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Zelte am Kölner SachsenringVersteckt im Schutz der Bäume: Warum Rina (37) hier lebt

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Rina (37) ist obdachlos und lebt in einer Zeltstätte mitten auf dem Sachsenring.

von Oliver Meyer (mey)

Köln – Rund 800 Obdachlose gibt es auf Kölns Straßen. Sie schlafen in Eingängen von Geschäften oder Häusern, unter Brücken oder in Tunneln. Doch im Schatten der Corona-Krise ist mitten auf dem Sachsenring ein Zeltplatz entstanden, den kaum jemand kennt. Dort trafen EXPRESS-Reporter auf Rina (37).

Corona-Krise: So landete die Arzthelferin in Drogensumpf

Die 37-Jährige lebt seit fast zwei Jahren auf der Straße. „Ich habe Abitur gemacht, eine Ausbildung zur Arzthelferin und war mitten in einem Studium, als ich die Kündigung für meine Wohnung bekam“, erzählt sie. Eigenbedarf. Rina musste ausziehen – und landete auf der Straße. Keine Wohnung, kein Job, Schulden, Schufa-Eintrag und dann Hartz-4.

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Rina räumt den Müll zusammen, damit die Ratten wegbleiben. Im Hintergrund die Zelte.

„Ich habe früher schon mal Haschisch geraucht oder Amphetamin. Aber inzwischen bin ich auf Shore (gestrecktes Heroin) und abhängig“, räumt Rina ein. Ihre Familie? „Die hat, nachdem ich eine Drogentherapie abgebrochen habe, mir den Rücken gekehrt. Wir haben keinen Kontakt mehr.“

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Köln: Im Schatten des Blaue-Funken-Turms leben Junkies

Vor zwei Monaten zig Rina mit ihrem Freund zum Sachsenring. Unglaublich: Gegenüber vom Blaue-Funken-Turm wohnt sie jetzt mit ein paar anderen Obdachlosen und Junkies in der Grünanlage. Versteckt zwischen den inzwischen begrünten Bäumen hat sie dort zwei Zelte aufgeschlagen: Eins zum Schlafen, das andere für ihre spärlichen Habseligkeiten. „Hier wird selten was gestohlen. Was uns fehlt, sind natürlich die Toiletten. Daher machen wir nachts in einen großen Eimer, den wir dann am nächsten Morgen leeren.“ Sonstige Hygiene können sie nur in umliegenden Geschäften oder Einrichtungen vollziehen.

„Wir leben hier im Grünen und räumen unseren Müll ständig weg. Trotzdem kommen nachts auch Ratten. Letzte Nacht haben sie sich aus unserem Zelt einen leeren Pizza-Karton geholt und zerpflückt. Das ist schon ekelhaft. Aber es gibt einfach überall Ratten, da ist man machtlos.“

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Mitten auf dem Salierring in der Grünanlage haben die Obdachlosen ihre neue Heimat.

Kölner Corona-Krise: Die Obdachlosen wurden einfach vergessen

Wie ist die Situation jetzt in Corona-Zeiten? Werden Abstände eingehalten? „Mein Freund und ich sind eigentlich immer sehr vorsichtig. Natürlich gehen wir schnorren, also um Geld betteln. Aber auch da achten wir auf Abstand. Zu Beginn von Corona haben wir gedacht, dass uns die Stadt in eine Unterkunft, eine Turnhalle oder sonst wohin bringt, weil ja niemand mehr auf der Straße sein sollte. Aber von der Stadt kam nie jemand. Es gab keine Hilfsangebote, keine Verhaltenstipps, keine Erklärungen. Nichts davon“, erklärt Rina, während sie ihr Zelt aufräumt.

Zeltstätte Sachsenring in Köln: Die ewige Hoffnung auf eine Wohnung

Bereits vor eineinhalb Jahren bezog der erste Obdachlose den Sachsenring. „Das Ordnungsamt lässt uns hier völlig in Ruhe. Wir stören hier ja auch niemanden. Da war es doof, dass vor einigen Wochen ein Zelt in Flammen aufging und eine Gaskartuschen des Zelt-Besitzers explodierten. Aber auch das hat das Amt zum Glück nicht bewogen, etwas zu unternehmen.“

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Rina träumt weiter von einer eigenen Wohnung. Aber sie weiß, dass es fast unmöglich ist, etwas zu finden. „Es gibt zu wenige Angebote für Menschen wie mich. Also werde ich weiter am Sachsenring zwischen den Ratten wohnen. Es ist mein Schicksal.“