Die Stadt streicht Hunderte Parkplätze und die Anwohner und Anwohnerinnen schäumen vor Wut. Dabei gäbe es eine einfache Lösung für das Park-Chaos – doch die wird bisher kaum genutzt.
Parkplatz-Wut in KölnHunderte Stellplätze weg – dabei liegt die Lösung direkt vor der Haustür

Copyright: Alexander Schwaiger
In der Weißenburgstraße im Agnesviertel baut die Stadt seit kurzem einige Parkscheinautomaten ab und beginnt damit, Parkplätze zurückzubauen.
Schock für Autofahrer und Autofahrerinnen im Agnesviertel! Die Stadt Köln macht ernst und streicht rund 250 Parkplätze – ersatzlos! Das ist der nächste harte Schlag, nachdem in der ganzen Innenstadt und in Veedeln wie Nippes, Ehrenfeld oder Sülz schon Tausende Stellplätze verschwunden sind. Die Parkplatzsuche wird zum Albtraum.
Eine Untersuchung des Kölner Unternehmens Ampido, das sein Geld mit der Vermietung privater Parkplätze verdient, zeigt nun eine mögliche Lösung auf: Allein im Agnesviertel steht rund ein Drittel aller privaten Parkplätze leer.
Ampido hat sich dafür vor Ort umgesehen, Luftbilder ausgewertet und Anwohner sowie Anwohnerinnen und Vermieter sowie Vermieterinnen befragt.
Das Ergebnis ist eine Goldgrube: 800 Plätze in Innenhöfen, 466 in Tiefgaragen und Hunderte weitere Außenstellplätze oder Einzelgaragen. Viele davon sind ungenutzt und könnten sofort vermietet werden.
Allein durch eine optimale Nutzung der vorhandenen Plätze könnten im Agnesviertel auf einen Schlag zwischen 728 und 1907 zusätzliche Parkmöglichkeiten entstehen! Direkt um die Ecke schlummern weitere: 450 Plätze bei der Eventhalle Xpost, 100 bei der ehemaligen Finanzdirektion oder 100 bei der Musikschule – Flächen, die oft brachliegen.
Zusammengerechnet ergibt das ein Potenzial von mehr als 2000 Parkplätzen! Diese wären, anders als die von der Politik geforderten teuren Quartiersgaragen, sofort und ohne teure Bauarbeiten verfügbar.
Ampido-Geschäftsführer Yasotharan Pakasathanan sagt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir haben natürlich ein wirtschaftliches Interesse daran, private Stellplätze zu vermieten, aber wir wollen mit dieser Studie vor allem zeigen, dass es bislang kein Bewusstsein für diese schon vorhandenen Potenziale gibt“. Er fordert: „Wir brauchen flexible Ansätze. Wer weiß schon, wie der Autoverkehr in zehn Jahren aussieht. Vielleicht brauchen wir dann gar keine Quartiersgaragen mehr.“
Wie teuer die Pläne der Politik sind, zeigt das Beispiel Ebertplatz. Eine Garage für 222 Autos würde dort 16 Millionen Euro kosten – das sind 74.000 Euro pro Stellplatz! Wegen gestiegener Baukosten wären es heute wohl eher über 20 Millionen Euro.
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Der Ampido-Chef wünscht sich mehr Unterstützung von der Stadt Köln. Andere Metropolen sind da weiter. In Düsseldorf etwa gibt es das Projekt „Feierabendparken“. Dort stellt Ampido gemeinsam mit der Stadt auf Parkplätzen von Aldi Süd und Lidl Stellplätze zur Verfügung. Autofahrer und Autofahrerinnen können ihr Fahrzeug ab 18 Uhr parken und müssen es bis morgens um 8.30 Uhr wieder abholen.
Die Kosten: eine Nacht für vier Euro, der ganze Monat für 30 Euro. Gebucht wird per App. Pakasathanans Appell an die Kölner Stadtspitze ist klar: „Wenn sich die Stadtverwaltung dahinter klemmt, sind die Supermärkte deutlich gesprächsbereiter und stellen die Parkplätze eher zur Verfügung.“
Und Köln? Hier kommt das Ganze nur im Schneckentempo voran. Ab dem 18. August startet ein Mini-Testprojekt an zwei Aldi-Süd-Filialen in Bilderstöckchen und Ehrenfeld. Verkehrsdezernent Ascan Egerer hofft, „dass wir noch mehr Lebensmitteleinzelhändler für unser Konzept begeistern können“. Ein zaghafter Anfang, während die Parkplatznot täglich wächst.
„Konkretes Potenzial nicht bekannt“
Auf Anfrage sagt eine Stadtsprecherin, dass das „konkrete Potenzial privater Stellplätze (...) der Verwaltung nicht bekannt“ sei. Man gehe aber von einem „relevanten Nutzungspotenzial“ aus und prüfe „verschiedene Möglichkeiten“.
Die Stadtsprecherin verweist zudem auf rechtliche Fragen, die noch geklärt werden müssten und darauf, dass das Thema Quartiersparken „neu aufgerollt und in naher Zukunft intensiver bearbeitet“ werde. Für die verzweifelten Autofahrer und Autofahrerinnen in Köln klingt das nach weiterer Wartezeit. (red)