Schlägertrupp per SMS geholfenFrau (25) in Köln verurteilt – „Abreibung“ endet für Ex fast tödlich

Die Angeklagte, die neben ihrem Anwalt steht, hält sich einen Ordner vors Gesicht.

Vor dem Kölner Landgericht ist am Mittwoch (20. März 2024) das Urteil gegen eine Frau (25) gefallen. Das Foto zeigt sie beim Prozessauftakt am 14. Dezember 2023 neben ihrem Anwalt Thomas Pusch. 

Nach einem brutalen Angriff auf einen Mann (33) vor dem Deutzer Bahnhof stand dessen Ex-Freundin vor Gericht. Sie soll die Schläger angeheuert haben. Jetzt fiel das Urteil. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Seit Mitte Dezember musste sich eine Frau (25) vor Gericht verantworten, weil sie ihrem Ex (33) einen Schlägertrupp auf den Hals gehetzt haben soll. Der hatte sie nach rund einem Jahr Beziehung verlassen.

Das Opfer bezahlte den Angriff am Ottoplatz in Deutz jedoch fast mit seinem Leben. Daher war die Frau zunächst wegen Anstiftung zum versuchten Totschlag angeklagt. Doch im Prozess kam es zu einer Wende. Dementsprechend fiel am Mittwoch (20. März 2024) das Urteil aus. 

Opfer (33) lag im künstlichen Koma: Urteil nach Angriff in Köln-Deutz

Wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung wurde die 25-Jährige zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Dass sie die insgesamt vier Schläger angestiftet und bezahlt haben soll, konnte ihr nicht nachgewiesen werden.

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Dem Ex-Freund der Angeklagten waren in der Nacht zum 27. März 2023 auf dem Vorplatz des Deutzer Bahnhofs so schlimme Verletzungen zugefügt worden, dass er notoperiert, ins künstliche Koma gelegt und künstlich beatmet werden musste. 

Ein Polizist (25), der einer der Ersten vor Ort gewesen war, schilderte beim Prozessauftakt im Dezember, dass das Opfer aus Nase und Mund geblutet und nur noch geröchelt hätte. „Er war nicht bei Bewusstsein, zu keiner Zeit“, erklärte er.

Brutale Tat am Deutzer Bahnhof: Krankenschwester bekam alles mit

Eine Krankenschwester, die alles gesehen hatte, habe ihm dann beschrieben, dass das spätere Opfer zunächst mit einem anderen Mann ganz normal diskutiert und gestikuliert habe. Plötzlich habe dieser ihn jedoch zu Boden geschlagen. Kurz darauf, so die Zeugin, seien weitere Männer aus dem Bahnhof gestürmt und hätten auf das Opfer eingeschlagen und eingetreten. 

In der Vernehmung berichtete die Frau später gegenüber einem anderen Polizisten (37), dass einer der Täter hauptsächlich auf den Kopf eingetreten habe. Sie beschrieb es als wuchtige „Stampftritte“. 

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Nach dem fünften Tritt habe sich das Opfer nicht mehr bewegt, der Täter soll aber trotzdem noch zweimal zugetreten haben. Die anderen Männer hätten hingegen eher wild und willkürlich zugetreten, unter anderem in Bauch und Rücken. Anschließend waren die Brutalos geflüchtet und die Zeugin leistete Erste Hilfe.

Der Schwerstverletzte habe kaum mehr Puls gehabt und sich in einem regelrechten Blutschwall erbrochen, erzählte sie. 

Kölner Polizist vor Gericht: Zeugin von enormer Brutalität überwältigt

„Sie war von der enormen Brutalität überwältigt“, sagte der 37-jährige Beamte der Kölner Polizei im Zeugenstand. Er habe schon am Tatort bemerkt, dass die Zeugin aussagen wollte. Der Polizist: „Sie konnte kaum abwarten, sich alles von der Seele zu reden.“ Die Frau sei dabei sehr sachlich gewesen und habe nichts überspitzt. 

Die Schilderungen schienen die Angeklagte, die vor Prozessbeginn noch in Richtung Publikum gelacht, dort ihrer Mutter und Schwester zugewunken hatte, zwischenzeitlich doch emotional mitzunehmen. Trotz dicker Schminke sah es aus, als würde sie kurz mit den Tränen kämpfen. 

Prozess in Köln: Schlägertrupp hatte mit Opfer selbst noch Rechnung offen

Die 25-Jährige, die insgesamt elf Monate hinter Gittern saß, war während des Prozesses aus der U-Haft entlassen worden. Denn die vier Schläger sollen mit dem Ex-Partner der Frau selbst noch eine Rechnung offen gehabt haben. Dabei soll es um Schulden aus illegalen Geschäften gegangen sein.

Allerdings schickte die Angeklagte dem Quartett am Tattag eine SMS, wo sich ihr Ex aufhält. „Damit hat sie die Tat erst ermöglicht“, zitierte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Staatsanwalt im Plädoyer. Sowohl Staatsanwalt als auch Verteidiger waren sich aber einig, dass die Frau die massiven Folgen für das Opfer nicht absehen konnte. Statt einer Abreibung war es zu einem Gewaltexzess gekommen. 

Die vier Schläger sind noch immer flüchtig. Zwar hatte die Kölner Polizei zwischenzeitlich Fahndungsfotos der Männer aus der Videoüberwachung der Bundespolizei am Deutzer Bahnhof veröffentlicht. Auch wurde am 12. April in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ über den Angriff berichtet. Doch zu einer Festnahme kam es bislang nicht. Nur von einem der Tatverdächtigen ist bislang die Identität bekannt.