„Ich bringe dich um“JP Weber berichtet von Drohungen auf Sitzungen: „Es ist die Hölle“

JP Weber steht auf der Bühne.

JP Weber stellt sich auch der Herausforderung, in der „Lachenden Kölnarena“ (wie hier am 6. Januar 2024) aufzutreten. Im Kölner Umland erlebte der Redner zuletzt einige Eskalationen.

JP Weber wird bei seinen Auftritten im Karneval meist gefeiert. Zuletzt häuften sich aber auch Zwischenfälle, wo der Redner mit dem Publikum aneinander geriet, es Drohungen gab und er sogar vorzeitig abbrach.

Vor Weihnachten wurde JP Weber mit seinen Kollegen Martin Schopps und Volker Weininger als „Herrengedeck“ bei der Weihnachtsshow bejubelt. Bei der Proklamation im Gürzenich gab es für die Rolle des Horst Muys Ovationen. Dennoch polarisiert der Redner und sorgt mitunter für heftige Debatten.

Weber kommuniziert auch sehr aktiv über die sozialen Netzwerke mit Fans und Kritikern. Dort kündigte er beispielsweise an, dass alle, die seine Auftritte ohne Zustimmung mit dem Handy mitfilmen, eine Straftat begehen. In Richtung seiner Kritiker schrieb er: „Der Narr hat alle Rechte im Karneval“.

JP Weber zu Erlebnissen im Umland: „Bierkönig auf Mallorca ist zivilisierter“ 

Doch nach knapp drei Wochen im täglichen Sessionsbetrieb hat seine offene und bisweilen provozierende Art auch einige negative Vorfälle nach sich gezogen, wie Weber bei Facebook mitteilte. „Ich war am Sonntag in einem Zelt in Bedburg mit 3000 Männern. Da geht es im Bierkönig auf Mallorca zivilisierter zu“, sagt er im EXPRESS.de-Gespräch.

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Eigentlich will der Kölner die Menschen zum Lachen bringen. „Wenn du jedoch im Kölner Umland als Redner auf die Bühne gehst, musst du davon ausgehen, dass von zehn Auftritten drei eskalieren. Es ist die Hölle, aber es ist mein Job, von dem ich lebe, so wie jeder andere Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin auch.“

JP Weber als Horst Muys.

Bei der Proklamation im Gürzenich erntete JP Weber am 5. Januar 2024 viel Beifall für seine Rolle als Horst Muys.

Am vergangenen Wochenende ist es gleich mehrmals eskaliert. Bei der Ferkesköpp-Herrensitzung in Düsseldorf brach er vorzeitig ab. Bei der Herrensitzung der KG „Grün-Weiß“ Schlebusch gab es Buhrufe. Auch bei den Roten Funken in Ratingen gab es Ärger.

Weber sprach im EXPRESS.de-Gespräch von Morddrohungen, persönlichen Beleidigungen und Gläsern, die in Richtung Bühne fliegen. Bei einem Auftritt sei es besonders schlimm gewesen. „Beim Einmarsch packte mich ein Mann am Hals und brüllte ‚Du Arschloch, ich bringe Dich um‘. Da stand ich sofort in einer Traube von Männern und dachte nur, hoffentlich kommst du heil aus der Sache raus. Da gibt es keine Security oder einen Präsidenten, der dir hilft. Vielen geht es nicht um Karneval, sondern sie brauchen einfach einen Anlass, um zu saufen.“

JP Weber: Redner werden oft auch nur aus steuerlichen Gründen gebucht

Der Künstler betont, dass er über vielleicht 30 Prozent der Veranstaltungen im Umland spricht. Es gebe auch viele Gesellschaften, die sich mit ihren Gästen total freuen, wenn ein Redner auf der Bühne stehe. „Für viele Literaten geht es bei der Planung auch um finanzielle Dinge. Gibt es Redner im Programm, ist es eine Brauchtumsveranstaltung und der Veranstalter bezahlt sieben Prozent Mehrwertsteuer. Handelt es sich um eine Party nur mit Bands, werden 19 Prozent fällig.“

Verbotene Kostüme – 10.000 Euro Strafe drohen

Kostüme, die an Karneval verboten sind

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Als Grund für die häufigen Eskalationen führt Weber den Konsum von Alkohol an: „Alkohol ist im Umland dein schlimmster Feind, weil er dort viel billiger verkauft wird und die Leute dadurch schneller über die Stränge schlagen können. Bei unseren Sitzungen in Köln ist höchstens der Saal mal zu unruhig. Dann drehst du dich zum Präsidenten um und der bringt die Leute wieder zu Ruhe. Wenn ich das auf irgendeiner Herrensitzung in Posemuckel mache, bekomme ich zu Antwort: ‚Leck mich am Arsch, wenn du es nicht schaffst den Saal ruhig zu kriegen, ist das nicht mein Problem‘.“

Präsident behauptet: „Weber hat Publikum als asoziales Pack bezeichnet“

Der Ratinger Funken-Präsident Michael Droste sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, der Redner sei schon schlecht gelaunt angereist und habe im Foyer das Publikum als „asoziales Pack“ bezeichnet. „Erstens würde ich Menschen niemals als asoziales Pack beschimpfen und dass ich mit schlechter Laune auf die Bühne gegangen bin, ist eine Lüge“, entgegnet Weber.

„Der Saal war laut, weil während meines Auftritts ein Ordensempfang stattfand. So was passiert öfter, da muss man drüber wegschauen. Als dann auch noch das Licht für mehrere Minuten ausfiel und dann absolut grell wieder anging, bat ich den Präsidenten um Abhilfe. Seine Antwort: Mach endlich Musik – mich interessiert nicht, was du denkst. Da war der Punkt, wo ich den Auftritt abgebrochen habe und dem Präsidenten gesagt habe, dass er sein Geld behalten kann.“

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Weber weiter: „In Leverkusen habe ich zu hören bekommen ,Scheiß-Kölner, hau ab, wir haben eigene Künstler‘. Außerhalb von Köln sind manche Auftritte für Kölner Künstler wie Gladiatorenkämpfe. Das ist aber nicht erst seit dieser Session so. Nur in der Coronazeit war es anders und ich hatte gedacht, die Menschen hätten sich ein bisschen von dem damaligen Respekt gegenüber Rednern auf der Bühne bewahrt. Leider ist es nicht so. Und wer glaubt, dass wir immer unsere Gagen bekommen, hat sich getäuscht. Wenn ein Präsident der Meinung ist, dass man keinen guten Job gemacht hätte, war es das mit der Bezahlung.“

JP Weber denkt nicht ans Aufgeben: „Ich glaube an das Brauchtum“

Nach den jüngsten Bedrohungen versucht Weber den idealen Weg zu finden, mit dem Erlebten umzugehen. „Es gibt drei Arten, solche Situationen zu verarbeiten. Entweder fängt man selber an zu saufen. Oder man hängt den Job an den Nagel. Die dritte Möglichkeit ist, die Sache einfach zu ignorieren.“

Doch einknicken will er nicht. „Da ich an den Karneval und das Brauchtum glaube, weil es die einzige Sache ist, die mir eine Identität und Daseinsberechtigung gibt, mache ich weiter. Ludwig Sebus hat nicht umsonst vor 26 Jahren schon gesungen, dass wir das Brauchtum erhalten müssen. Die Zeit hat sich radikal verändert. Wir leben in einer Zeit, wo das Dschungelcamp zum guten Ton der Gesellschaft gehört. Als Redner hängen wir in einem Spiel, bei dem wir genau überlegen müssen, wie viel wir von unserer Seele bereit sind, als Spieleinsatz zu zahlen.“