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Gewalt-Brennpunkt Kölner EbertplatzFür mehr Sicherheit: Streit um Platz-Umbau

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Der Ebertplatz in der nördlichen Altstadt soll umgestaltet werden. 

von Chris Merting (mert)

Köln – Muss der Ebertplatz komplett ebenerdig umgebaut werden? Oder genügt ein kleinerer Eingriff, indem etwa nur die unterirdischen Passagen aufgewertet werden? Diese politische Entscheidung rückt näher, die Diskussion gewinnt an Fahrt, auch durch Vorfälle wie am Mittwochabend (5. August), als eine Person am Ebertplatz krankenhausreif geprügelt wurde.

Ebertplatz in Köln: Veränderungen für mehr Sicherheit 

Und auch darüber, ob durch städtebauliche Veränderungen die Kriminalität auf dem Platz entscheidend eingedämmt werden kann, wird weiter fleißig debattiert.

Auch in den harten Corona-Zeiten, in dem das öffentliche Leben weitgehend ruhte, wurden am Ebertplatz „von März bis Juni durch das Polizeipräsidium Köln im Mittelwert 104 Einsatze wahrgenommen“. Das teilte jetzt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) als Antwort auf eine Kleine Anfrage der Kölner SPD-Landtagsabgeordneten Martin Börschel und Andreas Kossiski mit.

Alles zum Thema Corona

Ebertplatz in Köln: 104 Einsätze der Polizei in vier Monaten

Vor Corona, also im vergleichbaren Zeitraum 2019, musste die Polizei zu 123 Einsätzen im Monat ausrücken. Der Platz wird vom Ministerium als „krimineller Schwerpunkt“ eingestuft.

Regina Börschel, SPD-Fraktionschefin in der Bezirksvertretung Innenstadt, sagt: „Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass der Ebertplatz fast keinen Lockdown der Kriminalität erlebt hat. Während Köln-weit die Kleinkriminalität fast von den Straßen verbannt schien und auch Gewaltexzesse von Betrunkenen deutlich zurückgingen, weil niemand auf den Straßen unterwegs war, ließ sich dieser Corona-Effekt beim Ebertplatz kaum nachweisen.

Auch in Zeiten, in denen der Ebertplatz fast menschenleer war, gab es im Schnitt über drei Polizeieinsätze pro Tag.“ Die schwere Körperverletzung im Juli habe Minister Reul dabei mit keiner Silbe erwähnt.

Ebertplatz: Kölner SPD fordert ebenerdigen Umbau

Der Platz mit seinen unterirdischen Zu- und Abgängen funktioniere so nicht, so Börschel. Die SPD fordert einen zügigen, ebenerdigen Umbau. Der ist grob längst beschlossen, allerdings hängt die Verwaltung im Zeitplan zwei Jahre hinterher, vor 2022, eher 2023, tut sich nichts.

Bei einem Ortstermin hat das der SPD- OB-Kandidat Andreas Kossiski kritisiert: „Unmöglich! Ich möchte mich nicht daran gewöhnen, dass solche Projekte in Köln vier bis fünf Jahre dauern.“ Für den ehemaligen Polizeibeamten stehe fest, dass die „Angsträume“ durch einen ebenerdigen Umbau beseitigt werden müssten.

Ebertplatz: Kölner Künstler wollen keine „Rollator-Autobahn”

Michael Nowottny, der in jenen unterirdischen Passagen die Projektgalerie „Labor“ betreibt, sieht es anders: „Die Politik definiert das hier als Angstraum, nicht die Menschen, die hier leben.“ Nowottny und die ansässigen Künstler favorisieren einen leichteren Eingriff im Bestand, sie könnten sich etwa eine moderne Kunsthalle in den Passagen vorstellen.

Nowottny sagt: „Wir wollen keinen ebenerdigen Kaiser-Wilhelm-Platz wiederhaben, mit riesigen, spießigen Blumenbeeten und einer Rollator-Autobahn.“

Kossiski will die Kunstszene auf jeden Fall in die Planungen für den neuen Ebertplatz einbeziehen: „Die Kreativszene gehört hier hin und sie soll auch bleiben.“

Kölner Ebertplatz: 2017 und 2019 Todesfälle in der Dealer-Szene

Am Ebertplatz sind 2017 und 2019 zwei Menschen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen innerhalb der Dealer-Szene gestorben, kürzlich wurde ein Mann durch Stiche mit einer abgebrochenen Flasche schwer verletzt.

Nach den ersten Gewaltverbrechen wollte die Stadt den Begriff „No-go-Area“ wörtlich nehmen und die Zugänge zum Platz zumauern. Das konnte die Politik gerade noch verhindern. Ein „Zwischennutzungskonzept“ mit Wiederinbetriebnahme des Brunnens, Kulturprogramm und Außengastronomie wurde gestartet.

Ebertplatz: Kölner SPD will „Platz, der von sich aus funktioniert”

Das wird von den Menschen im Veedel angenommen. Aber, so die SPD-Politikerin Börschel, „wir wollen einen Platz, der von sich aus funktioniert und nicht für viel Geld reanimiert und ständig bespielt werden muss“. Das funktioniere ohnehin nur im Sommer, tagsüber, meint SPD-Ratspolitiker Michael Frenzel.„Aber nachts ist der Platz in dieser Form nicht beherrschbar.“