Raser-Unfall, TodesdrohungKritik von Initiative an der Stadt – Straße in Köln außer Kontrolle?

Alfred-Schütte-Allee

Schnurgerade: Kein Wunder, dass sich die Raser- und Poserszene an der Alfred-Schütte-Allee trifft. 

Die Situation an der Alfred-Schütte-Allee erhitzt die Gemüter. Die Bürgerinitiative gegen Raser kritisiert jetzt die Stadt bei der Umsetzung weiterer Maßnahmen. 

Sie treffen sich an der Alfred-Schütte-Allee, rasen die Straße runter, protzen mit ihren polierten PS-Karren. Im März erst wurden dort mehrere Menschen verletzt, als ein 18-Jähriger im geliehenen BMW X6 in ein anderes Auto raste. 

Dass sich die Raser- und Poserszene die schnurgerade Straße in Köln-Poll als Treffpunkt auserkoren hat: für viele Anwohnende ein Albtraum. Zwar hat die Stadt bereits einige Maßnahmen ergriffen, doch Gerald Diepolder von der Bürgerinitiative gegen Raser beklagt: „Noch immer mangelt es an der Umsetzung geeigneter Maßnahmen seitens der Stadt bezüglich der Raserproblematik!“

Alfred-Schütte-Allee: Bürgerinitiative äußert Kritik gegenüber Stadt Köln 

Er verweist auf einen Beschluss der Bezirksvertretung Porz von Mitte Juni. Darin wurde die Verwaltung beauftragt, dringend weitere Maßnahmen zur Lösung der angespannten Situation an der Alfred-Schütte-Allee zu ergreifen. Diese seien, so heißt es, „umgehend zu treffen“. 

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„Umgesetzt ist davon noch nichts“, kritisiert Diepolder jetzt gegenüber EXPRESS.de.

Unter anderem sollte die Alfred-Schütte-Allee eigentlich ab dem 1. Juli zwischen Einmündung Müllergasse und Ausfahrt der KSG (Kanuverein) abends und am Wochenende (außerhalb der Arbeits- und Anlieferzeiten der dort ansässigen Firma Schütte) gesperrt werden. 

Teilsperrung beschlossen: Stadt Köln prüft Maßnahmen

„Die Verwaltung prüft die Umsetzung der Maßnahme aus rechtlicher Perspektive zum einen aufgrund des Straßen- und Wegegesetzes als auch auf Grundlage des Straßenverkehrsgesetzes“, erklärt Robert Baumanns vom städtischen Presseamt auf EXPRESS.de-Nachfrage.

Die Alfred-Schütte-Allee ist öffentlich gewidmet. Heißt: Jeder und jede kann sie nutzen. „Eine Änderung der Widmung bedarf eines öffentlich-rechtlichen Akts inklusive einer Beteiligung und einer Veröffentlichung im Amtsblatt. Es gibt Voraussetzungen für eine Änderung der Widmung, die auf der Alfred-Schütte-Allee voraussichtlich nicht erfüllt sind“, so der Stadtsprecher. Beispielsweise sei eine durchgängige (und nicht zeitlich begrenzte und daher temporäre) Veränderung der Verkehrsbedeutung erforderlich. 

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Die Verwaltung prüfe auch, so der Sprecher weiter, ob eine Sperrung nach Straßenverkehrsrecht, wie bei der Kitschburger Straße, möglich ist. Doch auch dafür müssten Voraussetzungen erfüllt sein, wie beispielsweise die Erschließung der Anlieger, eine sichere Verkehrsführung und eine Prüfung des Ausweichverkehrs auf angrenzende Straßen, außerdem müsse ein nach der Straßenverkehrsordnung vorgesehener Anlass zur Sperrung gegeben sein. 

Alfred-Schütte-Allee: Stadt zu Baumschutz und Fußgängerüberweg

Gemäß Beschluss sollen auch die Baumscheiben an der Alfred-Schütte-Allee durch Absperrpfosten geschützt werden. „Die Maßnahmen, die zum Schutz der Bäume dienlich sind, werden derzeit geprüft und möglichst zeitnah umgesetzt“, erklärt Stadtsprecher Baumanns dazu. 

In der Bezirksvertretung wurde ebenfalls ein provisorischer Fußgängerüberweg in Höhe der Müllergasse beschlossen. Laut Robert Baumanns sei eine temporäre und kurzfristige Maßnahme jedoch regelgerecht nicht umsetzbar. Heißt: Die Stadt kann nicht einfach schnell irgendwo einen Zebrastreifen hinmalen ... aber er kommt!

Baumanns: „Ein Fußgängerüberweg wird im Rahmen der Bauausführung im vierten Quartal 2023 umgesetzt.“ Das umfasse eine Straßenbeleuchtung, die Installation sehbehindertengerechter Leitelemente und die bauliche Anpassung der Gehweg, um die Sichtbeziehung zwischen Fußgängerinnen, Fußgängern, Auto- und Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern herzustellen. 

Polizei Köln: Alfred-Schütte-Allee seit Jahren ein Hotspot

Die beschlossene verstärkte Überwachung der Missachtung des Einfahrtverbots in die Buswendeschleife der Alfred-Schütte-Allee ist Sache der Polizei. Laut Jürgen Berg, Leiter des Einsatztrupps Verkehr der Kölner Polizei, finden bereits regelmäßige Kontrollen statt.

„Die Alfred-Schütte-Allee ist für uns seit Jahren ein Hotspot, den wir sehr regelmäßig aufsuchen und wo wir, auch im Bereich der Buswendeschleife, regelmäßig Kontrollen durchführen und Verwarngelder im Bezug auf verbotswidriges Wenden erheben“, stellt er klar.

Berg weiter: „Freitag- und Samstagnacht ist das höchste Besucheraufkommen auf der Alfred-Schütte-Allee – daher ist das auch für uns die Hauptkontrollzeit.“

Die Raser- und Poserszene an der Alfred-Schütte-Allee ist ein Dauerthema. Erste Maßnahmen hat die Stadt bereits kurzfristig umgesetzt, unter anderem wurde in Teilen eine Fahrradstraße eingerichtet beziehungsweise die Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h herabgesetzt. 

Auch wurden Einbauelemente installiert, die die Fahrbahn punktuell verengen. Diese würden aber nicht weit genug in die Straße reichen, bemängelt Gerald Diepolder von der Bürgerinitiative gegen Raser. Er will auf der Alfred-Schütte-Allee sogar bereits eine Todesdrohung erhalten haben. 

Ein Betonklotz liegt am Fahrbahnrand der Alfred-Schütte-Allee.

Sieht aus wie ein großer Legostein: Mit Bauelementen wurde die Fahrbahn der Alfred-Schütte-Allee verengt. 

In der Nacht zum 11. Juni 2023 kam er von einer Hochzeitsfeier, radelte nach Hause. Auf der Alfred-Schütte-Allee habe er dann neben einigen Autos gestoppt, aus denen Musik gedröhnt und um die viel Müll herumgelegen hätte, erzählt er.  

Diepolder: „Ich fragte, warum sie so laut und so dreckig sein müssten. Zur Antwort bekam ich: ‚Ich kenn' dich aus dem Fernsehen. Du bist tot!‘“ Er habe daraufhin in die Pedale getreten.