CoronaKölns Ford-Werke länger als geplant dicht: Wie IG Metall den Arbeitern hilft

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Metin Yildiz, Logistiker im Motorenwerk: „Ich mache mir große Sorgen."

Köln – Die gigantischen Fabrikhallen sind leergefegt, die Fiesta-Produktion steht still. Und das wohl noch mindestens einen Monat. Auch das Ersatzteillager führt ab Montag Kurzarbeit ein. So wie Ford geht es derzeit vielen Betrieben. Im Zuständigkeitsbereich der IG Metall Köln-Leverkusen sind seit Beginn der Corona-Pandemie rund 20.700 Beschäftigte nicht mehr im Betrieb tätig.

Wie Ford Europa mitteilt, reagiert das Unternehmen auf die unverändert ernste Situation der Corona-Pandemie und verlängert die Einstellung seiner Fahrzeug- und Motorenfertigung in Köln voraussichtlich bis mindestens zum 4. Mai 2020. Neben Köln sind die Werke in Saarlouis, Valencia (Spanien) und Craiova (Rumänien) seit 19. März stillgelegt.

Ford Europa hofft auf baldige Besserung der Corona-Lage

Was sagt der Boss? „Es ist wichtig, dass wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so viel Klarheit wie möglich geben, wie lange die aktuelle Situation vermutlich noch anhalten wird“, betont Stuart Rowley, Präsident von Ford Europa. „Wir hoffen, dass sich die Lage im kommenden Monat wieder verbessern wird. Unsere Planungen für den Wiederanlauf des Betriebs basieren auch weiterhin darauf, wie sich die Bedingungen entwickeln und welche Vorgaben wir vor Ort von den Regierungsstellen erhalten.“

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Top-Manager Stuart Rowley.

Die Pläne für die Wiederaufnahme der Produktion hängen stark davon ab, wie sich die Covid19-Pandemie in den kommenden Wochen entwickelt, welche nationalen Vorschriften den Betrieb dann weiterhin einschränken, vor welchen Hindernissen die Zulieferer stehen und wie operationsfähig das Händlernetzwerk bis dahin wieder ist, teilte der Autobauer mit.

Wie geht es derweil den Beschäfftigten?

Einer der betroffenen rund 17.000 Kölner Fordler ist Metin Yildiz, der als Logistiker im Motorenwerk arbeitet. Er bekommt derzeit Kurzarbeitergeld, das auf 80 Prozent vom Lohn aufgestockt wird. „Ich nehme die Situation ernst und mache mir angesichts der Verlängerung des Shutdowns bei Ford große Sorgen um unser aller Jobs." Die freie Zeit nutzt der Familienvater, um für seine Meisterprüfung zu lernen. Mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern bastelt er Regenbögen, um sie als Zeichen der Hoffnung an die Fenster zu kleben. Auch lange Waldspaziergänge stehen auf dem Programm: „Dort, wo wir nicht auf Menschen treffen."

IG Metall: Mit Solidartarifvertrag durch die Pandemie-Krise

Damit die Fordlerinnen und Fordler in dieser schwierigen Zeit nicht auch noch Angst um ihre Existenz haben, legt sich die IG Metall mächtig ins Zeug. Angesichts der Corona-Pandemie wurde nun ein besonderer Tarifvertrag mit den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie abgeschlossen. Dieser neue Solidartarifvertrag sorgt für höheres Kurzarbeitergeld, sichert Arbeitsplätze und ermöglicht Kinderbetreuung in Quarantäne-Zeiten.

Der Tarifvertrag gilt bis Ende 2020. Die wichtigsten Punkte: Das Weihnachtsgeld kann durch zwölf geteilt und auf das Monatsentgelt verteilt werden. Damit steigt das monatliche Einkommen – und entsprechend das Kurzarbeitergeld.

In den Betrieben wird ein Solidartopf eingerichtet, in den die Arbeitgeber 350 Euro für jeden Beschäftigten einzahlen (gerechnet nach Vollzeit-Arbeitsplätzen). Das Geld kann für Härtefälle im Betrieb verwendet werden. Wo Kurzarbeitergeld aufgestockt wird, kann der Arbeitgeber die 350 Euro verrechnen. Bleibt am 1. Dezember Geld im Topf, wird anteilsmäßig an die Beschäftigten ausgezahlt.

Dieter Kolsch von der IG Metall: Gigantische Herausforderungen

Dieter Kolsch, I. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Köln-Leverkusen betont: „Unser Land, unsere Wirtschaft und auch unsere Region stehen angesichts der weltweiten Verbreitung des Corona-Virus vor gigantischen Herausforderungen. Was unsere Vertrauensleute und Betriebsräte derzeit leisten, ist hervorragend."

Und weiter: „Viele Beschäftigte sind angesichts der Situation und der neuen Regelungen verunsichert. Sie suchen Rat und Unterstützung bei Betriebsräten, Vertrauensleute und der IG Metall direkt. Unsere Mitglieder wissen, dass sie sich weiterhin per E-Mail, Telefon oder Videokonferenz an uns wenden können und wir ihnen tatkräftig zur Seite stehen.“