Heftige EntwicklungDurch Corona: 57 Jahre frei für Stadt-Mitarbeiter

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Das Kölner Rathaus, fotografiert im September 2015. Unser Autor fordert klare Signale von Politik und Verwaltung.

von Chris Merting (mert)

Köln – Die Stadt Köln hat die Hunderttausender-Marke geknackt. Rund 100.000 Corona-bedingte Überstunden wurden bei der Stadtverwaltung geleistet und erfasst. Während in der Corona-Krise viele Kölner in Kurzarbeit geschickt wurden oder zum Nichtstun verdammt sind, haben andere mehr denn je zu tun.

Durch Corona: Zahl der Überstunden bei Stadt Köln stark gestiegen

Das trifft auch auf einzelne Ämter in der Kölner Stadtverwaltung zu, besonders auf die Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes, des Verkehrsdienstes, des Gesundheitsamtes und der Feuerwehr. Insgesamt hat sich bei der Stadt ein enormer Berg an Überstunden seit Beginn der Pandemie aufgetürmt.

Olaf Wagner, Chef im Amt für Personal- und Verwaltungsmanagement der Stadt Köln, bestätigte EXPRESS am Rande einer Veranstaltung die Aufteilung der Corona-bedingten Mehrarbeitsstunden wie folgt:

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Überstunden bei der Stadt: Alleine Stadtverwaltung bringt es auf 70.000

Die Stadtverwaltung bringt es auf rund 70.000 Überstunden. Hinzu kommen: der Ordnungsdienst mit rund 13.000 Stunden Mehrarbeit sowie der Verkehrsdienst mit rund 16.000 Überstunden. Insgesamt macht das rund 99.000 Corona-Überstunden bis Ende Juli 2020.

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Die Mitarbeiter des Kölner Ordnungsamts, hier bei einer Kontrolle des Pop-up-Biergartens an der Vogelsanger Straße am 17. Juli, sind in der Corona-Zeit besonders gefordert.

Seitdem ist einiges an Einsätzen dazugekommen, etwa Kontrollen der Party-Hotspots an Wochenenden. Und in der Liste ist die Feuerwehr noch nicht mal erfasst. Also ist die Hunderttausender-Schallmauer durchbrochen.

Überstunden bei Stadt Köln: Tschö bis ins Jahr 2077

100.000 Überstunden – das entspricht 12.500 Arbeitstagen à acht Stunden. Könnte ein Mitarbeiter der Stadt die Corona-Überstunden allein auf sein Zeitkonto buchen und abfeiern, hätte er 56,8, also rund 57 Jahre frei. Tschö bis zum Jahr 2077! Vorausgesetzt ist dabei eine Fünf-Tage-Woche und der übliche Urlaub von 30 Tagen.

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In der Hochphase der Corona-Bekämpfung mit den strengen Kontaktverboten, der Schließung der meisten Geschäfte, bei der das öffentliche Leben weitestgehend ruhte, rotierten Ämter und Dienststellen der Stadt in dieser Ausnahmesituation. Das trifft in erster Linie auf die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes zu, die durch die Eindämmung der Pandemie im Dauerstress waren. Etwa, um Kontaktpersonen von Infizierten zu ermitteln, und gegebenenfalls Quarantäne anzuordnen.

Durch Corona: Stadt-Mitarbeiter sind im Dauer-Einsatz

Ebenso waren die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes stark gefordert. Sie mussten vor allem die Einhaltung der Kontaktverbote, die zeitweise Sperrung von Spielplätzen oder Hotspots wie Brüsseler Platz und Rheinboulevard kontrollieren – und aktuell die Party-Hotspots.

Noch weiß niemand, wie lange die Ausnahmesituation mit all den Einschränkungen andauert und ob sie sich im schlimmsten Fall durch eine „zweite Welle“ gar verschärfen könnte.