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KölnBeliebtes Büdchen vor dem Aus – Besitzer ziehen drastische Konsequenzen

Andreas und Melanie Kärber vor ihrem Büdchen am Eierplätzchen

Andreas und Melanie Kärber vor ihrem Büdchen am Eierplätzchen in Köln (3. Juni 2022): Nach fast acht Jahren harter Arbeit soll das Büdchen nun schließen.

Seit fast acht Jahren führen Melanie und Andreas Kräber das beliebte Büdchen am Eierplätzchen in der Kölner Südstadt. Nun folgt das überraschende Aus. Die Besitzer ziehen drastische Konsequenzen.

von Maximilian Neumann (mn)

Melanie und Andreas Kräber wirken gefasst: Doch den Frust darüber, dass ihnen nach fast acht Jahren harter Arbeit mit ihrem Kölner „Büdchen am Eierplätzchen“ gekündigt wurde, können die beiden nicht verbergen. Wo das Veedel schon seit über 35 Jahren am Eierplätzchen mit Zeitungen, süßen Tüten und Getränken versorgt wurde, soll schon Mitte Juli Schluss sein.

„Wir wissen es schon seit vergangenem Herbst“, berichten Büdchen-Besitzer Andreas und Melanie Kräber am Freitag (3. Juni 2022) gegenüber EXPRESS.de. Die Eigentümerin habe ihnen fristgerecht zu Mitte August gekündigt. „Sie hatte es uns zwischen Tür und Angel gesagt. Wir haben dann auch noch versucht, mit ihr zu sprechen. Haben gefragt, ob es um Geld geht. Wir haben ihr auch angeboten, unser Konzept zu ändern und zukünftig auf Getränke zu verzichten, um den Lärm zu verringern“, erzählt Andreas.

„Büdchen am Eierplätzchen“ muss schließen: „Sitzen am kürzeren Hebel“

„Nur noch Kaffee, Backwaren und Limos“, wirft Besitzerin Melanie Kräber ein. Doch auch darauf wollte sich die Eigentümerin des Hauses nicht einlassen. „Sie möchte keinen Kiosk mehr da haben“, so Melanie deutlich. Was nun anstelle des Büdchens am Eierplätzchen eröffnen soll, bleibt das Geheimnis der Eigentümerin.

„Alles ist rechtens, man kann nichts machen“, erklären beide, nachdem sie sich in den letzten Monaten mit der IHK über Verträge und Schriftverkehr ausgetauscht hätten. „Dann haben wir über einen neuen Lebensweg nachgedacht“, so Melanie. „Wir mussten es annehmen, denn wir sitzen am kürzeren Hebel“.

Damals sei die Eigentümerin noch begeistert gewesen, dass dort endlich ein guter Laden drin ist. Nun arbeiten sie dem Ende entgegen. In sechs Wochen soll Schluss sein im „Büdchen am Eierplätzchen“.

Büdchen-Besitzer traurig: „Wenn du in die Kinderaugen blickst...“

Nach dem ersten Schock-Moment, bei dem die beiden auch die ein oder andere Träne verdrückten, fassten sie einen Entschluss. „Warum soll man seine Energie in jemanden stecken, der einen nicht haben will“, so Melanie. Beide wollen nach vorne schauen und überlegen, wie es für sie weitergeht. Doch dafür sei momentan noch gar keine Zeit. „Erstmal müssen wir jeden Tag auch noch arbeiten“, macht Melanie deutlich. Der Fokus liege auf dem alltäglichen Geschäft.

Das Büdchen am Eierplätzchen in der Kölner Südstadt

Das kleine Büdchen am Eierplätzchen ist in der Nachbarschaft beliebt. Egal, ob Zeitungen, Kaffee oder süße Tüten. Das Sortiment ist stets gut sortiert.

