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Provinz-PosseDarum darf Pulheims Dreigestirn nicht auf den Karnevals-Sitzungen auftreten

Das Pulheimer Dreigestirn.

Dieses Dreigestirn, bestehend aus Jungfrau Martina, Prinz Kai I. und Bauer Atze (v.l.), wird vom Festkomitee Pulheim nicht akzeptiert.

Anfang des Jahres hat Pulheims Bürgermeister ein Dreigestirn offiziell proklamiert. Doch das Trifolium darf nicht auf den großen Sitzungen auftauchen. Ein großer Zoff mit dem Festkomitee steckt dahinter.

Als gebürtiger Friesenjunge hatte Christoph Ostendorf (62) vor knapp 20 Jahren seine ersten Berührungspunkte mit dem Karneval im Rheinland. Die Begeisterung für das Brauchtum war schnell da, in der Session 2018 führte er als Prinz Christoph I. Pulheims Trifolium der Neuen Pulheimer KG an.

Doch schnell erschien ihm der organisierte Karneval der Traditionsgesellschaften zu steif und formell. Mit zwölf Mitstreitern gründete er am 30. September 2022 die Pullemer Narrenzunft. „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, den Fastelovend ins Veedel zurückzubringen und zu den Wurzeln des Karnevals zurückzukehren.“

Pullemer Narrenzunft: 2022 gegründet, aktuell 120 Mitglieder

Der neue Verein hat inzwischen 120 Mitglieder. „Ein Drittel davon ist unter 35 Jahren. Da kommt frischer Wind rein. Die etablierten Gesellschaften haben mit Schwund zu kämpfen. Wir sind überraschend erfolgreich“, sagt er stolz. Dennoch hat er in den vergangenen Monaten erlebt, dass das jecke Treiben auch eine andere Seite haben kann.

„Karneval kann extrem ernst und unlustig sein“, sagt er im EXPRESS.de-Gespräch. „Es geht um Besitzstände, Macht und Einfluss. Was wir derzeit erleben, kann man sich im 21. Jahrhundert nicht ausdenken. Da fehlt der Respekt und es geht um doppelte Moral.“

Das Dreigestirn der Pullemer Narrenzunft.

Das Dreigestirn der Pullemer Narrenzunft in den Ornaten. So dürfen die drei nicht auf den Sitzungen auftauchen.

Nach der Gründung der Pullemer Narrenzunft ließ sich die Gesellschaft ins Vereinsregister eintragen und wurde Mitglied im Bund Deutscher Karneval und im Karnevalsverband Rhein-Erft. Im Januar 2023 wurde zudem die Aufnahme ins Festkomitee Pulheimer Karneval beantragt. Die Aufnahme wurde im Mai 2023 abgelehnt.

„Es hieß damals, man müsse uns erst kennenlernen“, sagt Ostendorf. „Dabei sind die Haupt-Verantwortlichen seit 15 Jahren im Pulheimer Karneval aktiv“. Als sich im vergangenen Herbst abzeichnete, dass Pulheim für die aktuelle Session nur ein Kinderdreigestirn der KG Ahl Häre stellen wird, schmiss die Narrenzunft den Hut in den Ring.

Die Rolle von Prinz Kai I. hat Kai-Ullrich Grünberg übernommen. Bauer Atze (65) heißt mit bürgerlichem Namen Artur Gust. Jungfrau Martina ist Martin Mester. Unter dem Motto „Dreigestirn und Narrenzunft – em Veedel fiere mer met Ahl und Jung“ freuten sich die drei auf eine tolle Session.

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Als das Festkomitee von den Plänen erfuhr, verwies es auf die Geschäftsordnung, nach der das Pulheimer Dreigestirn nur von den Karnevalsgesellschaften KG Ahl Häre und Neue Pulheimer KG gestellt wird und Nebendreigestirne oder ähnliche Inthronisierungen grundsätzlich ignoriert werden. Bürgermeister Frank Keppeler lud daraufhin die beteiligten Parteien zu einem Gipfel.

