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„Neuer Lockdown in NRW“Ärztin mit heftiger Prognose nach Kölner McFit-Szenen

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McFit-Eröffnung am 11. Mai: Vor dem Studio in Köln-Kalk bildete sich um Mitternacht eine große Schlange.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – „Ich finde, es ist ein riskantes Spiel, was wir hier spielen“, erklärt die Kölnerin Lisa G. Als sie die Bilder von der langen Schlange vor dem Kölner Fitnessstudio McFit am Montag um 00.01 Uhr gesehen hat (hier lesen Sie mehr), traute sie zunächst ihren Augen nicht.

Was sich aktuell in Kölner Fitnessstudios abspielt, findet sie verantwortungslos. „Wenn wir so weitermachen, wie in dem Video aus dem Kölner McFit um 00.01 Uhr haben wir spätestens im nächsten Monat einen neuen Lockdown in NRW“, so G.

Köln: Video von Kölner McFit um 00.01 Uhr schockiert Ärztin

Lisa G. hat in Köln Medizin studiert und jahrelang in der Stadt gelebt. Was in der Stadt am Dom vor sich geht, bewegt die 29-Jährige sehr, auch wenn sie mittlerweile an einer Klinik im Ruhrgebiet arbeitet. Als HNO-Ärztin hat Lisa G. zwar immer wieder viel mit Covid-19-Patienten zu tun, sieht sich jedoch nicht als Corona-Expertin an.

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Kölnerin Lisa G. ist HNO-Ärztin an einer Klinik im Ruhrgebiet.

Sie will sich als Privatperson mit medizinischem Hintergrund äußern, denn sie fühlt sich bei den aktuellen Fitnessstudio-Öffnungen mehr als unwohl.

Die Covid-19-Patienten, mit denen Lisa G. tagtäglich immer wieder in der Klinik zu tun hat, sind „teilweise nicht besonders alt und nicht besonders vorerkrankt.“ Für die junge Medizinerin eine bedrückende Tatsache. Das Virus müsse daher dringend weiter erforscht werden. „Wir wissen noch zu wenig über Langzeitfolgen“, so G.

Erst am Montag habe sie wieder einen 29-Jährigen Covid-19-Patienten gesehen, der an der Herz-Lungen-Maschine auf der Intensivstation gelegen habe.

Kölner im McFit: „Ohne Maske aerosolbildend auf dem Laufband“

Vor diesem Hintergrund kann Lisa G. nicht verstehen, dass ein Fitnessstudio wie das Kölner McFit sogar noch eine Reise zum „Muscle Beach“ (Los Angeles) in den USA verlost.

„Die meisten trainieren ohne Maske, auch schön dicht an dicht aerosolbildend auf dem Laufband“, kritisiert die Ärztin.

Jeder Patient, der durch einen schweren Husten eine Lungenbeteiligung der Erkrankung habe, bei dem erkenne man, dass das Organ auf Lungen-Aufnahmen völlig verändert aussehe. „Wir wissen noch nicht, ob das ausheilt“, appelliert G. Auf dieser Basis, sei es sehr riskant, welches Ausmaß an Lockerungen man gerade zulasse.

NRW-Lockerungen: „Fünf Schritte auf einmal“

„In NRW machen wir gerade fünf Schritte auf einmal. Ich habe mir das McFit-Video angeschaut und war völlig entsetzt.“ Die Öffnung der Fitnessstudios sei per se riskant und nur vertretbar, wenn man große Abstände einhalten würde.

Dabei kritisiert sie auch die Werbung vieler Fitnessstudios, die darauf abzielt, dass möglichst viele Sportler kommen. Wie in Köln vor dem McFit am Montag um 00.01 Uhr.

Kölnerin: Dunstkreis im Fitnessstudio birgt hohes Ansteckungsrisiko

„Natürlich haben die wenigsten Menschen Lust, auf dem Laufband einen Mundschutz zu tragen, aber man produziert sehr viele Aerosole bei sportlicher Betätigung jeglicher Art, die viel ansteckender sind als die normale Atemluft“, so G.

Genug Abstand im Fitnessstudio einzuhalten, sei nur schwer möglich, die Sportler würden immer wieder aneinander vorbeigehen und Geräte zu nah nebeneinander stehen, so entstehe ein einziger Dunstkreis.

Wenn ein Sportler infiziert sei, stecke er so im Studio locker vier bis fünf Leute an.

„Es müssen nur wenige unvernünftig sein, dann trifft es alle anderen“

„Die Regeln im Fitnessstudio basieren auf Vertrauen, doch wenn jemand es so eilig hat, dass er um 00:01 Uhr wieder im Studio trainieren muss, dem vertraue ich nicht“, erklärt G.

Auch schon vor Corona sei die Klientel in Fitnessstudios häufig nicht aufmerksam genug mit Erkältungssymptomen umgegangen, gerade wenn sie zum Beispiel erst einmal lediglich leichtes Husten beinhaltet hätten. Doch aktuell sei es extrem wichtig, gerade dann zu Hause zu bleiben.

„Im Fitnessstudio müssen nur wenige unvernünftig sein, dann trifft es alle anderen,“ so G.

Kölnerin (29) will jedes Risiko vermeiden, selbst an Covid-19 zu erkranken

Das Video und die vielen gleichzeitigen Lockerungen im öffentlichen Leben signalisieren laut Lisa G. eine Normalität, die wir uns noch nicht wieder leisten können.

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Durch die Erfahrungen, die sie in ihrem Alltag in der Klinik gemacht hat, ist ihr klar geworden, dass sie selbst auf gar keinen Fall riskieren will, an Covid-19 zu erkranken.

Ärztin: „Keine Panik, aber Respekt vor dem Virus“

Zu unsicher sei der Verlauf der Erkrankung, zu unklar mögliche Langzeitfolgen auf die Lunge und andere Organe.

„Generell möchte ich den Menschen keine unnötige Panik vor Corona machen, aber ich habe Sorge, dass hier gerade der nötige Respekt vor einem Virus verloren geht, dass in den letzten Monaten immerhin fast 300.000 Menschen umgebracht hat“, erklärt die HNO-Ärztin.

„Werde definitiv nicht ins Fitnessstudio gehen“

„Ich bin eigentlich auch Fitnessstudio-Gängerin und werde definitiv nicht ins Fitnessstudio gehen“, erklärt G. abschließend. Dies sei nur eine Option gewesen, wenn die Menschen noch so vorsichtig wären wie vor ein paar Wochen. Viele würden nun den Ernst der Lage verkennen.

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Schuld daran seien auch Politiker wie FDP-Chef Christian Lindner, die mit ihren Plädoyers für schnelle und große Öffnungen in der Wirtschaft Menschen verunsichert hätten.

„Corona ist immer noch da, auch wenn wir die Krankheit zurückgedrängt haben und sie deswegen gerade nicht mehr so präsent in unserem Leben ist. Wir haben immer noch viele Infizierte, Corona ist hochansteckend.“