Der „Woelki-Tsunami“Neuer Rekord: 40.000 Austritte in Köln – jetzt flüchtet ausgerechnet eine Gruppe

Kardinal Woelki bei einer Messe im Kölner Dom.

Das Verhalten von Kardinal Woelki, hier im April 2022 im Kölner Dom, wird von vielen als Hauptgrund für die massiven Austritte aus der Kirche angesehen.

Sowohl beim Erzbistum Köln als auch in ganz Deutschland traten 2021 so viele Menschen aus wie nie zuvor.

Die katholische Kirche in der Krise: Die massiven Austrittszahlen sorgten schon in den vergangenen Monaten und Jahren für Schlagzeilen, jetzt hat der „Trend“ einen vorläufigen Höhepunkt erreicht, ganz besonders in Köln.

Das Erzbistum Köln verzeichnet für das vergangene Jahr 2021 genau 40.772 Austritte – so viele wie in keiner anderen deutschen Diözese und wie nie zuvor. Das geht aus der Bilanz der Deutschen Bischofskonferenz hervor, die am Montag (27. Juni) in Bonn vorgestellt wurde.

Neuer Rekord: Über 40.000 Menschen kehren dem Erzbistum Köln den Rücken

Damit ist Köln zwar nicht der einzige Schauplatz der rasenden Entwicklung, sorgt aber alleine für etwa elf Prozent der Austritte in ganz Deutschland. Ein Jahr zuvor waren gerade einmal 17.281 Austritte registriert worden, weniger als die Hälfte des aktuellen Werts.

Expertinnen und Experten führen den massiven Anstieg besonders auf die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln und das Verhalten von Kardinal Rainer Maria Woelki zurück, der gesamte Fall sorgt bereits seit Jahren für Kritik.

Der Münsteraner Theologe und Kirchenrechtler Thomas Schüller spricht gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger” sogar von einem „Woelki-Tsunami“.

Katholische Kirche in Deutschland in der Krise: Rekordjahr 2019 weit übertroffen

Auch die katholische Kirche in Deutschland allgemein hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekord bei den Kirchenaustritten verzeichnet. 2021 traten fast 360.000 Menschen aus der Kirche aus und damit 86.567 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, zeigte sich von diesem sprunghaften Anstieg „zutiefst erschüttert“. Bätzing erklärte, „die Zahlen des Jahres 2021 zeigen die tiefgreifende Krise, in der wir uns als katholische Kirche in Deutschland befinden.“

Austritte aus der Kirche: Ein Trend ist besonders alarmierend

Besonders alarmierend für die Kirche: Laut Bätzing würden mittlerweile nicht nur Menschen austreten, die schon über einen längeren Zeitraum keinen Kontakt mehr zur Kirche haben, sondern vermehrt auch bisher sehr engagierte Katholiken.

Ein Trend, den auch Schüller sieht: „Erschütternd ist dabei, dass nun auch tief mit ihrer Kirche verwurzelte Katholikinnen und Katholiken austreten, die ihrer Kirche nicht mehr zutrauen, Reformen anzustoßen und den Opfern sexualisierter Gewalt in der Kirche Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“

Die treuesten der Treuen fangen an, das Schiff zu verlassen. Ob es sinkt, wird sich zeigen. Aber angesichts der aktuellen Zahlen scheint eine schnelle Trendwende aktuell ausgeschlossen. (tw, mit dpa)