Comedy-Lady im InterviewCarolin Kebekus: Ich habe großen Respekt vor Helene Fischer

Die zweite Folge ihrer neuen Show „Pussy Terror TV“ läuft kommenden Samstag wieder im WDR.

Die zweite Folge ihrer neuen Show „Pussy Terror TV“ läuft kommenden Samstag wieder im WDR.

Sie hat sich mit den Millionen Helene-Fischer-Fans zerstritten. Sie lästert gegen die Kirche. In ihrer TV-Show erklärte sie den Vorteil einer Penis-Prothese für Frauen, macht den Papst zum „Pray-Boy“, und Altkanzler Helmut Schmidt unterlag nur ganz knapp bei der Wahl zur „Pussy des Monats“. Nein, Carolin Kebekus (34), Komikerin aus Köln-Ostheim, hat vor nix und niemandem Respekt. Und das macht ihren Riesen-Erfolg aus.

Doch wer ist diese Frau, die gegen fast alles ledert? Vor ihrer zweiten Show „PussyTerror TV“ im WDR-Fernsehen (läuft kommenden Samstag, 21.45 Uhr) gibt sie dem EXPRESS erstaunliche Antworten.

EXPRESS: Nächsten Samstag sehen wir die zweite Folge Ihrer neuen Show „PussyTerror TV“. Was haben Sie aus Folge 1 für sich gelernt? Carolin Kebekus: Im Großen und Ganzen war ich sehr zufrieden, aber Luft nach oben gibt’s natürlich immer.

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Schauen Sie sich eigentlich manchmal noch Ihre ersten Auftritte an? Habe ich gerade gemacht, den allerersten! Ich finde da alles ganz peinlich. Ich rede ganz leise, ganz hoch, ganz piepsig und stehe so wackelig auf der Bühne. Man sieht zwar schon, dass ich was sagen möchte – aber ich kriege es nicht richtig rüber. Furchtbar!

Da hat sich einiges geändert. Heute sind Sie unüberhörbar – und gelten auch als Fachfrau in Sachen „Leben in der Unterhose“. Ist Ihnen da auch mal was peinlich? Nö. Ich war immer leicht vulgär. Ich habe es schon in der Kneipe geliebt, solche Sachen rauszuhauen, bei denen die anderen entsetzt reagierten: »Was ist denn mit dir los?« Das führe ich auf der Bühne fort. Da ist mir nichts peinlich, denn ich erzähle nur das, was ich wirklich erzählen will. Meine Mama sieht das allerdings etwas anders und sagt schon mal: »Das war jetzt doch ein bisschen ekelig.« Mein Papa findet das dagegen nicht so schlimm, der lacht drüber.

Auf der Bühne so laut zu sein, trauen sich sonst eher die Männer. Was ist der Grund, dass es bei uns nur so wenige Frauen auf großen Comedy-Bühnen gibt? Wahrscheinlich hat man als Frau nicht unbedingt den Wunsch, allen die Eier zeigen zu müssen und die Geilste zu sein. Frauen denken da anders: »Ich bin Richterin von Beruf. Warum soll ich mich auf die Bühne stellen und lustig sein?« Dass es bei mir so gekommen ist, liegt wahrscheinlich an einem Gen-Defekt.

Sie haben es sich bei vielen verscherzt, weil Sie Helene Fischer so aufs Korn genommen haben, die auch einen eigenen Weg gegangen ist. Was haben Sie gegen Deutschlands Super-Star? Dieser Hype um Helene Fischer ist ein Phänomen. Und es ist Teil meines Jobs, solche Phänomene zu hinterfragen. Natürlich habe ich keinen persönlichen Hass gegen Helene Fischer. Warum auch? Ich kenne sie gar nicht. Ich habe sehr großen Respekt vor ihrer Arbeit. Und sich zu sagen: »Ich will der größte Schlagerstar werden!« muss man als Frau erst mal schaffen. So einen Ehrgeiz hat man als Mädchen nicht unbedingt in sich. Da schiebt Frau gern andere vor: »Nein, nein, Leute, macht ihr das lieber. Ich will nicht anstrengend sein.«

Ticken Mädchen da anders als Jungs? Als Mädchen lernst du: Nicht anzuecken ist gut, denn sonst giltst du als zickig.

In Ihren Programmen erkennen wir die große Liebe zum Fußball. Woher kommt die? Ich war immer FC-Fan. Das ist man ja sowieso, wenn man in Köln lebt, das wird nicht hinterfragt. Selbst wenn man keine Ahnung hat oder Fußball nicht mag – dann ist man trotzdem FC-Fan in Köln. Als dann 2006 die WM in Deutschland war, habe ich angefangen, mich für die Bundesliga zu interessieren. Seitdem bin ich Mitglied mit Dauerkarte beim FC und regelmäßig im Stadion. Es macht mir Spaß, mit meinem Vater dabei zu sein, Bier zu trinken und rumzuschreien. Allerdings habe ich im Gladbacher Stadion auch schon diese Auswüchse der sogenannten Fans erlebt, diese grundlose und beabsichtigte rohe Gewalt. Ich muss gestehen, dass ich da wirklich richtig verstört war. Unglaublich!

Was würde eigentlich passieren, wenn jetzt der „Tatort“ anrufen würde … …und fragte, ob ich Bock habe? Würde ich sofort zusagen – egal ob als Leiche oder Kommissar. Hauptsache, dabei sein!

Waren Sie in jungen Jahren auch voller Selbstbewusstsein? Es gibt ganz schlimme Videos von mir und meinem Bruder, die das dokumentieren. Eines zeigt uns zu Weihnachten. Der Weihnachtsmann kommt, mein Bruder versteckt sich vor Angst unterm Tisch – und ich labere ihn einfach zu. Ich sag noch ein Gedicht und noch ein Gedicht und noch ein Gedicht auf, singe noch was, spiele noch was. Bis meine Mutter einschreitet: »Jetzt lass doch mal deinen Bruder ran. Der möchte auch mal…« Ich hatte schon damals immer den Drang zu spielen und Geschichten zu erzählen.

Wie sieht Ihre Familienplanung aus? Hat ein eigenes Kind einen Platz in Ihrem Leben? Ja – ich finde den Gedanken cool, dass man sich eine eigene Familie schafft. Aber bitte jetzt noch nicht. Manchmal träume ich sogar, dass ich ein eigenes Kind hätte – das ich dann aber irgendwo vergessen habe, bis ein Veranstalter anruft: »Frau Kebekus, Sie wissen doch, dass in der Garderobe noch Ihre Tochter liegt?« Und ich fahre zurück und denke nur: »Wo soll ich sie bloß hintun, ich habe doch gar keinen Platz.«

Wenn Sie eine eigene Tochter hätten – wären Sie froh, wenn sie so wäre wie Sie damals? So wie ich? O weh! Ich war als Kind schon extrem anstrengend und albern. Ich habe dauernd was vorgemacht, dauernd noch einen Witz und noch einen Witz erzählt. Da gab es keine ruhige Minute für meine Eltern. Es wäre nicht schlecht, wenn meine Tochter da etwas anders wäre. Vielleicht hin und wieder mal den Mund halten und was Leises spielen: Es gibt doch so schöne Puzzles...