rechtsanwalt kämpft Rahimzai nun darum, in Köln bleiben zu dürfen. Unterstützt wird er dabei unter anderem von Susanne Zeltinger, die in Köln verwurzelt und Stammgast bei „Foodangels“ ist und dem 36-Jährigen bei den Behördengängen unter die Arme greift. Auch der Nippeser Bürgerverein „Für Nippes“ engagiert sich dafür, dass Rahimzai nicht abgeschoben wird.

„Ich habe selten so freundliche und zuvorkommende Menschen kennengelernt, wie in diesem Restaurant“, sagt Susanne Zeltinger  EXPRESS.de. „Die Menschen, die vor einem tobenden Krieg flüchten, habe Traumata davongetragen, leiden unter Depressionen und vermissen ihre Familie. Fazal Rabi Rahimzai ist eine Person, die alles dafür gegeben hat, akzeptiert und integriert zu werden – und nun soll ihm das alles wieder weggenommen werden.“

In Afghanistan kämpfte er gegen die Taliban, verlor seinen geliebten Bruder und bangt täglich um seine Familie – nun kämpft er, zusammen mit vielen Menschen, die ihn schätzen, mit einem großen Aufruf an Stadt, Politik und Flüchtlingsinitiativen um seinen Verbleib in Köln.