Es knallt!Das steckt hinter dem Gastro-Krieg um die Kult-Lokale „4Cani“ und „Spitz“

01K___22_71-102356394_ori

Gerüchteweise soll das Lokal „4Cani“ im November Neueröffnung feiern.

von Philipp Meckert (pm)

Köln – Jetzt knallt es richtig! Seit Wochen sorgen Kölns Top-Szene-Restaurants „4Cani“ und „Spitz“ für Schlagzeilen. EXPRESS berichtete über Schließungen, Insolvenzen und das Ende der „4Cani“-Ära. Auch wenn das Ecklokal an der Ehrenstraße weiterhin offen ist – hinter den Kulissen herrscht Krieg. Selbst Familien bleiben nicht verschont.

Vermieter und Restaurant-Chef im Miet-Streit

Die Kontrahenten: Hartmut Gruhl, Besitzer mehrerer Häuser und ein bekannter Kölner Architekt. Und Mark Blumenstiel, langjähriger Chef von „4 Cani“ und „Spitz“.  

Security vorm Spitz

Sicherheitsleute bewachten im Juni das Spitz in der Kettengasse, nachdem der Laden wegen Insolvenz dichtgemacht wurde.

Es klingt unglaublich: Mehr als fünf Millionen Euro zahlte Blumenstiel in den vergangenen Jahren an Mieten für die beiden überschaubaren Lokale und eine Privatwohnung. Doch durch sechsstellige Schulden von Blumenstiel sah sich Gruhl kurzerhand gezwungen, für die beiden Lokale Insolvenz anzumelden. Er kündigte die Mietverträge der Lokale, und durch den „Treuebruch“ ebenso Blumenstiels Wohnung, in der er mit Frau und Kindern lebt. Fristlos.

Blumenstiel fühlt sich übergangen

„Ich bin hart gesotten, aber dass meine Familie da so mit hineingezogen wird und wir auf der Straße sitzen könnten, hat mich richtig sauer gemacht“, sagt Blumenstiel.

Der Schlagabtausch ging weiter und wird wohl noch die Gerichte beschäftigen. Angeblich hat Gruhl widerrechtlich Schlösser ausgetauscht und einen Anwalt geschickt, von dem sich Blumenstiel eingeschüchtert fühlte.

Blumenstiel wehrte sich mit einem öffentlichen Aushang, der Gruhl diffamieren sollte. Zudem zweifelt sein Anwalt in einem Schreiben an das Amtsgericht offen die Seriosität des Insolvenzverwalters an. Anzeigen laufen.

Fakt ist: Das Tischtuch der beiden ist wohl für immer zerschnitten. EXPRESS versuchte mehrmals, Gruhl um Stellungnahme zu bitten. Eine Mitarbeiterin teilte mit, er habe Urlaub.

Miete wurde immer teurer

Ursache des Gastro-Kriegs war (natürlich) Geld. So lag bereits 2001 die Miete für das „4Cani“ bei 52.218 D-Mark – pro Monat! Zuletzt bei 28.000 Euro. Plus etwa 80.000 Euro Personalkosten, 40.000 Euro Waren, 20.000 Euro Energie und weitere Kosten. Sind runde 170.000 Euro pro Monat!

„Das war eine Wahnsinnslast, die anfangs noch zu stemmen war“, sagt Blumenstiel. „Doch im Laufe der Jahre sanken die Einnahmen. Wurden sonst samstags 1000 Kaffees verkauft, waren es später nur 300. Dazu teilen sich viele einen Salat, bestellen Brot nach. Junge Leute verabreden sich nicht mehr im Lokal, sondern im Internet.“

Bizarre Post zu Weihnachten

Folge: Blumenstiel geriet mit seinen Mietzahlungen immer weiter in Rückstand. Das war Gruhl auch seit 2011 bekannt.  Zu Weihnachten schrieb er seinem Schuldner mal einen bizarren Brief. Einem Gedicht „Wehmut um Vergangenes, Sorgen im Alltäglichen...“ und dem freundschaftlichen Rat „Einfach weiter so!“ folgte schon damals eine Miet-Mahnung über 98.719 Euro – inklusive 18 % Zinsen!

Gastro-Krieg um die Kult-Lokale – EXPRESS bleibt dran.

Das könnte Sie auch interessieren: