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Kölns LGBTQI+-CommunityWM-Party oder Boykott? Mitglieder sprechen Klartext

Am Treffpunkt der Queer-Szene, auf der Schaafenstraße, hängt eine Regenbogenflagge.

Auf der Kölner Schaafenstraße fühlen sich Menschen aus der LGBTQI+-Community besonders wohl. Im WM-Gastgeberland Katar ist ihre sexuelle Orientierung hingegen strafbar. Das Symbolfoto ist am 23. Juli 2021 entstanden.

Liebe unter gleichgeschlechtlichen Menschen wird nicht geduldet und ist sogar offiziell verboten – zumindest im WM-Ausrichterland Katar. Wie stehen Menschen aus Kölns LGBTIQ-Community zu dem Turnier?

von Julian Meiser (jm)

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 findet in einem homophoben Umfeld statt. Kürzlich sagte ein katarischer WM-Botschafter, Homosexualität sei ein „geistiger Schaden“.

Trotz dieses Umstandes – und noch weiterer Mängel in Sachen Menschenrechten – ist das Turnier am Sonntag (20. November 2022) im Wüstenstaat gestartet. EXPRESS.de hat sich aus diesem Anlass bei denen umgehört, die sich in Köln für die Rechte der LGBTIQ+-Bewegung einsetzen – und den Fußball lieben. Wie sehen sie das Turnier in Katar?

Köln: LGBTIQ-Personen nehmen Stellung zur WM in Katar

Andreas Stiene ist Dauerkarteninhaber beim FC und Initiator des „Come-Together-Cup“, einem jährlich stattfindenden Freizeitfußballturnier für Vielfalt in Köln. Damit bringe er die „unterschiedlichsten weltoffenen Menschen zusammen“, sagt er gegenüber EXPRESS.de.

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Die diesjährige WM wird sich der sonst so fußballbegeisterte Stiene aber nicht anschauen: „Diese WM muss leider komplett ohne mich auskommen. Ich gucke diesmal kein einziges WM-Spiel. Ich kann diese Rahmenbedingungen mit mir und meinem Engagement im Fußball nicht vereinbaren.“

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Gleichzeitig betont er, dass dies lediglich seine „persönliche Meinung als schwuler, fußballbegeisterter Mann“ sei, er könne nicht für die gesamte LGBTIQ+-Community sprechen.

„Ich rufe niemanden auf, die WM nicht zu gucken“, erklärt Stiene. „Für mich selbst ist aber durch die FIFA wahnsinnig viel kaputt gemacht worden. Da sind an der Spitze einfach die falschen Leute am Werk.“

Katar 2022: So sieht Kölns LGBTQI+-Community die WM

Ähnlich sieht auch Hugo Winkels von „Cologne Pride“ das Turnier im Emirat. „Die WM hätte vor zwölf Jahren nicht nach Katar vergeben werden dürfen“, meint er. Seine Devise: „Die LGBTIQ+-Bewegung wird dieses Mal wegschauen. Wegschauen bei den Spielen, nicht aber den Nichteinhaltungen der Menschenrechte.“

Er kenne zwar auch Leute aus der Community, die sich die Partien ansehen werden, die meisten würden die WM aber boykottieren, versichert FC-Anhänger Winkels.

Besonders verstört habe ihn die kürzliche Pressekonferenz von FIFA-Boss Gianni Infantino, als dieser unter anderem sagte, er fühle sich homosexuell. „Man kann das nicht fühlen, wenn es einen nicht selbst betrifft“, kritisiert Winkels energisch. 

Winkels hofft auf eine baldige Abwahl Infantinos. Für die anstehenden Präsidentschaftswahlen der FIFA wünscht er sich noch die Kandidatur eines „liberalen und weltoffenen Gegenkandidaten“.

Jana Kühnel, Sprecherin des queren Sportvereins SC Janus aus Köln, macht klar: „Wir sind gegen Diskriminierung, gegen Homophobie und Transphobie. Aber Katar steht für das absolute Gegenteil.“ Die Janus-Mitglieder seien entsprechend nicht gut auf das Event in Katar zu sprechen – zumindest „zum größten Teil“. 

WM 2022: Wie steht Kölns LGBTQI+-Community zu Katar?

Und wie steht es um die deutsche Nationalmannschaft?

„Die Regenbogenbinde von Manuel Neuer war in der Vergangenheit ein wichtiges Zeichen“, erklärt Frank G. Pohl vom Projekt „Schule der Vielfalt“, an dem allein 13 Kölner Schulen teilnehmen. Die Binde sei ein Ausdruck der „notwendigen Queer-Straight-Alliance, die LGBTIQ+ sichtbar unterstützt.“

Allerdings: Bei den deutschen WM-Partien wird der DFB-Kapitän auf diese Binde verzichten. Auch die „One Love“-Binde, eine abgewandelte Form der Regenbogenbinde, wird in Katar nicht an Neuers Arm zu sehen sein. Der DFB und weitere europäischen Verbände buckeln vor den Anweisungen der FIFA.

Mit dem Finger immer nur auf die Probleme in Katar zu zeigen, reiche nicht aus. Probleme gebe es auch in Deutschland. „Auch an deutschen Schulen gibt es zum Teil massive Diskriminierungen“, wie Frank G. Pohl in Bezug auf homosexuelle Schülerinnen und Schüler am Freitag (18. November) erklärt.

„Und seit zehn Jahren wartet man in Deutschland schon auf einen nationalen Aktionsplan gegen Homo- und Transfeindlichkeit“, kritisiert Pohl weiter. Was Pohl zu diesem Zeitpunkt nicht erfahren hatte: Es sollte sich noch an diesem Tag etwas in dieser Angelegenheit bewegen!

Denn: Das Bundeskabinett der Regierung Scholz beschloss am Freitag (18. November) einen „bundesweiten Aktionsplan für die Akzeptanz und den Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“.

Teil der Maßnahmen sei unter anderem, das bisherige Transsexuellengesetz durch ein Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen. Mit dem neuen Gesetz soll erreicht werden, dass jeder Mensch in Deutschland sein Geschlecht und seinen Vornamen künftig selbst festlegen und in einem einfachen Verfahren beim Standesamt ändern können soll.