Zum 16. und gleichzeitig letztem Mal fand am zweiten Advent das Mitspielkonzert mit den Höhnern im Kölner Dom statt. Die Entscheidung des Domkapitels, die Reihe einzustellen, sorgte nochmals für Frust.
Trauer nach emotionalem AbschiedMaulkorb beim letzten Mitspielkonzert der Höhner im Dom

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Höhner-Frontmann Patrick Lück mit Sängerin Nicola beim 16. und letzten Mitspielkonzert der Band am Sonntag (7. Dezember 2025) im Kölner Dom.
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Was für ein Gänsehaut-Nachmittag, welch positives und emotionales Signal. Dieses Adventmitspielkonzert gab mehr Mut als tausende Reden und Predigten in aufwühlenden Zeiten.
Im Kölner Dom blieb am Sonntagnachmittag (7. Dezember 2025) kein Platz mehr frei. Die Höhner – unterstützt von den Ex-Musikern Peter Werner und Hannes Schöner – sowie Sängerin Nicola sorgten am zweiten Advent für eine beeindruckende Atmosphäre.
Höhner-Adventmitspielkonzert: Neue Rekordzahlen zum Ende
Von „Wir sagen Euch an den lieben Advent“ über „Hillich Ovend ben ich doheim“, „Peace, Frieden, Schalom, Salam“ und „Die schönste Stroß“ bis zu „Engel jitt et immer widder“ und „Tochter Zion“ reichte das Programm.
Obwohl die Höhner am Abend auch noch ihr Weihnachtskonzert in Koblenz spielen, nahmen sie sich wieder die Zeit für den bewegenden Auftritt. Auch Stephan Brings musste zum Auftritt seiner Band nach Bonn. Aber auch er war dabei, um den Hit „Halleluja“ anzustimmen.
Umso unverständlicher, dass das 16. Mitspielkonzert das letzte in dieser Form gewesen ist. 2003 gab es in der Altstadtkirche Groß St. Martin erstmals ein Mitspielkonzert der Höhner. Der Andrang war so enorm, dass 2010 erstmals im Kölner Dom musiziert wurde. Seitdem war das fröhliche Miteinander eine feste Marke.
Zum Abschied wurden noch einmal Bestmarken aufgestellt. Der Dom war pickepackevoll. 131 Blasinstrumente aus Blech, 429 aus Holz, 108 Streichinstrumente, 24 Keyboards, 5 Harfen, 9 E-Gitarren und das große „Lagerfeuer“ mit Gitarren, Mundharmonika, Akkordeon und Ukulelen sorgten für einen beeindruckenden Klang.

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Janus Fröhlich ist 16 Jahre lang der musikalische Leiter der Mitspielkonzerte der Höhner im Kölner Dom gewesen.
Zudem erhob der größte Chor Kölns seine Stimme. 1700 Sängerinnen und Sänger feierten die 13 Lieder zusammen mit den Höhnern. Als sich nach einer Stunde wieder die Dom-Türen öffneten, blieb nur Fassungslosigkeit. Dass dieses Erfolgsformat einfach so eingestellt wird, versteht niemand.
Bei „Feliz Navidad“ stimmte auch Ex-Hohn Henning Krautmacher mit ein. „Ich bin zu Ehren meines ehemaligen Bandkollegen Janus Fröhlich, der dieses Ereignis immer mit viel Herzblut auf die Beine gestellt hat, dabei. Das war immer eine ganz tolle Aktion, bei der mir stets das Herz aufgegangen ist“, sagte er zu EXPRESS.de.

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Die Höhner spielten – unterstützt von früheren Bandmitgliedern und Sängerin Nicola – tolle Songs im Kölner Dom, ehe die Band zum Konzert nach Koblenz weiterfuhr.
Dass das Domkapitel nun den Schlussstrich unter diese bewegende Tradition setzt, sorgt auch bei ihm nur für Entsetzen. „Das ist sehr, sehr schade. Mir bleibt nur das Prinzip Hoffnung. Wenn eine Tür sich schließt, geht oft eine neue auf. Ich hoffe, dass es eine neue Initiative gibt – so herzergreifend, schön und kölsch“.
Kritische Worte sollten im Dom nicht öffentlich geäußert werden. Allen Beteiligten war im Vorfeld noch einmal ein Maulkorb erteilt worden. Organisatorin Petra Dierkes wählte deshalb eine sanfte Verabschiedung: „Wir haben das mit viel Freude und ganz viel Herz gemacht. Jetzt übernehmen andere die Regie. Denen wünschen wir Gottes Segen, bei dem, was kommt.“

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Organisatorin Petra Dierkes begrüßte auch Ex-Höhner-Sänger Henning Krautmacher beim letzten Mitspielkonzert.
Die Höhner werden nicht mehr Teil der Zukunftspläne sein. „Mit uns hat weiterhin niemand gesprochen, es gibt keine Begründung. Wir sind auch nur über das Ende dieser tollen Reihe informiert worden“, sagte Sänger Patrick Lück angefressen zu EXPRESS.de.
Domprobst Guido Assmann wählte das Bild der Heiligen Drei Könige. „Die haben auf ihrem Weg zur Krippe auch mal Pause gemacht. So machen auch wir heute hier eine Pause.“ Gleichwohl musste er einräumen: „Der Dom ist voll mit friedlichen und fröhlichen Menschen.“

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Im Dom blieb am Sonntag (7. Dezember 2025) kein Platz mehr frei. Rund 700 Besucherinnen und Besucher hatten Instrumente mitgebracht, um beim Adventmitspielkonzert mitzumachen.
Chorleiter Michael Kokott, der den Nachmittag mit 75 Lucky-Kids unterstützte, umging das Redeverbot geschickt, indem er eine Fürbitte über Facebook einreichte: „Ich bitte darum, dass das Kölner Domkapitel seine Entscheidung überdenkt und den Wunsch vieler tausend Menschen, das Mitspielkonzert der Höhner in der bisherigen Form weiterzuführen, erhört. Ich bin davon überzeugt, dass das selbst dem lieben Gott gefallen würde.“
Dirigent Janus Fröhlich wurde zum Abschied mit stehenden Ovationen gefeiert. Er nahm den Abschied mit Galgenhumor: „Nach 15 Jahren Üben war das heute das finale Konzert. Es war mir immer eine Freude und eine Ehre.“ Seine Höhner-Kollegen nahmen ihn tröstend in den Arm. Allen war nach dem Ende dieser Tradition sehr viel Traurigkeit anzusehen.

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Stephan Brings stimmte zusammen mit den Lucky Kids „Halleluja“ an.
Kokott kämpfte vor der Tür mit den Tränen. „Mit diesem Konzert hat man so viele Menschen erreicht, die sonst nicht den Weg in die Kirche finden. Vor allem für die Jüngsten war es ein toller Einstieg. Es ist unfassbar, dass man so eine Chance nun einfach wegwirft.“
Zustimmendes Nicken und fassungsloses Kopfschütteln der Umstehenden war der Beleg, dass die Entscheidung des Domkapitels ganz klar die falsche war – egal, was in Zukunft kommen wird.
