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Kölner Karneval und KriegPaukenschlag perfekt: Rosenmontagszug im Stadion abgesagt

Karneval und Krieg, wie passt das zusammen? Über die Frage wird aufgrund der dramatischen Neuigkeiten aus der Ukraine diskutiert.

von Thomas Werner  (tw)

Kann, soll und darf man Karneval feiern, wenn in Europa ein Krieg ausbricht? Diese Frage treibt an Weiberfastnacht (24. Februar) aufgrund der aktuellen Lage in der Ukraine auch viele Jecke um. In den Reihen der Karnevalistinnen und Karnevalisten geht die Sorge um, dass Teile des Programms der jecken Tage nun abgesagt werden könnten.

Die Lage in der Ukraine hat sich in der Nacht auf Donnerstag dramatisiert: Der russische Präsident Wladimir Putin (69) hat in einer nächtlichen Fernsehansprache eine „Militäroperation“ in der Ukraine angekündigt. Die ersten Todesopfer sind gemeldet, zahlreiche Explosionen haben die Botschaft deutlich gemacht: Russland greift die Ukraine an, es herrscht Krieg in Europa!

Krieg und Karneval: Rosenmontagszug im Stadion abgesagt

Sollte Karneval in solchen Situation abgesagt werden? Oder zumindest auf allzu viel Ausgelassenheit verzichtet werden? Das fordern kritische Stimmen. Das Festkomitee Kölner Karneval hat am Donnerstagnachmittag auf die aktuelle Lage reagiert und eine Entscheidung mitgeteilt: Das Rosenmontagsfest im Rhein-Energie-Stadion wird abgesagt!

Stattdessen wird das FK in der Innenstadt eine Friedensdemonstration durchführen. Dabei werden auch die Persiflagen in Form einer Ausstellung auf verschiedenen Plätzen in Köln gezeigt und die Wagen, die auf die Situation in Osteuropa hinweisen, werden natürlich im Mittelpunkt stehen.

Genauere Informationen gebe es noch nicht, sagte FK-Sprecher Michael Kramp gegenüber EXPRESS.de. Weil es eine Demonstration sei, könne aber jeder teilnehmen, sofern die Corona-Regeln das zulassen.

„Die Persiflagen sind das Ausdrucksmittel der Karnevalisten, um auf Missstände hinzuweisen“, so Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn. „Und der schrecklichste Missstand derzeit sind die Kampfhandlungen in der Ukraine. Da gilt es, Flagge für ein friedliches Miteinander zu zeigen. Die Kölner werden damit auch nach draußen ein deutliches Signal setzen und zeigen, dass sie nicht nur feiern können, sondern auch solidarisch mit Menschen in Not sind.“

Noch am Morgen hatte sich das FK in einem ersten Statement für den Straßenkarneval positioniert: „Heute beginnt der Straßenkarneval, das bedeutet für die Jecken in Köln hauptsächlich individuell feiern, draußen oder in der Kneipe. Nach zwei Jahren Pandemie ist die Sehnsucht danach sehr groß – und das Absagen mit so kurzem Vorlauf rein organisatorisch auch gar nicht möglich. Es wäre aus unserer Sicht auch das falsche Signal“, hieß es vom FK.

Ukraine-Krieg: Festkomitee positioniert sich für den Karneval

Sicherlich gehe das Geschehen in der Ukraine nicht spurlos an den Karnevalistinnen und Karnevalisten vorüber. Die Gedanken vieler Jecken seien an diesem Morgen bei den Menschen in der Ukraine, die mit Angst auf die nächsten Tage blickten.

„Aber wir haben gerade auch in der jüngeren Vergangenheit gelernt, dass der Karneval in Krisenzeiten eine wichtige Funktion für die Menschen hat. Sich die Grenzen des Frohsinns vom einem Despoten diktieren zu lassen, entspricht nicht dem Gedanken des Fastelovends, in dem Freiheit und Gleichheit an oberster Stelle steht.“

Radiosender in Köln verzichten wegen Ukraine-Krieg auf Karnevals-Musik

An anderer Stelle hatte man bereits vorab reagiert: Kölner Radiosender wie WDR4 oder Radio Köln verzichten an Weiberfastnacht auf das Spielen von Karnevalsmusik, mit ausdrücklichem Verweis auf die Lage in der Ukraine. Auch Antenne Düsseldorf hat sich so entschieden, weitere Sender werden nach aktuellem Stand folgen.

Das ZDF hat sich obendrein entschieden, die für Donnerstagabend (20.15 Uhr) geplante Ausstrahlung der Mädchensitzung aus dem Tanzbrunnen abzusagen. Die Sitzung war im Januar in Köln aufgezeichnet worden.

Krieg und Karneval – das Thema ist seit Donnerstag wieder aktueller denn je. 1991 war der Rosenmontagszug wegen des Golf-Kriegs abgesagt worden. Die Entscheidung ging in die Geschichte ein, auch als Geburtsstunde des Kölner Geisterzugs. (tw)