„Könnte heulen vor Glück“Coronamisere in Köln: Aber Frau Pick macht wieder auf

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Petra Pick von der Boutique Enderlein freut sich auf die Wiedereröffnung ihres Ladengeschäftes.

Köln – Montag um 10 ist die Welt für sie wieder (fast) wieder in Ordnung. Dann beginnt für Petra Pick (58) aus Raderberg endlich wieder ein ganz normaler Arbeitstag!

Köln-Mülheim: Inhaberin freut sich auf ihre Kunden

Sie schließt die Tür zu ihrem Laden in Mülheim auf, schiebt das Schnäppchen-Regal auf die Straße, schaltet die Kasse ein – und wartet auf Kundschaft. „Für mich ist es der Lichtblick am Ende des Tunnels“, sagt sie dem EXPRESS, „denn ich habe fast nicht mehr geglaubt, dass dieser Augenblick noch kommt. Ich bin heilfroh und könnte fast heulen vor Glück!“

Ja, eine Frau im Glück: Denn die Geschäftsfrau gehört zu den Ladenbesitzerinnen, die nach langer Corona-Zwangspause jetzt wieder in die Normalität zurück kommen.

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Ihr „Damenmoden Enderlein“ in Mülheim (Buchheimer Straße/Ecke Regentenstraße) gehört zu den immer seltener werdenden Geschäften, die abseits der Einkaufsmeilen die Herzen der Veedel am Schlagen halten.

Mülheimer Modegeschäft sorgt für Schutz vor Corona

Vor 30 Jahren begann sie hier als Verkäuferin, vor zehn Jahren hat sie den Laden übernommen, vor vier Wochen ahnte sie das Schlimmste, jetzt denkt sie wieder positiv. Sie hat auch vorgesorgt: Sie hat zur Sicherheit eine Plexiglas-Scheibe vor der Kasse installieren lassen, sich mit Mundschutz ausgerüstet, hält Desinfektionsmittel bereit und will strengstens darauf achten, dass die Kundinnen sich in dem 60-qm-Laden nicht zu dicht auf den Leib rücken.

„Als die Schließung der Geschäfte angeordnet wurde, war ich wie vor den Kopf geschlagen“, sagt sie. „Ich hatte gerade die neue Kollektion geliefert bekommen und bezahlt, der Laden war voll mit Waren für den kommenden Sommer, ich freute mich auf die Kunden – und dann das! Ich bekam Panik-Vorstellungen, die laufenden Kosten waren ja nicht aufzuhalten. Es gab zwar sofort und ganz unbürokratisch staatliche Hilfe, doch ich konnte mir ausrechnen, wie lange die zum Überleben reicht!“

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Ihr war auch das klar: „Wenn ich den Laden nicht mehr öffnen kann, bekomme ich in meinem Alter so schnell keinen neuen Job mehr! Wie sollte ich da leben? Das waren richtige Existenzängste!“

Online-Verlauf war für Petra Pick keine Option

Ihre Kleidung online zu verkaufen, war für sie keine Option: „Ich habe viele ältere Kundinnen, die damit nicht klar kommen,“ weiß sie. „Die wollen persönlich beraten werden und abwägen. Sie kaufen am liebsten das, was sie gesehen, in der Hand gehabt und vorm Spiegel gesehen haben und für sich gut und passend empfinden.“

Und außerdem: „Weil das einer der letzten Läden dieser Art ist, ist es für viele Kundinnen auch ein Kommunikations-Zentrum: Viele kommen manchmal nur, um sich mit mir oder anderen Frauen zu unterhalten. Ich bin heilfroh, dass es das wieder gibt und glaube, die Freude ist nicht nur einseitig!“