Kölsche K-FrageToiletten am Wiener Platz wieder dicht – Grund ist beschämend

Klo-Protest auf dem Wiener Platz

Mit dem Klo mitten auf dem Wiener Platz. Bürger-Protest vor über einem Jahr.

Weil die Verwaltung die Kosten nicht tragen will, sind die Toiletten am Wiener Platz in Köln-Mülheim ab sofort wieder dicht.

von Oliver Meyer (mey)

Man mag es nicht glauben. Über ein Jahr kämpfte eine Bürgerinitiative für die Einrichtung von Toiletten am Wiener Platz in Mülheim, den pro Tag 70.000 Menschen frequentieren.

Mit Klo-Sitzstreiks machte man der Verwaltung Druck. Schließlich übernahm die Stadt die Reinigungskosten - für fünf Monate. Jetzt das Aus. Vor allem Obdachlose trifft das hart.

Köln: Kampf um Klos am Wiener Platz in Mülheim

Wer am Wiener Platz mal dringend muss, der hat ein Problem. Denn es gibt dort keine öffentliche Toilette. In Zeiten der hochansteckenden Omikron-Variante besonders heikel. Denn Hygiene ist ohne Toiletten schlicht nicht möglich.

Obdachlosen-Mutti Linda Rennings vom Verein „H.i.K. - Heimatlos in Köln“ ist richtig auf dem Baum: „Was die Verwaltung hier seit über einem Jahr veranstaltet, ist ein Skandal. Hier werden Hunderte Obdachlose inklusive vieler Frauen mit einem allzu menschlichen Bedürfnis im Stich gelassen. In den beheizten Toilettenanlagen im Rathaus sollten sich die zuständigen Leute schämen.“

Nach einem EXPRESS-Bericht über die schwierige Situation um den Wiener Platz herum, wo sich Menschen in der Not in die Büsche schlugen, reagierte Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD) und suchte gemeinsam mit der Bürgerinitiative nach Lösungen.

Seine Kontakte in die Verwaltung brachten Bewegung in das Klo-Desaster: Die Verwaltung beschäftige sich ab sofort mit der K-Frage von Mülheim, wollte aber für zwei Reinigungskräfte nicht einmal den Mindestlohn zahlen. Erst nach zähen Verhandlungen erklärte man sich bereit, zwei bulgarische Kräfte zu entlohnen. Insgesamt soll es sich dabei um eine Summe von rund 4500 Euro handeln.

Kölsche Lösung für K-Frage am Wiener Platz – nun der Rückschlag

Die Klos selbst wollte die Stadt Köln nicht finanzieren. Das übernahm schließlich Biergarten-Gastronom Helmut Zoch. „Ich habe meine Container-Klos, die sonst nur für Gäste sind, kostenlos für die Öffentlichkeit bereit gestellt. Alle waren zufrieden mit dieser Lösung“, erklärt er dem EXPRESS.

Doch nun der Rückschlag. Hatte sich noch Stadtdezernent Harald Rau unter dezentem Druck der Öffentlichkeit für ein Klo ausgesprochen, so teilte er nun auf Befragen mit, dass jetzt das Liegenschaftsamt zuständig sei. Und dort setzte jemand einen Rotstift an. Motto: Keine städtische Liegenschaft, also kein Geld für die Klo-Frauen. Jetzt heißt es deshalb wieder am Wiener Platz: Ab in die Büsche.