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Köln-MarathonSuchtexperte schießt gegen Kölsch-Brauerei: „Wissen die ganz genau“

Beim Köln-Marathon tritt auch eine Kölsch-Brauerei als Sponsor auf und wirbt für alkoholfreies Bier. Ein Kölner Suchtpsychologe kritisiert das.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Am Sonntag (6. Oktober 2024) steigt in Köln wieder eines der größten Lauf-Events in Deutschland – der Köln-Marathon.

Während viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen mitten in den Vorbereitungen stecken, fand an der TH Köln der Deutsche Suchtkongress statt. Aber was hat der Marathon mit Sucht zu tun?

Köln-Marathon: Reissdorf wirbt für alkoholfreies Bier

Sicher kann Laufen auch zu einer Art Sucht werden, aber das war nicht das Thema. Prof. Dr. Ulrich Frischknecht von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen hatte einen ganz anderen Punkt im Visier. So kritisierte der Kölner Suchtpsychologe das Verhalten des Sponsors – die Kölsch-Brauerei Reissdorf.

„Unter dem Deckmantel ihrer Alkoholfrei-Marke erhält sie Werbefläche bei diesem ja prinzipiell mit Gesundheit und Fitness verbundenen Event. Das führt lerntheoretisch dazu, dass die Brauerei mit Fitness und Gesundheit in Verbindung gebracht wird“, erklärte Frischknecht.

Hier lesen: Nach Kölsch-Aus – Brauerei kündigt neues Bier an

Und der Professor ergänzte: „Viele werden nun denken: Was ist das Problem? Ist doch alkoholfrei, ist doch gut. Jein. Denn den Hauptabsatz macht die Alkoholindustrie mit Menschen, die problematisch viel Alkohol trinken. Und wenn die das Werbelogo von der Brauerei sehen, dann werden die eher das normale Bier trinken und das wissen die Marketingstrategen ganz genau. Außerdem klauen sie sich von Generali noch das ‚Sichterheitsprädikat‘.“

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Mehr über alkoholfreies Bier erfährst du oben im Video.

„Unbewusst führt diese Bewerbung also bei Viel-Trinkern dazu, dass sich das Gefühl vermittelt, diese Brauerei steht für Fitness, Gesundheit und Sicherheit. Und genau das Gegenteil ist bei Alkohol die Realität. Das Gleiche haben wir bereits bei Olympia und den Paralympics gesehen. Was nochmal bizarrer ist, wenn man bedenkt, wie viele Behinderungen auf den Konsum von Alkohol zurückzuführen sind“, so Frischknecht.

Das Problem der Werbung mit alkoholfreiem Bier ist nicht ganz neu. Immer wieder führt das bei großen Sportevents zu Diskussionen. Verboten ist so ein Sponsoring allerdings nicht. Reissdorf hat sich auf EXPRESS.de-Anfrage bis Mittwochnachmittag (2. Oktober 2024) nicht zu dem Thema geäußert.

Übrigens schenkt Reissdorf nicht nur 4000 Liter alkoholfreies Kölsch aus. Im Verpflegungsdorf stehen auch 3000 Liter Kölsch auf der Karte – mit Alkohol. Zudem gibt es 6000 Liter Apfelsaft, 2500 Liter Apfelschorle, 5000 Liter Coca-Cola, unbegrenzt Trinkwasser – und 40.000 Bananen.