Außer über Pfingsten – da bleibt das Büdchen geschlossen. Beide wollen den Kopf freibekommen und erstmal alles sacken lassen. Da sie das überraschende Aus nun öffentlich gemacht hätten, habe am Freitag (3. Juni) bereits jeder zweite Stammkunde schockiert vor ihrem Laden gestanden.

Auch wenn sich beide schon länger mit der Situation auseinandersetzen, habe sie die Reaktionen der Kundschaft getroffen. „Das ist teilweise schon hart“, meint Andreas. Jetzt, wo der Tag immer näher komme, fällt es doch schwer. „Wenn die kleinen Kinder dich fragen und du in die Kinderaugen blickst – dann merkst du, dass es real wird“, so Melanie traurig.

Aus für Büdchen am Eierplätzchen: „Alles kam immer auf uns zurück“

Sie hätten sich mit ihrem Sortiment immer sehr der Nachbarschaft angepasst, erklärt Melanie. Dass es in der Ecke am Eierplätzchen ohnehin schon wenig Läden gebe, sei für die Büdchen-Besitzer zum Problem geworden. Egal ob irgendwo Müll herumgelegen habe oder es dreckig gewesen sei – am Ende sei das Büdchen dafür verantwortlich gemacht worden.

„Alles kam immer auf uns zurück. Sogar Graffitis“, berichtet Melanie. „Uns wurde vorgeworfen, dass wir das Publikum dafür anziehen würden“, meint Andreas. Man habe immer wieder gemerkt, dass einigen Nachbarn das Büdchen ein Dorn im Auge sei. Bestimmte Anwohnerinnen und Anwohner hätten sich selbst darüber beschwert, dass der Kühlwagen zu laut sei.

„Es sind natürlich nicht alle Anwohner. Es sind einzelne Grüppchen, die laut bleiben“, machen beide deutlich. Ein Neuanfang mit ihrem Büdchen an anderer Stelle stehe für beide nach diesem Erlebnis nicht zur Debatte.

Büdchen-Besitzer wollen nach vorne schauen: „Wieso sollten wir jetzt noch Trübsal blasen?“

Nach den ersten Schock-Momenten versuchen beide positiv in die Zukunft zu blicken. „Eine Tür ist zugegangen, aber es geht schon eine neue für uns auf“, so Melanie zuversichtlich. „Es muss irgendwie weitergehen“, stimmt Andreas zu. Nun stehe aber erstmal noch die Hauptsaison an, wo beide rund um die Uhr arbeiten.

„Wir hatten schon unsere Zeit, um zu heulen und uns aufzuregen“, gibt Melanie offen zu. „Wieso sollten wir jetzt noch Trübsal blasen? Wir hätten auch ein halbes Jahr darüber reden können und es hätte sich trotzdem nichts geändert“, stellt die Besitzerin fest. Man müsse sich treu bleiben und nach vorne gucken.

Trotzdem hat die Kündigung für Andreas und Melanie Kräber aber auch persönliche Konsequenzen. Beide wohnen seit Jahren selbst in der Kölner Südstadt. Dies sei nun jedoch nicht mehr zu finanzieren.

Büdchen-Besitzer ziehen drastische Konsequenzen: „Wir ziehen weg aus Köln“

„Wir ziehen weg aus Köln, es ist nicht mehr finanzierbar“, macht Melanie deutlich: „Wir haben jetzt einen Kredit und bei unseren Gehältern wäre ein Gehalt nur Miete. Vom anderen Gehalt geht der Kredit ab und dann hast du trotzdem noch keine Scheibe Brot.“

„Rückblickend hatten wir neben schönen Zeiten auch ein stressiges Leben. Wir haben jetzt nicht so viel geschuftet, nur um uns dafür jetzt noch ein Jahr die Südstadt leisten zu können“, erklärt die Besitzerin.

Das beliebte Büdchen wird eine große Lücke reißen, die im Veedel so schnell nicht zu füllen sein wird. Für die Kölner Andreas und Melanie Kräber ist es gleichzeitig ein Abschied und ein Neuanfang.