Dort machte das Festkomitee deutlich, dass durch Erfahrungen in der Vergangenheit mit einzelnen Personen der Narrenzunft viel Vertrauen verloren gegangen sei und man nicht sicher sei, dass diese sich zukünftig an getroffene Vereinbarungen halten. Zudem wurde besprochen, dass die Narrenzunft die Regelungen akzeptieren und vorerst nicht mehr von einem Pulheimer Dreigestirn sprechen solle.

Pulheim: Bürgermeister lud zum Friedensgipfel und wünschte Einigung

Der Bürgermeister forderte die Parteien auf, eine Einigung im Sinne der Pulheimer Bevölkerung herbeizuführen. Doch die Jecken gaben nicht auf und hielten an ihrem Trifolium fest. Am 11. Dezember 2023 lud Keppeler die Narrenzunft ins Rathaus ein und erklärte, dass die Stadt alle formalen Voraussetzungen zur Anerkennung des Dreigestirns geprüft habe und dass diese Prüfung positiv ausgefallen sei.

Am 3. Januar 2024 hat der Bürgermeister schließlich Prinz Kai I., Bauer Atze und Jungfrau Martina offiziell proklamiert. „Das Festkomitee fand dies überhaupt nicht gut und lehnt das Dreigestirn rigoros ab. Alle angeschlossenen Gesellschaften wurden per Maulkorberlass aufgefordert, uns zu boykottieren und nicht auf Veranstaltungen einzuladen.“

Statt auf den großen Sitzungen und Partys in Pulheim, ist das Dreigestirn nun lediglich bei Firmen, privaten Veranstaltungen, Geburtstagen oder in Kindergärten zu sehen. „Wir kommen zwar so auch auf rund 80 Auftritte, sind aber ansonsten ein unerwünschter Gast. Der Festkomitee-Präsident sollte sich mal überlegen, ob dieses Verhalten noch in die Zeit passt“, sagt Ostendorf.

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Auf EXPRESS.de-Nachfrage verfasste Festkomitee-Präsident Hans-Peter Hasche eine schriftliche Stellungnahme. „In Pulheim ist es nicht anders als in Köln oder Düsseldorf. Es gibt bestimmte Regeln für den Werdegang zur Stellung eines Dreigestirns. Diese wurden bei der Bekanntgabe des Dreigestirns der Narrenzunft trotz Wissen der Verantwortlichen nicht beachtet bzw. durch die vermeintliche Benennung eines Dreigestirns mit Proklamationszeitpunkt übergangen“, heißt es.

Und weiter: „Gespräche waren von Uneinsichtigkeit der Pullemer Narrenzunft geprägt und getroffene Vereinbarungen wurden nicht eingehalten. Die Aufgabe des Festkomitees definiert sich durch die Satzung und die Geschäftsordnung und dient der nachhaltigen Brauchtumspflege. Das Festkomitee steht geschlossen hinter der Einhaltung der Satzung und Geschäftsordnung.“

Pullemer Narrenzunft will Dreigestirn im Veilchendienstagszug präsentieren

Über die sozialen Medien hatte die Pullemer Narrenzunft zuletzt intensiv auf die Situation hingewiesen. „Wir distanzieren uns von den aktuellen Unterstellungen und unwahren Behauptungen in den sozialen Medien“, sagt Hasche zu den Vorwürfen.

Die Situation ist auf jeden Fall komplett verfahren. Und der nächste Ärger droht. Für den Veilchendienstagszug hat sich die Narrenzunft mit drei Festwagen und einer Fußgruppe angemeldet. Für das Dreigestirn wurde aus Frechen-Königsdorf ein Prunkwagen ausgeliehen. Ob sich das Trifolium jedoch den Jecken zeigen darf, bleibt abzuwarten.