Peter MillowitschLetzte Ruhestätte auf Melaten – aber nicht bei Vater Willy

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Der Blues-Man: Peter Millowitsch spielt regelmäßig Mundharmonika in einer Band. 

  • Uns verriet der Schauspieler, wie er mit dem Altern umgeht und warum er keine Angst vor dem Tod hat.
  • Weshalb er auf keinen Fall im Familiengrab der Millowitschs beerdigt werden will.
  • Wie er mittlerweile am liebsten seine Freizeit verbringt.

Köln  – 70 ist das neue 60. Sagen Demografen und Altersforscher. Und was sagt Peter Millowitsch dazu, der an diesem Freitag 70 Jahre wird? EXPRESS traf ihn in einem seiner Lieblingscafés, dem „Salon Schmitz“, an der Aachener Straße zum Geburtstagsgespräch.

Altwerden ist Mist. Er tut mal hier weh, mal da 

„Auf den ersten Blick ist es doch so: Altwerden ist Mist. Egal ob 70 oder das neue 60 – es tut mal hier weh, mal da. Wenn man seine Tabletten vergisst, tut es noch mehr weh. Aber man wird auch gelassener und ich ganz persönlich auch wieder netter. In der letzten Zeit im Theater, war ich drauf und dran ein richtiger Arsch zu werden. Ich war verhärtet, konnte mich selbst nicht mehr leiden. Das hat sich dann auch auf das Privatleben ausgewirkt. Meine arme Frau – gut, dass das vorbei ist. Jetzt kann ich sagen: Ich bin sehr, sehr, sehr, sehr, sehr zufrieden. Und hin und wieder glücklich. Ich fühle mich so viel leichter. Wie eine Gazelle“, sagt er und lacht. „Nicht mehr wie ein Panzernashorn.“

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Seit 38 Jahren verheiratet: Peter Millowitsch und seine Frau Barbie Steinhaus-Millowitsch

Die Sache mit dem Tod sehe ich entspannt 

Millowitsch wirft die Stirn in Falten, sagt nachdenklich: „Man spürt deutlicher, dass das Leben endlich ist. Früher, da hat man auf die nächsten 20, 30, oder 40 Jahr angestoßen, das hört mit 50 schlagartig auf. Aber die Sache mit dem Tod sehe ich entspannt: Ich glaube nicht, dass danach noch was kommt, habe auch keine Angst vor dem Tod. Vor dem Sterben schon. Leider kann man sich die Art seines Todes nicht aussuchen.“

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Letzte Ruhe auf Melaten – bei der Schwiegermutter 

Er sagt grinsend: „Wo ich später mal liege, weiß ich auch: Auf Melaten.“ Im Grab des Millowitsch-Clans? „Neiin! Auf gar keinen Fall“, antwortet er. Bei meiner Schwiegermutter, genau wie meine Frau“. Aber so weit ist es lange nicht: Millowitsch macht es wie die viel beschworenen „neuen Alten“ – er macht weiter! Steht auf der Bühne, inszeniert gerade das dritte Stück für die Komödie Düsseldorf.

Mache nur noch was ich wirklich will 

„Warum soll ich das aufgeben? Wegen einer Zahl? Das macht doch noch richtig Spaß. Ich halte ich es mit den Demografen und bin jetzt erst mal bis Frühjahr 2020 von der Straße! Was danach kommt, sehen wir dann. Schön ist doch, dass ich nichts mehr tun muss. Nur noch das, was ich wirklich will.“

Seit 38 Jahren glücklich verheiratet 

Hätte Gattin Barbie Steinhaus-Millowitsch nicht gerne mehr von ihrem Mann? „Wir sind seit 38 Jahren verheiratet. Und ich betone: glücklich verheiratet! Ich bin überzeugt, dass es auch für sie besser ist, wenn ich regelmäßig weg bin. Ich vermute mal, dass ich sonst ihre Abläufe in Frage stellen und ihr ziemlich auch die Nerven gehen würde.

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Bin ein großer Internet- und YouTube-Fan

Und wie vertreibt sich der (fast) 70-jährige Peter Millowitsch die mehr gewordene Freizeit? „Ich geh mit dem Hund zweimal in der Woche in die Hundeschule, ich lese verschiedenste Zeitungen, gehe mit meinen Schwestern regelmäßig in Museen, zuletzt haben wir im Wallraf die Amerika-Ausstellung gesehen. Aber ich bin auch ein großer Internet- und YouTube-Fan. Da gucke ich Vorträge von Volkswirt Hans-Werner Sinn. Der sagt auch mal Sachen, die die Politik nicht sagen darf, setzt sich mit Europa auseinander – das ist höchst spannend. Genau wie die Sachen die der Wissenschafts-Journalist Harald Lesch macht.

Letztens habe ich mir den Film von Bruce Springsteen angeschaut. Und war bewegt, wie toll er über seinem Vater sprechen konnte. Das kann ich leider nicht. Aber ich habe meine Frieden mit Willy gemacht: Letztens habe ich in „My Fair Lady“ auf der Bühne gestanden – in seinem Smoking. Da sah ich plötzlich mich und auch ihn, verbunden auf diese sehr spezielle Art. Da dachte ich: „Jetzt ist es auch mal gut. Die Vergangenheit ist vergangen…“.

Mundharmonika spielen in der „Alt-Herren-Band“

Gibt es etwas, was Peter Millowitsch gern anders gemacht hätte, in seinem Leben? Er grinst, zieht seine Mundharmonika aus der Hosentasche und bläst hinein. „Das mit der Musik“, sagt er dann. „Es ist ärgerlich, dass ich als Kind damit aufgehört habe. Wegen den Klavierstunden. Zum Kotzen waren die. Hätte man mir ein paar Boogieläufe beigebracht, ich wäre sicher dabei geblieben.“

Das Mundharmonikaspielen hat Millowitsch richtig gelernt und spielt nun seit fünf Jahren. „Und an (fast) jedem zweiten Samstag auch abends in der Südstadt-Kneipe »Climax«. Da treffen sich dicke alte Männer und spielen den Blues. Und ich bin der älteste….“.

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Sind seit Kindertagen befreundet: Die Schauspieler-Kollegen Peter Millowitsch und Heidi Mahler. Sie standen zusammen in „Knatsch im Treppenhaus“auf der Bühne. 

Der 70. Geburtstag wird mit Heidi Mahler gefeiert 

Am Freitagnachmittag wird jetzt erst mal gefeiert. In der „Belle Etage“ des Schmitz. „Aber nicht nur mich. Auch Heidi Mahler, mit der ich gerade spiele. Sie hat einen Tag vor mir Geburtstag, wird 75 Jahre alt.“