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Genervter Anwohner fordert:Kölns Straßenmusiker sollen Gebühr bezahlen

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Gaby Rialcis (2. v. r.) musiziert seit fünf Jahren auf der Straße, in der Replika-Band spielt er die Trommel.

von Chris Merting (mert)

Köln – Mal schön, mal weniger gekonnt, mal piano, mal laut – Straßenmusik gehört in Köln zum großstädtischen Leben. Nicht jedem Anwohner und Geschäftsmann in der City gefällt das, mancher fühlt sich belästigt.

Jetzt kommt das Reizthema Straßenmusik im Rathaus auf die politische Tagesordnung.

Anlass ist eine offizielle Bürgereingabe, mit der sich die Ratspolitiker beschäftigen werden. In der wird die „Gebührenpflicht für Straßenmusiker“ in Köln gefordert.

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Modell nach Bonner Vorbild

„Das Problem der Straßenmusik nimmt überhand“, heißt es dort, beklagt wird eine permanente Belästigung. Eine Gebührenpflicht, wie sie die Stadt Bonn praktiziert, würde nach Ansicht des Antragstellers die „Problematik erheblich eindämmen“. Vor allem dadurch, dass die Stadt die Anzahl der Straßenmusiker steuern könnte.

In Köln kann bislang jeder musizieren, der sich dazu berufen fühlt. Die Kunst ist frei. Und in der Altstadt, besonders in den stark besuchten Shoppingmeilen am Dom, machen zahlreiche Straßenmusiker davon Gebrauch.

Zum Beispiel Murvai Floriv. Er ist 56 Jahre alt und kommt aus Budapest. Seine Frau und seine fünf Kinder leben noch in Ungarn. Er spielt auf der Straße Geige, um Geld für die Familie zu verdienen, denn in Budapest hat er keinen Job gefunden. Eine Gebühr an die Stadt zu zahlen kommt für ihn gar nicht in Frage, da er nicht einmal genug Geld verdient, um sich einen Schlafplatz zu leisten. Im Moment übernachtet er im Park.

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Murvai Floriv spielt tagsüber in der Kölner City, danach übernachtet er im Park.

Nana Ansong (53) lebt schon seit 20 Jahren in Köln. Früher sei die Straßenmusik anders gewesen, weil man sie noch zu schätzen gewusst hätte, sagt er. „Damals haben die Leute sich noch über die Musik gefreut. Heute machen sie die Fenster zu, wenn ich anfange zu spielen, und erst wieder auf, wenn ich nach einer halben Stunde weg bin“, so Ansong. „Wir wollen die Leute unterhalten, verdienen nichts dabei und sollen jetzt auch noch an die Stadt zahlen.“

Hohe Zahl an Beschwerden

In der Kölner City sind viele Anwohner genervt. „Bei der Stadt Köln geht regelmäßig eine große Zahl von Beschwerden insbesondere über die Darbietung von Straßenmusik ein“, bestätigt die Stadtverwaltung. Als Reaktion wurde zuletzt für ganz Köln ein Verbot von Verstärkern und Lautsprechern verhängt. Doch das reicht vielen genervten Anwohnern nicht. Jetzt wird die Gebührenpflicht vorgeschlagen.

Kritische Sicht der Kölner Stadtverwaltung

Und was sagt die Stadtverwaltung zu dem Vorstoß? Sie empfiehlt den Politikern, von einer Gebührenpflicht für Musiker abzusehen. Ein Grund: „Durch die vorgeschlagene Erteilung konkreter Erlaubnisse, verbunden mit der Zuweisung fester Standorte, wäre die Stadt Köln auch zur Kontrolle der Straßenkünstler beziehungsweise der in der jeweiligen Erlaubnis enthaltenen Auflagen durch den Ordnungsdienst gezwungen.“

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Gaby Rialcis (2. v. r.) musiziert seit fünf Jahren auf der Straße, in der Replika-Band spielt er die Trommel.

Auch auf die Kollegen an den Schreibtischen käme so mehr Arbeit zu: „Die Erteilung der Erlaubnisse wäre in einer Großstadt wie Köln neben dem oben genannten Kontrollaufwand dabei vielmehr mit einem erheblichen zusätzlichen personellen Aufwand für die Erlaubniserteilung sowie die Koordination der Straßenmusikanten und der einzelnen Standorte verbunden.“

Erhöhter Personalbedarf

Fazit der Stadt: Gebühren für Straßenmusiker würden einen „erheblichen bürokratischen Mehraufwand und einen erhöhten Personalbedarf“ bedeuten.Desweiteren sei nicht die Anzahl der Musiker das Problem, sondern die Lautstärke.

Um den Lärmpegel in den Griff zu bekommen, wurden bereits Spielregeln wie diese festgeschrieben: „Straßenkunst darf nur in den ersten 30 Minuten einer vollen Stunde dargeboten werden und nach der Aufführung muss der Standort um mindestens 300 Meter gewechselt werden.“

Und nun? Letztendlich gibt die Politik den Ton an. Mitte September wird über die Gebühren für Straßenmusik entschieden werden.