Stolperstein in KölnDer „kölsche Jeck“, der den Nazis zweimal entkam

Edmund Nathan (M:) war in jüdischer Karnevalist in Köln.

Edmund Nathan (M.) war ein jüdischer Karnevalist in Köln.

Mit einer Stolperstein-Verlegung wird an den Kölner Karnevalisten Edmund Nathan erinnert.

von Bastian Ebel (bas)Daniela Decker (dd)

Er war ein kölscher Jeck durch und durch. Aber er war den skrupellosen Nazis ein Dorn im Auge, nur weil er Jude war. Am Dienstag (18. Oktober 2022) kam es zu einer besonderen Verlegung eines Stolpersteins durch Künstler Gunter Demnig, der damit seit Jahren an verfolgte und ermordete Menschen durch das Nazi-Regime erinnert.

Vor dem Haus am Manderscheider Platz 8 (Ecke Dauner Straße) in Köln-Sülz erinnert nun auch ein Stein an einen Kölner Karnevalisten: Edmund Nathan konnte zweimal vor den Nazis fliehen, ehe er sein neues Leben in den USA fand.

Köln: Erinnerung an Kölner Karnevalisten Edmund Nathan 

Um seine Geschichte zu erzählen, setzte sich der kölsch-jüdische Karnevalsverein „Kölsche Kippa Köpp“ um Präsident Aaron Knappstein ein, der den Stein stiftete. „Zwar wurden bereits mehr als 70.000 Stolpersteine verlegt. Aber es wurde erst ungefähr ein Zehntel von Steinen in Köln verlegt“, betonte Knappstein.

Um Menschen und ihre Geschichten nicht zu vergessen, widmet man sich in diesem Jahr dem Kölner Kaufmann Edmund Nathan, der im „Kleinen Kölner Klubs K.K.K.“ (wurde 1922 von Max Salomon gegründet) aktiv war.

Präsidenten Aaron Knappstein und Volker Scholz-Goldenberg sprechen

Präsident Aaron Knappstein (r.) und Schriftführer Volker Scholz-Goldenberg von den „Kölschen Kippa Köpp“ bei der Stolperstein-Verlegung.

Kippa Köpp-Schriftführer Volker Scholz-Goldberg erinnerte in bewegenden Worten, wie der in Bad Münstereifeler geborene Nathan nach Köln kam und das Kölner Lebensgefühl sofort adaptierte.

„Im Sommer 1937 ermittelten erstmals die Nazis gegen ihn. Es wurde ihm Rassenschande vorgeworfen. Ihm wurde vorgeworfen, seit mehreren Jahren ein Verhältnis mit der katholischen Elisabeth Furren zu haben und dies auch noch nach in Krafttreten der Nürnberger Rassengesetze. Letztendlich konnten die angeblichen Beweise nicht bestätigt werden und das Verfahren wurde eingestellt“, erzählte Scholz-Goldberg.

Nathan wanderte dann 1939 in die USA aus. Aber: Er kehrte nach wenigen Wochen wieder nach Köln zurück. „Er wollte offene Vermögensverhältnisse klären und sein Haus verkaufen.“ Und fast hätte ihn dieser Schritt sein Leben gekostet, denn die Nazis ermittelten erneut gegen ihn.

„Er wurde zum zweiten Mal der Rassenschande bezichtigt, weil er erneut Kontakt mit Elisabeth Furrer gesucht hatte. Doch wieder konnten die Nazis keine strafbare Handlung feststellen und das Verfahren musste abermals eingestellt werden.“

Zum Glück: Nathan floh zum zweiten Mal in die USA, wo er am 3. Mai 1940 die ebenfalls aus Deutschland geflüchtete Selma Kaufmann heiratet. Bis zu seinem Tod am 16. November 1966 im Alter von 83 Jahren lebte der „kölsche Jung“ dann in New York.