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Geplagt von SchmerzenKölner (14) im Kampf gegen seltene Krankheit im Stich gelassen

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Es ist ein schweres Schicksal für den 14-jährigen Enes Baysöz aus Köln. Der junge Mann aus Ossendorf leidet an einer seltenen Krankheit. Er hat Skoliose. Das bedeutet, seine Wirbelsäule ist verkrümmt. In seinem Fall um über 60 Grad.

Röntgenaufnahmen zeigen das Ausmaß, das für das bloße Auge kaum zu erkennen ist. Das kann lebensgefährlich sein, da dadurch die Organe erdrückt werden können. Die Krankheit kann aber mit einer teuren Operation behandelt werden. So fing für die Kölner Familie der Kampf um die Kostenübernahme an.

An einer Skoliose von über 20 Grad leiden nur 0,5 Prozent der Menschen weltweit. Enes Baysöz ist einer von ihnen. Erst im Alter von acht Jahren bemerkte eine Bekannte der Familie, dass eine Schulter von Enes runterhängt. Die Familie brachte Enes erst zum Kinderarzt, dann zum Orthopäden. Im August 2014 wurde dann die Diagnose gestellt.

Mittlerweile ist die Wirbelsäule von Enes oben 55 Grad und unten 61 Grad verkrümmt. Enes ist geplagt von ständigen Schmerzen, trägt ein Korsett, das seine Haltung unterstützt. Termine bei der Krankengymnastik gehören zum Alltag des Jugendlichen.

Das alles ist auch notwendig, denn im Vergleich zu 2019 ist die Verkrümmung um drei Grad angestiegen und steigt immer weiter. Der Vater von Enes, Tufan Baysöz ist mittlerweile fast ein Experte, weil er sich intensiv mit der Krankheit seines Sohnes und den Behandlungsmethoden auseinandergesetzt hat.

Im Gespräch mit dem EXPRESS sagt er: „Die Operation für die dynamische Skoliosekorrektur kostet 47.000 Euro. Unsere Krankenkasse hat die Kostenübernahme abgelehnt. Das war ein großer Rückschlag für uns. Wir haben lange eingezahlt und jetzt wird uns nicht geholfen, obwohl die OP sehr vielversprechend ist.“

Kölner Enes Baysöz hat Wirbelsäulenverkrümmung von 60 Grad

Tatsächlich gibt es in Deutschland Experten, die schon Verkrümmungen von Wirbelsäulen von 90 Grad erfolgreich behandelt haben, so dass die Patienten nach den OPs nur noch Verkrümmungen von zehn Grad hatten. „Das erhoffen wir uns auch bei Enes. Nach der OP und mit dem Wachstum würde mein Sohn dann fast beschwerdefrei sein Leben fortsetzen können“, so der Vater.

Da sich das alles so aussichtsreich für Enes anhört, ist die Familie umso frustrierter, dass die Kosten nicht übernommen werden. EXPRESS fragte bei der Versicherung pronova BKK nach, warum das so ist.

Kölner Familie enttäuscht: Krankenkasse kommt nicht für Kosten für Skoliose-OP auf

Sprecherin Maria Boddez erklärt, wie das Abrechnungssystem funktioniert, das im Fall von Enes aber nicht greift: „Die Krankenhausärzte entscheiden im Rahmen ihrer Therapiehoheit selbstständig über die anzuwendende Behandlungsmethode. Die Abrechnung der erbrachten Leistungen erfolgt nach dem Krankenhausentgeltgesetz über das Vergütungssystem. Eine pauschale Kostenübernahme losgelöst von diesem System kann die pronova BKK als gesetzliche Krankenkasse aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen daher nicht zusagen.“ 

Doch für die Familie aus Köln gebe es vielleicht doch eine Chance, dass die Kosten – allerdings von anderer Stelle – übernommen werden. Dafür müsste das Krankenhaus einen Kostenzuschuss beantragen. Die Versicherungssprecherin erklärt: „Für die Vergütung neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden kann darüber mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen ein individuelles Entgelt vereinbart werden. Das ist bislang nicht passiert.“

Da der Alleinverdiener Tufan Baysöz das Geld für die OP nicht hatte und die Kasse die Kosten nicht übernimmt, hat er eine Spendenaktion gestartet und damit schon 6000 Euro gesammelt. Um den Rest aufzubringen, hat er einen Kredit aufgenommen. Damit hat er die Operation, die in der Eifelklinik St. Brigida in Simmerath 30 Kilometer südlich von Aachen im Januar durchgeführt werden soll, bereits bezahlt.

Kölner Familie sammelt Spenden für Skoliose-OP, die 47.000 Euro kostet

Die Klinik selber hat einen Schwerpunkt und einen sehr guten Ruf im Bereich Skoliose. Nicht zuletzt, weil Chefarzt Dr. med. Per Trobisch als international anerkannter Experte auf diesem Gebiet, das zu den schwierigsten Bereichen der Wirbelsäulenchirurgie zählt, dort tätig ist.

Dennoch sind die hohen Kosten eine Belastung für die Kölner Familie. Daher hat der Vater von Enes Einspruch gegen den Bescheid der Krankenkasse vor dem Sozialgericht Köln eingelegt. Doch dort wurde der Eilantrag abgelehnt. Jetzt wartet die Familie auf eine Entscheidung des Landessozialgerichts.