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„Nachbarn tot in Bäumen“Kölner Dreigestirn hört Schlimmes und ist dennoch positiv überrascht

Prinz Sven hält einen Arm um Wilhelm Söller.

Viele Emotionen auf beiden Seiten: Wilhelm Söller berichtete Prinz Sven I. beim Besuch des Dreigestirns am Samstag, 22. Januar, im Ahrtal von der erlebten Flutkatastrophe.

„Wir wollten den Menschen zeigen, dass sie nicht alleine gelassen werden.“ So beschrieb Prinz Sven I. die Fahrt des Kölner Dreigestirns ins Ahrtal. Es wurde ein sehr emotionaler Besuch.

Dass es keine leichte Tour ins Ahrtal werden wird, war der Jecken-Delegation um das Kölner Dreigestirn bewusst. Aber was Prinz Sven I., Bauer Gereon, Jungfrau Gerdemie und Co. vor Ort erlebten, rührte so manchen Karnevalisten zu Tränen. Hier, bei den Opfern der Flutkatastrophe, erlebten die Jecken so viel Herzlichkeit, Dankbarkeit und Lebensmut, dass ihnen dieser Samstag (22. Januar) unvergessen bleiben wird.

Zum Beispiel die Begegnung mit Wilhelm Söller in Ahrweiler. Der 80-Jährige, der 1993/1994 Prinz war, hat durch die Flut zwei Familienmitglieder verloren; viele Erinnerungsstücke sind weg. In der Nacht der Katastrophe wurde sein Hotel vom Keller bis zum Erdgeschoss zerstört: „Wir haben jetzt einen Rohbauzustand, wo es langsam ans Aufbauen geht.“

Karneval: Kölner Dreigestirn besucht Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal

Ein Foto hat die Fluten wie ein Wunder überstanden: „Es hing im Flur und war so fest mit der Glasscheibe verklebt nach all den Jahren, dass es nicht zerstört wurde.“ Es zeigt den heute 80-jährigen bei seiner Proklamation vor 29 Jahren. Und auch sein Schrank mit allen Orden der letzten Jahre trotze der Flut. Von seinen Erinnerungen eingeholt, kullerten bei Söller die Tränen.

Auch das Dreigestirn war sichtlich ergriffen. „Das sind die Momente, die uns sagen, das es richtig war, ein Dreigestirn in dieser so besonderen Zeit zu stellen“, waren sich die Drei nach dem Besuch einig.

Bei Bürgermeister Guido Orthen im Rathaus von Bad Neuenahr trugen sich die Tollitäten ins Goldene Buch der Stadt ein, besuchten den Verein „Die Ahrche“ für Katastrophenhilfe und Wiederaufbau und besichtigen eine der Behelfsbrücken im Ahrtal. Bei der Flut waren von den 72 Ahrbrücken 69 zerstört worden.

Doch im Mittelpunkt standen die Menschen: „Besonders zur Herzen gegangen sind mir die vielen strahlenden Gesichter. Klasse war auch der spontane musikalische Empfang einer Familie am Fenster“, fasste Sven I. den Nachmittag zusammen. „Wir wollten den Menschen einfach nur zeigen, dass sie nicht alleine gelassen werden. Der Karneval steht eh für soziale Verantwortung, daher haben viele Kölner Karnevalsgesellschaften gespendet, aber auch mit angepackt und aufgeräumt.“

Der Kölner Prinz ist auch familiär mit dem Ahrtal verbunden: „Meine Schwiegereltern kommen aus Bad Neuenahr, meine Frau kommt dort her und die Oma meiner Frau hat in Schuld 60 Jahre lang einen Campingplatz betrieben. Gott sei dank sind alle am Leben, und es gibt nur materiellen Schaden.“

Manfred Rheindorf dagegen erlebte in der Flutnacht schlimmste Szenen. Das Mitglied der Karnevalsgesellschaft „Kölsche Figaros“ lebte 150 Meter von der Ahr entfernt, bis die Flut alles zerstörte. „In dieser Nacht haben auch wir alles verloren. Ich habe noch nicht mal mehr ein Foto meiner Eltern. Das einzige, was mir von meiner Uniform geblieben ist, ist mein Krätzchen.“

Die schrecklichen Bilder dieser Nacht gehen ihm nicht mehr aus dem Kopf: „Mit vereinten Kräften haben meine Söhne und ich unsere Nachbarin mit ihrem Säugling aus den Fluten gerettet. Zu siebt haben wir uns dann in den oberen Stock gerettet.“

Rheindorf berichtet von Nachbarn, die von den Fluten mitgerissen wurden und mehrere Stunden um Hilfe gerufen hätten. „Irgendwann hatten sie keine Kraft mehr. Wir haben sie am nächsten Tag tot in den Bäumen gefunden. Solche Bilder vergisst man nie mehr.“ 

Auch Rheindorf, der in einer Ferienwohnung lebt, packt beim  Wiederaufbau mit an. Nicht nur er hat das Dreigestirn tief berührt: „Diese positive Haltung, der Blick nach vorne trotz allem, ist beeindruckend und inspirierend im einem. Das Gemeinschaftsgefühl ist unheimlich stark in dieser Region, weil alle das Gleiche erlebt haben“, sind sich die drei sympathischen Tollitäten sicher.