Ihr Schicksal bewegt Kölner KarnevalJan von Werth lässt Lebenstraum von Laura (17) wahr werden

Laura Sturm beim Reiterkorps Jan von Werth.

Martin Steinmann (l.), Vorsitzender von „Ävver met Jeföhl“, und Frank Breuer (r.), Vorsitzender des Reiterkorps Jan von Werth, überbrachten Vater Sascha, Mutter Claudia und Tochter Laura Sturm die tollen Nachrichten.

Das Schicksal der jungen Frechenerin Laura Sturm hat die Karnevalisten vom Reiterkorps Jan von Werth tief bewegt. Spontan luden sie die Teenagerin zum Rosenmontagszug 2025 ein. Und damit nicht genug.

Laura Sturm liebt den 1. FC Köln und den Karneval. 2023 hat die 17-Jährige erstmals den Zoch in der Kölner Innenstadt erlebt, davor nur am Fernseher. Denn für Laura ist es nicht einfach, sich ins jecke Treiben zu stürzen.

Die Frechenerin kam als Frühchen in der 31. Schwangerschaftswoche per Notkaiserschnitt zur Welt. Während der Geburt litt sie unter einer Sauerstoffunterversorgung und bekam dadurch eine Hirnblutung. Dies hat Spuren hinterlassen. Laura ist zwar geistig voll fit, jedoch seit dem dritten Lebensjahr auf einen Rollstuhl angewiesen.

Laura (17) hatte eine Hirnblutung bei ihrer Geburt

„Ihr Leben stand damals auf des Messers Schneide“, sagt Vater Sascha. „Hätten wir die Uniklinik ein paar Minuten später erreicht, wäre es vielleicht zu spät gewesen. Wir haben schon einige Herausforderungen zu meistern. Ihre große Schwester Leonie leidet wie meine Frau unter Epilepsie, ihr Bruder Leon unter ADHS.“ Unter anderem die Liebe zum Karneval hilft der Familie.

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Beim Rosenmontagszug 2024 ließen nette Menschen die Teenagerin mit ihren Eltern und ihrer Schwester am Rudolfplatz direkt an den Zugweg, sodass sie im Rollstuhl sitzend vor den Tribünen beste Sicht hatte. EXPRESS.de hatte darüber berichtet und die Verantwortlichen vom Reiterkorps Jan von Werth waren tief bewegt.

Laura Sturm mit Mutter Claudia.

Laura erlebte zusammen mit ihrer Mutter Claudia den Rosenmontagszug 2024 in Köln.

Vorsitzender Frank Breuer meldete sich sofort und übermittelte eine tolle Nachricht. Laura darf im kommenden Jahr auf dem Wagen der vierten Schwadron mitfahren. Der Wagen bietet Platz für drei Menschen mit Handicap, hat eine Hebebühne, eine Behindertentoilette und genug Raum für das Mädchen, die Mutter und eine weitere qualifizierte Betreuerin. Der Wagen entstand, nachdem die Gesellschaft 2020 das Dreigestirn gestellt hatte.

„Laura bekommt von uns einen Überwurf, einen Hut und das Wurfmaterial“, sagte Breuer beim gemeinsamen Treffen. „Meiner Frau und meiner Tochter sind bei der Nachricht die Gesichtszüge entglitten“, sagte Vater Sascha Sturm. „Das ist uns eine verdammt große Ehre.“ Mutter Claudia ergänzte: „Wenn man im Leben schon so viele Steine in den Weg gelegt bekommen hat, ist das ein tolles Erlebnis.“

Laura fiebert jetzt schon dem 3. März 2025 entgegen. „Ich werde wie verrückt Kamelle schmeißen und mein Papa muss die dann einsammeln“, sagte sie mit leuchtenden Augen. Für Ex-Bauer Breuer ist die Geste eine Selbstverständlichkeit. „Inklusion wird im Karneval großgeschrieben. Gemeinsam können wir über das Brauchtum viel bewegen.“

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Und deshalb gab es gleich noch weitere tolle Nachrichten für die Familie. Die hat nämlich im Juli 2023 eine Spendenaktion gestartet, um ein behindertengerechtes Fahrzeug mit einer Rampe für den Rollstuhl zu finanzieren. Von den benötigten 35.000 Euro sind bisher knapp 19.000 Euro gesammelt.

Martin Steinmann, der Vorsitzende des Hilfsvereins „Ävver met Jeföhl“, steckte direkt die Köpfe mit Breuer zusammen und verkündete dann, dass der Verein spontan 4000 Euro für das Auto spende. Mit einer Fastelovendsparty sammelt der Verein jährlich Spenden. „Das erwirtschaftete Geld geht an Bedürftige in der Region. Dafür sind wir da“, sagte Steinmann.

Hilfsvereins „Ävver met Jeföhl“ spendet 4000 Euro für Lauras Auto

Auch bei einem anderen Problem versucht das Traditions-Korps, das 2025 100-jähriges Bestehen feiert, zu helfen. Laura hat im vergangenen Sommer ihren Förderschulabschluss auf der LVR-Donatus-Schule gemacht. „Nun will ich den Hauptschulabschluss nachholen“, erzählte die 17-Jährige. „Es will mich aber keiner aufnehmen, weil meine Pflege nicht gesichert ist. Ich bin nicht geistig eingeschränkt, nur körperlich.“

Auch da wollen die Karnevalisten mit ihren Kontakten helfen und kündigten ein Gespräch mit dem Landschaftsverband Rheinland an. Breuer: „Es gibt immer Türen, die wir aufstoßen können. Über den Karneval ist vieles möglich.“