Deichkind („Leider geil“) – die Hip-Hop- und Elektropunk-Formation aus Hamburg, seit über 23 Jahren im Geschäft, füllte am Samstagabend das Henkelmännchen, gab alles, um das Publikum zum Ausrasten zu bringen.
Doch während man dem quirligen Sextett das fortgeschrittene Alter so ganz und gar nicht anmerkte, schienen Deichkinds Fans mittlerweile in die Jahre gekommen zu sein.
Die erste Stunde war Stehparty angesagt. Ausflippen, Springen, Tanzen? Fehlanzeige. Langsames Kopfnicken: das höchste der Gefühle. Kölle, was war da los? Steckte euch der Fastelovend noch in den Knochen?
Deichkind mit Mega-Bühnenshow in der Lanxess-Arena
An der Performance der Hamburger kann es nicht gelegen haben. Die Jungs um MC Philipp Grütering (mittlerweile 45) rappten auf wandernden Säulen, hatten zu jedem Song eine ausgeklügelte Choreographie einstudiert, ergänzten diese durch Live-Schattenspiele und ständig wechselnde Kostüme.
Darunter auch die berühmten leuchtenden Tetraeder-Kappen, die das ganze Gesicht bedecken. LED-Westen und -masken: alles dabei. Das Bühnenbild: aufwändiger als im Schauspielhaus.
Köln: Intro-Video zeigt nackten Lars Eidinger
Das Intro-Video zeigte einen nackten Lars Eidinger („High Life“) in blaue Farbe getaucht und als Pinsel über eine Leinwand gezogen. Es war Provokation, Kunst, Polit-Rap, Ballett, Proll-Disco. Doch es half alles nichts.
Den Auftakt-Song („Keine Party“) hatte man offenbar sehr ernst genommen. Ein echter Kracher, ein Schock musste her.„Das war Deichkind“ schallte nach nur einer Stunde durch die Arena. Hä? Schon vorbei? Langsam schloss sich der Theatervorhang. Stille, Verwirrung.
Dann die zweite Halbzeit und mit ihr dann plötzlich etwas Bewegung. Zu „illegale Fans“ ging die Meute ab. Deichkind rollten in einem XXL-Bierfass durch die Menge, bei der Zugabe dann auch noch in einem Schlauchboot.
Die Stimmung in der Arena: endlich ausgelassener. Aber trotzdem, Kölle: Krawall und Remmidemmi war das nicht.