„How To Sell Drugs Online (Fast)“Was die erste Kölner Netflix-Serie besonders macht

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Szene aus „How To Sell Drugs Online (Fast)“

  • Bei Netflix startet am Freitag die Kölner Serie „How To Sell Drugs Online (Fast)“.
  • Entwickelt wurde die Serie in Köln-Ehrenfeld, gedreht in Köln und im Umland.
  • Aufgegriffen werden darin viele aktuelle Fragen aus einer immer schnelllebigeren Welt – auf atemlose Weise in sechs kurzweiligen Folgen erzählt.

Köln – Moritz (Maximilian Mundt) hatte sich das irgendwie anders vorgestellt. Als seine Freundin Lisa (Lena Klenke) von ihrem Austauschjahr in den USA zurückgekehrt, will der 17 Jahre Teenager sie am Flughafen abholen. Doch daraus wird nichts.

Lisa bittet um eine Pause und flirtet stattdessen heftig mit Schulschönling Dan (Damian Hardung). Für Moritz bricht eine Welt zusammen. Es ist eine Geschichte, wie sie sich wohl an jeder deutschen Schule zigfach ereignet.

Doch diesen alltäglichen Rahmen verlässt die dritte deutsche Netflix-Serie „How To Sell Drugs Online (Fast)“ schnell – und dann wird es wild. Denn weil Dan auf dem Schulhof Ecstasy vertickt und die Pillen auch zur nächsten Party mitbringen will, fasst Moritz den ziemlich verrückten Plan, dem örtlichen Kleinstadtdealer (herrlich überdreht: Bjarne Mädel) einfach alle Pillenvorräte abzukaufen, damit Dan auf der Feier nicht glänzen kann.

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Und weil er die Drogen dann ja auch irgendwie wieder loswerden muss, nutzt er den Online-Shop, den sein mindestens ebenso nerdiger Freund Lenny (Danilo Kamperidis) für ein anderes Projekt gebaut hat, jetzt einfach für dieses Geschäft.

Fantastische Ausgangslage für eine Serie

Ein zurückhaltender, nicht sonderlich beliebter Schüler, der aus seinem Kinderzimmer in einer Kleinstadt heraus einen florierenden Online-Drogenhandel betreibt – das ist eine fantastische Ausgangslage für eine Serie. Dachte sich auch Stefan Titze, als er beim Brainstormen für das „Neo Magazin Royale“ irgendwann die Geschichte des Dealers „Shiny Flakes“ in die Finger bekam.

Der 18 Jahre alte Maximilian S. aus Leipzig hatte tatsächlich Drogen im Wert von mehreren Millionen Euro nach ganz Europa verkauft. Die Kollegen in der Produktionsfirma bildundtonfabrik (btf) waren begeistert, sie entwickelten ein Konzept und pitchten die Idee Netflix.

„Und es hat geklappt. Man musste sich zwischendurch schon mal zwicken, weil wir tatsächlich eine Serie machen, die man in so ziemlich allen Ländern sehen kann, die es gibt“, sagt Titze.

Die erste Kölner Netflix-Serie – in Ehrenfeld entwickelt, in Köln und Umgebung gedreht – ist ab diesem Freitag auf dem Streamingportal zu sehen. Am Dienstag feierte das Team eine Premierenparty in der Kölner Bar „Die Wohngemeinschaft“.

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Die von der bildundtonfabrik produzierte Netflix-Serie „How To Sell Drugs Online (Fast)“ wurde in Köln und Umgebung gedreht.

Gut 150 Millionen Abonnenten weltweit werden dann Zugriff auf die Serie haben. Es gibt synchronisierte Fassungen in vier Sprachen und Untertitel. Für Hauptdarsteller Maximilian Mundt ist es ein schönes Gefühl zu wissen, dass die Serie Menschen auf der ganzen Welt schauen können.

„Da ist sehr viel Respekt, auch etwas Angst. Aber vor allem ist es eine Ehre. Alle haben so viel Herzblut in die Serie reingesteckt. Das ist keine Fließbandproduktion“, so Mundt.

Netflix aus Köln, doch der Look ist international geworden

Aus Nordrhein-Westfalen in die Welt. Auch wenn „der Look der Serie sehr international ist“ und surreale Elemente hat, wie etwa Lisa-Darstellerin Lena Klenke zu recht sagt, war es den Machern wichtig, dass die Herkunft zu erkennen ist.

„Wir wollten eine deutsche Serie erzählen. Es gibt sehr viele Berlin-Serien, aber ich habe bisher noch wenige Kleinstädte gesehen. Und dann haben wir eben das fiktive Rinseln gebaut, sagt Autor Titze, der das Buch mit Sebastian Colley und btf-Geschäftsführer Philipp Käßbohrer schrieb. „Und jeder, der nicht aus der Großstadt kommt, kennt dieses Rinseln.“ Genau der Gegensatz sei ja das Reizvolle. „Der Standort ist ja egal, wenn man im Internet erfolgreich sein will. Deine Welt kann noch so klein sein, etwas Großes ist nur einen Klick entfernt.“

Kölner Netflix-Serie: sechs Folgen von je 30 Minuten

„How To Sell Drugs Online (Fast)“ ist unglaublich schnell erzählt, atemlos geht es durch die sechsmal 30 Minuten. Ständig poppen zudem Chatverläufe, Fotos oder Videos auf. Alles passiert gleichzeitig. Genauso wie im Leben der heutigen Schüler. „Wir wollten die Generation Z erzählen. Was macht deren Lebensrealität aus?

Sie leben in einer unfassbar schnellen, assoziativen Welt. Deren Welten verschmelzen ja. Du sitzt in der Bahn, schaust aber irgendwelche Videos. Was ist real, was ist virtuell? Diese Ambivalenz ist spannend“, sagt Stefan Titze, der selbst erst 24 Jahre alt ist. „Das ist einfach sehr schnell. Die Serie ist ein Trip für Leute, denen Drogennehmen zu krass ist. Das kann einem Kopfschmerzen bereiten, aber das ist einfach die Lebensrealität, in denen die sich befinden.“

Die Suche nach sich selbst, die Unsicherheit, wie andere einen wahrnehmen, Selbstzweifel und Selbstoptimierung – die Herausforderungen der Pubertät werden durch die Digitalisierung noch verstärkt. „Man muss sich in den sozialen Netzwerken immer darstellen, die Frage ist, wie man das macht.

Wie weit ist das von mir entfernt? Weiß ich überhaupt, wer ich bin oder sein will? Diese Fragen, denen wir ja auch selbst total ausgesetzt sind, greift die Serie sehr gut auf“, sagt Lena Klenke. Dass es gar nicht so einfach ist, darauf Antworten zu finden, zeigt „How To Sell Drugs Online (Fast)“ auf sehr unterhaltsame, aber keineswegs oberflächliche Weise.

(red)